Möhnesee. Franz Korte ist wütend. Seitdem der Dioxinskandal Wellen schlägt, sieht der Futtermittelhersteller aus dem Möhnetal seine ganze Zunft ins falsche Licht gerückt.

Franz Korte ist wütend. Seitdem der Dioxinskandal Wellen schlägt, sieht der Futtermittelhersteller aus dem Möhnetal seine ganze Zunft ins falsche Licht gerückt.

Nein, verharmlosen möchte Korte, der nicht nur Unternehmer, sondern auch Vorstandsmitglied des Futtermittelverbandes AWT (Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierhaltung) ist, die Situation nicht. Ganz im Gegenteil. Was die Produzenten aus Schleswig-Holstein abgezogen haben, sei bewusste Manipulation gewesen.

„So etwas geschieht nur, wenn jede Menge kriminelle Energie im Spiel ist. Die Firma hat bewusst technische Fette in das Futter gemischt, um die Kunden zu täuschen“, sagt Korte deutlich. Sein Unternehmen lässt die Ware in Niedersachsen produzieren und ist nicht von Verunreinigungen betroffen. Genau wie der Großteil der insgesamt 450 Futtermittelhersteller in Deutschland.

Dennoch leidet die Branche unter den negativen Schlagzeilen der letzten Wochen. Korte: „Man muss sich die Situation mal vorstellen, es gibt zwei oder drei schwarze Schafe und die verunsichern 80 Millionen Verbraucher.“ Franz Kortes Unternehmen beliefert 400 bis 500 landwirtschaftliche Betriebe in Nordrhein-Westfalen und Süddeutschland.

Seinen Frust über die aktuelle Situation hat der Geschäftsführer in einem offenen Brief verarbeitet, den er an Lieferanten, Kunden, Freunde und Wegbegleiter geschickt hat. „Mir ist in den letzten Tagen der Kragen geplatzt. Da musste ich einfach mal einige Dinge richtig stellen“, erklärt Korte den Hintergrund seines Briefes.

Darin heißt es wörtlich: „... sondern nur einmal die wirklich Verantwortlichen benennen, die auf Grund dieser Verfehlungen letztendlich mit der vollen Härte des Gesetzes zu bestrafen sind - hier könnte noch einiges verschärft werden“. Die ersten Rückmeldungen auf Kortes Brief waren allesamt positiv. Ein Landwirt schreibt: „Diese Worte spiegeln die Stimmung unter uns Landwirten wider.“ Wohlgemerkt, unter den konventionellen Landwirten. Das Verhalten einer bestimmten Gruppe stößt Korte dieser Tage besonders sauer auf: Bio-Bauern.

„Vor acht Monaten waren die selbst vom Dioxinskandal betroffen. Damals hat keiner der konventionellen Landwirte dazu aufgerufen, deren Bio-Produkte nicht mehr zu kaufen. Dass die Bio-Bauern nun auf die konventionellen Landwirte einprügeln, um ihre Ware zu vermarkten, ist ein absolutes Unding“, echauffiert sich Korte.

Bis zu 1000 Tonnen Futter verbraucht ein mittelgroßer Schweinemastbetrieb im Jahr. Durch das Geschehen der vergangenen Wochen ist der Preis für Mastschweine massiv eingebrochen. Von 1,50 pro Kilo auf aktuell 1,38 Euro. „Das bedeutet für die Landwirte zwischen 15 und 20 Euro weniger Einnahmen pro Schwein“, rechnet Korte vor.

Geld, das an anderer Stelle wieder eingespart werden muss. „Die Liquidität lässt nach“, lautet die Schlussfolgerung des Unternehmers. Da schließt sich der Kreis für den Futtermittelhersteller. „Durch die Einsparungen können wir keine neuen Kunden gewinnen“, sagt Korte. Natürlich könnte er aus der Krise der Konkurrenz Kapital schlagen, will er aber nicht. „Es ist unseren Außendienstmitarbeitern strengstens verboten, aus dem Schaden anderer Kapital zu schlagen. Das können wir nicht mit unseren ethischen Grundsätzen vereinbaren.“

Jetzt rechnet der Delecker mit einer Entspannung der Situation. „Ich hoffe, dass der Höhepunkt jetzt überschritten ist, und sich die Situation in den kommenden Wochen wieder entspannt.“