Hagen. .

Der Fall der von einem herabstürzenden Ast schwer verletzten Lehrerin Alexandra Nelle hat bei Fachleuten aus Wald und Forst teilweise Entsetzen ausgelöst. Immerhin geht es in diesem und ähn­lichen Fällen um Haftungsrisiken der Waldbesitzer. Wir baten zu dem Thema den Hagener Forstamtsleiter Horst Heicappell um ein Interview.


Frage: Herr Heicappell, wie ist die Verkehrssicherung in der waldreichsten Großstadt des Landes geregelt?

Horst Heicappell: Das Forstamt der Stadt Hagen ist auf etwa 270 Kilometern Außengrenze verkehrssicherungspflichtig. Die Kontrollen und die Beseitigung von Gefahrenstellen erledigt unser geschultes Personal. Außerdem werden alle Maßnahmen gewissenhaft dokumentiert.

Frage: Können Sie einen Unfall wie den von Frau Nelle ausschließen?

Heicappell: Glücklicherweise kommt es nicht häufig zu Unfällen mit derart dramatischen Folgen. Trotzdem - bei Personenschäden oder gar im Todesfall muss der zuständige Mitarbeiter unter Umständen mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen. Die Stadt oder eine Versicherung können für den Kollegen nicht einstehen.

Frage: Gibt es denn keine verbindlichen Vorschriften, wie häufig kontrolliert und was abgesägt werden muss?

Heicappell: Es gibt eine gesetzliche Pflicht zur Verkehrs­sicherung, leider ist diese sehr generell gehalten. Daher ­müssen sich die zuständigen Personen immer wieder aufs Neue anhand von zum Teil widersprüchlichen Urteilen orientieren. Darüber hinaus müssen bei Fällungsmaßnahmen weitere Gremien hinzugezogen werden, die nicht immer dieselben Ziele ver­folgen.

Frage: Sie sprechen Landschaftsbehörden an, oder?

Heicappell: In Beiräten, Bezirksparlamenten und ­Ausschüssen werden Fäl­lungen oftmals kontrovers ­diskutiert. Nicht selten sind es Naturschutzverbände, Landschaftsbehörden oder Bürger, die Maßnahmen zur Verkehrs­sicherung als Freveltaten an der Natur ansehen und dagegen vorgehen. Was aber, frage ich Sie, sagen wir ­Menschen wie der Familie Nelle, wenn ein vermeidbares Unglück geschehen ist? Wo ist die Verantwortung der ­Gremien in einem solchen Fall?

Frage: Was also fordern Sie?

Heicappell: Ich wünsche mir eine einheitliche Regelung im Gesetz und die Absicherung des Waldbesitzers sowie geschädigter Menschen durch eine entsprechende Versicherung - und einen sachlicheren Umgang der Beteiligten mit­einander.