Berlin/Hagen.

Das Lekker-Mobil ist in Flammen aufgegangen. Das Elektroauto des Unternehmens DBM Energy, gesponsert von Lekker Energie, eine Tochtergesellschaft der Hagener Enervie-Gruppe, stellte im Oktober einen Weltrekord auf. Der Wagen war ohne Aufladen der Batterie 605 Kilometer von München nach Berlin gefahren. Die Branche begleitete die Rekordfahrt mit Skepsis.

Zur Erinnerung: Großer Bahnhof am Brandenburger Tor. Mit einer Akku-Ladung von der Isar an die Spree.

Weltrekord für einen Stromer. Ein Pulk Medienvertreter pustet die einzigartige Leistung weltweit hinaus.

Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) spricht vom „Durchbruch“ und jubiliert: „Jetzt müssen alle umrüsten auf die Technik, dann haben wir es geschafft. Unsere Förderung dieser Pionierleistung hat sich voll ausgezahlt.“

275 000 Euro steuert das Ministerium für die Entwicklung des Wunderautos aus der Werkstatt des Berliner Technologieunternehmens DBM Energy bei. Und Ivo Grünhagen, Vorstandschef der Enervie-Gruppe gibt sich ebenfalls euphorisch: „Diese Fahrt ist ein wegweisender Meilenstein in der Entwicklung der Elektromobilität.“

Geschichte. Vorbei. Vorerst.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember brennt das berühmte Elektroauto in einer historischen Lagerhalle in der Lankwitzer Straße in Berlin-Mariendorf lichterloh. Die Halle und der Wunderwagen sind vernichtet. Aus ermittlungstaktischen Gründen geht die Polizei erst gestern an die Öffentlichkeit. Es wird Brandstiftung vermutet, ein technischer Defekt ausgeschlossen. Der Akku auf Basis einer Lithium-Metall-Polymer-Technik soll unversehrt sein. Um ihn kümmert sich auf Anweisung Brüderles seit Montag die Bundesanstalt für Materialforschung. Wissenschaftler nehmen den Zauber-Akku nach allen Regeln der Kunst unter die Lupe. Dazu gehören eine thermische Prüfung und ein Aufprall-Test.

Der Geschäftsführer von DBM Energy, Mirko Hannemann, schweigt zu den Vorkommnissen, sein Sprecher Thomas Reckermann sagt nichts, verweist auf ihn. Der Internet-Auftritt des Unternehmens ist sparsam. Von personeller Überforderung, vom Aufstieg in eine neue Liga, von überwältigenden Angeboten ist die Rede: „Wir haben uns entschlossen, das erste Quartal 2011 dazu zu nutzen, uns für eine erfolgreiche Zukunft grundsätzlich professionell neu aufzustellen und arbeiten unter Hochdruck an dem auf- und Ausbau einer schlagkräftigen Struktur.“ Dies wird angesichts des rätselhaften Feuers notwendig sein.

Der Brand befeuert die Gerüchte um die Rekordfahrt und um die Seriosität von DBM Energy. Der ADAC und die Autoindustrie bezweifeln die Rekordfahrt und die Leistung der Akku-Entwickler seit langem. Und zur Legendenbildung, der kleine Tüftler im Kampf gegen die Technologieriesen, eignen sich die jüngsten Vorkommnisse nicht. Ivo Grünhagen, Vorstandssprecher der Hagener Enervie-Gruppe, will nicht in den Chor der Kritiker einstimmen. „Wir haben keinen Ansatz, dass etwas nicht stimmt.“

Man gehe davon aus, dass ein vom Wirtschaftsministerium gefördertes Projekt eine vernünftige Sache sei. Das Sponsoring der Tochtergesellschaft Lekker Energie für das Elektromobil hält Grünhagen für richtig, erst wenn nachweislich nicht alles mit rechten Dingen zugeht, will er reagieren: „Wir wären die letzten, die so etwas decken würden.“