Gevelsberg.
Chloralarm im Gevelsberger Freibad „Schwimm in“ - und Bürgermeister Claus Jacobi (SPD) ist des Lobes voll. Schizophren? Nein, konsequent.
Vor wenigen Wochen - genau am 18. Mai 2010 - mussten sieben Schüler der Wuppertaler Eugen-Langen-Schule nach einem Chlorgasunfall im Gevelsberger Hallenbad ins Krankenhaus.
Damals hatte die falsch installierte Lüftungsanlage eine ausgetretende Chlorgaswolke nicht ins Freie, sondern in den Rutschenturm des Bades geleitet. Der Schwimm-Meister hatte für die über Reizungen klagenden Badegäste nicht den Notarzt gerufen, sondern die Kinder gebeten, kurzfristig an die „frische Luft zu gehen“.
Eine falsche Entscheidung
Eine falsche Entscheidung. Denn die hustenden Wuppertaler Kinder mussten sich später in einem Krankenhaus einer Cortison-Inhalation unterziehen. Der Schwimm-Meister hatte personalrechtliche Konsequenzen zu tragen.
Am späten Sonntagabend schrillten wieder die Alarm-Glocken im „Schwimm in“. Vierzehn Kinder, die die Röhrenrutsche benutzt hatten, klagten über Kratzen in Atemwegen und Augen. Aus Schaden klug geworden, löste das Personal des Bades „prophylaktisch Alarm“ aus. 60 Feuerwehrleute und 30 Rettungskräfte, die sich eben noch um den Kirmeszug, der durch die Innenstadt zog, gekümmert hatten, waren fünf Minuten später vor Ort. 0,2 ppm (parts per million) ergab die Messung der Chlorgaskonzentration in der Atemluft - also unterhalb des gesundheitsschädlichen Grenzwertes, der bei 0,5 ppm für die maximale Arbeitsplatzkonzentration liegt. Diesem Wert darf ein Mitarbeiter acht Stunden am Tag bei einer 40-Stunden-Wochen ausgesetzt sein.
Trotz dieser entwarnenden Messergebnisse konnten Bürgermeister Claus Jacobi und Stadtbrandmeister Rüdiger Schäfer die Eltern der vierzehn Kinder davon überzeugen, ihre Schutzbefohlenen 24 Stunden zur Beobachtung ins Krankenhaus zu schicken. Inzwischen sind alle wieder wohlbehalten zu Hause.
Ausfall der Lüftungsanlage
Die Ursache für den angestiegenen Chlorgaswert sehen die Techniker in dem kurzfristigen Ausfall der Belüftungsanlage. Dadurch sei das Gas nicht abgesaugt worden. Am Montagmittag machte sich der TÜV Nord daran, die Anlagen des „Schwimm in“ auf Herz und Nieren zu prüfen.
Bürgermeister Claus Jacobi lobt das vorbildliche Verhalten aller Beteiligten und bedankt sich bei den Einsatzkräften, die „unter dem Anspruch höchster Prävention für die Sicherheit der Badegäste gesorgt haben“.