Hagen. .

Die Unternehmer der Region warnen vor einer leichtfertigen Zerschlagung des Theaters Hagen als Musiktheater mit eigenem Spielbetrieb. Angesichts der Sparpläne der Stadt Hagen im Kulturbereich fordern sie, die Bühne mit ihrer großen Strahlkraft endlich als Standortvorteil zu würdigen. „Anstatt das Theater als Kostenfaktor zu sehen, sollte es als Lernort begriffen und gefördert werden“, fordert das Präsidium der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer Hagen (SIHK).

„Im Wettbewerb der Regionen um die besten Köpfe kommt es angesichts des Rückgangs und der gleichzeitigen Alterung der Bevölkerung darauf an, das Profil zu schärfen und die regionale Attraktivität zu erhöhen. Gerade auch das kulturelle Angebot leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Menschen hier zu halten“, plädiert SIHK-Präsident Harald Rutenbeck für verantwortungsbewusstes Handeln der Politik, wenn es um die Entscheidung über die geplanten Kürzungen von weiteren 3,3 Millionen Euro beim Theater Hagen geht. Damit wäre die Bühne nicht mehr als Musiktheater mit eigenem Ensemble, Orchester und Ballett zu halten. „Das Theater ist ein Mosaikstein des Guten“, unterstreicht SIHK-Vizepräsident Rolf Bilstein ebenfalls die Bedeutung des Hauses für die Region.

Hintergrund der Kritik der Wirtschaft an den geplanten Kürzungen im Kulturbereich ist die Sorge der Unternehmer, langfristig Facharbeiter weder in Südwestfalen halten noch dafür gewinnen zu können, wenn die Region ihr Image nicht profiliert. „Wir halten es für ganz, ganz wichtig, dass das Theater Hagen in der jetzigen Form erhalten bleibt. Gespart wurde beim Theater in den vergangenen Jahren schon viel. Ich würde es außerordentlich bedauern, wenn das Theater aufgegeben wird, nur weil Hagen insgesamt schlecht gewirtschaftet hat“, so Bilstein weiter: „Die Stadt Hagen ist ja nicht in Finanznot, weil sie ein Theater hat.“

Der Ennepetaler Unternehmer ist dem Theater Hagen seit Jahrzehnten als Abonnent verbunden. Bereits seine Eltern hatten ein Abo. Bilstein ist Mitglied im Theaterförderverein und unterstützt das Haus mit Spenden. Als Privatmann. Der Schalksmühler Unternehmer Rutenbeck kennt und liebt das Theater Hagen, seit er als Junge mit der Schule zum Weihnachtsmärchen fuhr. Auch der Privatmann Rutenbeck unterstützt das Haus nicht nur ideell.

Doch über den privaten Einsatz hinaus hat die Wirtschaft ein existenzielles Interesse am Erhalt der eigenbespielten Bühne. „Wir müssen Fachkräfte an die Region binden. Eine schöne Landschaft allein reicht da nicht aus. Die Mitarbeiter legen Wert auf ansprechende Freizeitangebote“, resümiert Rutenbeck. „Gastspielbühnen können diese Strahlkraft nicht erreichen.“

Die Wirtschaft plädiert entsprechend für eine stärkere Vernetzung von kulturellen und ökonomischen Kompetenzen als bisher. „Die Unternehmer dieser Region brauchen Menschen, die weiterdenken, die innovativ sind, kreativ, kritikfähig und flexibel und nicht nur konsumieren, wir brauchen Visionen“, mahnt Rutenbeck. „Das Theater Hagen kann eine solche Vision der modernen Gesellschaft sein, denn hier arbeiten sehr verschiedene Menschen aus immerhin 42 Nationen hervorragend miteinander und bringen immer wieder Höchstleistung.“ Davon könne die Wirtschaft profitieren.

Umgekehrt kann die Wirtschaft aber ebenfalls Kompetenzen einbringen. Das Präsidium der SIHK ist zum Beispiel der Meinung, dass noch nicht alle Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und den damit möglichen Kostensenkungen im Theaterbetrieb ausgeschöpft wurden.

Dazu gehöre die Umwandlung der Bühne in eine private Rechtsform und die konsequente Nutzung von Synergien durch Zusammenarbeit mit anderen NRW-Bühnen im nichtkünstlerischen Bereich. „Wenn es darum geht, was strukturell noch einzusparen ist, sind erfolgreiche Unternehmer nicht die schlechtesten Ratgeber“, betont der SIHK-Präsident.

Auch die neugegründete Bürgerstiftung der Theaterfreunde Hagen könne für das Engagement der Wirtschaft interessant sein, meint Vizepräsident Rolf Bilstein. „Die Bürgerstiftung ist noch nicht so bekannt. Wir müssen die Unternehmer darüber informieren.“, so Bilstein und bringt den Standortvorteil Theater Hagen noch einmal auf den Punkt: „Die Kosten-Nutzenrechnung im Bereich Kultur ist schwer in Zahlen zu messen. Aber der Nutzen der weichen Standortfaktoren ist sehr, sehr groß.“