Hagen.

Es ist eine Liebesgeschichte wie aus dem Märchenbuch. Die Iserlohner Band Luxuslärm und die Hagener Philharmoniker haben sich zum musikalischen Paar gefunden und jetzt mit weihnachtlichem Luxuslärm rund 5000 begeisterte Fans in drei ausverkauften Konzerten in der Hagener Stadthalle glücklich gemacht.

Als Luxusweibchen kann man die Frontfrau der Band nun wirklich nicht bezeichnen. Janine „Jini“ Meyer erobert den Saal mit ihrem Temperament auf Anhieb, sie ist eine phantastische Musikerin und eine großartige, enorm vielseitige Sängerin: Rockröhre bei „Jemand anders sein“ und „Feuer“, Blues-Queen bei „Leb Deine Träume“ und „Unsterblich“, Soul-Prinzessin mit enormem Volumen bei „Have Yourself a merry little christmas“ und Opern-Gretel beim „Abendsegen“.

Die Hagener Philharmoniker sind musikalische Grenzgänger aus Überzeugung. Mit Luxuslärm funktioniert das Experiment Rock trifft Klassik besonders gut, weil die Sätze der jungen Band auf steilem Karrierekurs musikalisch höchst ansprechend sind und ihr rockiger Sound mit Klavier, Keyboard, Gitarren und Schlagzeug immer eine balladeske Tiefenschärfe hat. Der Hagener Kapellmeister Andres Reukauf gehört zu den Musikern, die das Luxuslärm-Liedgut für Orchester arrangiert haben: So erklingen die Hits der Band wie „Nichts ist zu spät“, Etwas bleibt“, „Komm ins Licht“ oder „1000 Kilometer bis zum Meer“ mit philharmonischer Unterstützung samtig und aufregend.

Der Hagener Generalmusikdirektor Florian Ludwig, stattlich und groß, fühlt sich wohl im musikalischen Dialog mit der zierlichen, blonden und quirligen Jini. „Das ist so aufregend für uns. Es ist immer etwas besonderes, mit dem Philharmonischen Orchester Hagen zu spielen“, lobt die Sängerin die Musiker und macht eigene Crossover-Erfahrungen bei Tschaikowskis „Trepak“ auf dem Dirigentenpult. Denn das Brückenschlag-Projekt geht nicht nur in eine Richtung: Luxuslärm steigt auch bei den klassischen Stücken der Philharmoniker ein, bei Ravels „Bolero“, wo Jan Zimmer (Schlagzeug), David Rempel (Keyboard), Eugen Urlacher (Bass) und Henrik Oberbossel (Gitarre) die Philharmonische Percussion-Gruppe verstärken und Jini Meyer die Melodie vokalisiert. Oder beim „Tanz der Zuckerfee“, wo David Rempel die Celesta übernimmt, während der Philharmoniker Klaus Korte bei „Soll das etwa alles sein“ ein großartiges Saxophon-Solo bläst.

„Ist der cool“, so feiern die Zuhörer GMD Florian Ludwig für seinen berüchtigten trockenen Humor. „Trägt die auf?“, fragt der gut gebaute Maestro die Sängerin, als er sich eine Weihnachtsmannmütze auf den Kopf stülpt. Im Publikum sitzen ebenfalls enthusiastische Grenzgänger aus der ganzen Region und weit darüber hinaus: alle Altersgruppen, darunter knapp 1600 Schüler, Klassikfreunde und Rockfans vereint mit weit geöffneten Ohren.

Drei Zugaben verlangt die jubelnde Halle den leidenschaftlichen Musikern ab, die spielen, als wüssten sie nicht, wie das Aufhören geht. Am Schluss werden selbst hartgesottene Crossover-Fans noch überrascht. „Stille Nacht“ auf Blockflöten mit dem GMD am Klavier. Das ist wirklich weihnachtlicher Luxuslärm.