Gevelsberg. .
Sieben Schüler einer Wuppertaler Schule mussten nach einem Chlorgasunfall im Gevelsberg Hallenbad „Schwimm in“ ins Krankenhaus. Die Schulleitung hat Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen Unbekannt erstattet.
Wie die Konrektorin der Wuppertaler Eugen-Langen-Schule, Petra Dresler-Döhmann, berichtet, hatten am Montag 15 Schülerinnen und Schüler mit ihren fünf Betreuerinnen das Gevelsberger Erlebnisbad besucht. Die Kinder und Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren vergnügten sich. Doch plötzlich - gegen 17 Uhr - klagten die Schüler, die die große Rutsche benutzt hatten, über Halsschmerzen, Husten, Augenbrennen und Übelkeit.
Geht an die frische Luft
Als die Betreuerinnen den Schwimm-Meister über die Vorgänge informierten, meinte er, die Kinder sollten sich nicht so anstellen. Das berichtet die Konrektorin. Statt sofort zu handeln, habe er den Betreuerinnen geraten, mit ihren Zöglingen „an die frische Luft zu gehen“. Außerdem habe er den hustenden Kindern Milch und Wasser zum Trinken angeboten.
Nach Aussage des Gevelsberger Bürgermeisters Claus Jacobi war gegen 16 Uhr bei der Reparatur der Elektrolyse-Anlage im Keller versehentlich Chlorgas ausgetreten. Dieses Gas sei dann von der Lüftungsanlage angesaugt und in den Rutschenturm des Bades geleitet worden.
Sieben Verletzte in Kinder-Klinik
Weil die Betreuerin der Kompetenz des Schwimm-Meister vertrauten, fuhren sie mit den Schülern zurück nach Wuppertal. Doch bei der Rückfahrt wurde die Schleimhautreizung immer schlimmer. Die Betreuerinnen alarmierten die Eltern. In Wuppertal wurden die sieben Verletzten in die Barmer Helios-Kinderklinik gebracht. „Weil im Blut der Kinder Chlorrückstände entdeckt wurden“, so Petra Dresler-Döhmann, „haben die Ärzte alle zehn Minuten eine Kortison-Inhalation verordnet.“ Die Kinder blieben bis Dienstag in der Klinik. Gestern wurde als Letzter der Sohn einer Betreuerin entlassen. Alle Chlorgasgeschädigten wurden für sieben Tage krankgeschrieben.
Petra Dresler-Döhmann: „Um eine chemische Lungenentzündung zu vermeiden, müssen sich die Kinder jetzt erst einmal sehr ruhig verhalten.“ Insgesamt kritisiert die stellvertretende Schulleiterin das Verhalten des Schwimmbad-Personals, dass den Chlorgaszwischenfall „bagatellisiert“ habe.
Eine klassische Fehlentscheidung
Zum Vergleich: Im Münchner Westbad, in dem ebenfalls am Montag Badegäste über Augenbrennen und Halsschmerzen klagten, löste „starker Chlorgeruch“ einen Großalarm aus. Dort räumten Einsatzkräfte vorsorglich den gesamten Badebereich. Nicht ohne Grund, denn, so die Experten, „drei Gramm Chlor pro Kubikmeter Luft führen bereits nach wenigen Atemzügen zum Tod“.
„Unser Schwimm-Meister hat eine klassische Fehlentscheidung getroffen“, stellt Claus Jacobi unumwunden fest, „er hätte den Notarzt und den Rettungsdienst rufen müssen.“ Das sei bei Chlorunfällen zwingend vorgeschrieben. Darum werde sein falsches Handeln auch mit „personalrechtlichen Konsequenzen“ geahndet. Bei den Schülern und der Schule in Wuppertal hat sich Bürgermeister Jacobi noch am Montag entschuldigt.