Dortmund. Lange Zeit war Ruhe, doch jetzt hat er wieder zugeschlagen, der Kaninchenkiller. Im Dortmunder Stadtteil Wambel wurden Anfang der Woche acht tote Kaninchen aufgefunden. Gliedmaßen waren abgetrennt, Blutspuren gab es nicht.
Die Taten schockieren und brechen Kinderherzen. Doch trotz der langen Serie tappt die Polizei völlig im Dunkeln. „Die Art und Weise, wie die neuen Taten begangen wurden, spricht eine eindeutige Sprache”, sagt Polizeisprecher Manfred Radecke. Er geht davon aus, dass auch die Entdeckungen vom Wochenende auf das Konto des gesuchten „Kaninchenkillers” gehen. Allerdings: „Ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt, wissen wir nicht.”
Über 30 Kaninchenmorde seit Ende 2007
Nach Ermittlungen der Polizei werden fünf Kaninchen in der Nacht zum Sonntag in der Gosestraße per Genickbruch getötet, einem weiteren Mümmelmann wird der Kopf abgetrennt. Doch damit nicht genug. Stunden später - Montag 5.45 Uhr - klingelt bei den Beamten wieder das Telefon. Der Tatort: Die Gosestraße. Die Opfer: Zwei verschwundene, zwei geköpfte Kaninchen. Taten, die sich in eine Serie von 30 Kaninchenmorden, die seit Jahresende 2007 die Ermittler in Dortmund auf Trapp hält, einreihen.
Der Unbekannte enthauptet die Stallhasen in der Nacht, lässt Köpfe verschwinden oder im Gehege neben dem Rest der Tierkörper liegen. Das Mysteriöse: Einzelne Gliedmaßen werden abgetrennt, doch am Tatort findet sich kein Tropfen Blut. „Wir haben nirgends eine große Blutlache festgestellt.” Lautlos und spurlos, mobil und flexibel, das seien bislang die einzigen Merkmale des Täterprofils. Die Polizei tappt im Dunkeln. „Wir haben kein Packende, und das obwohl der Täter Verschläge aufbrechen und Zäune überqueren muss. Er wurde nie gesehen, nie gehört.”
Keine heiße Spur
Ratlos steht auch die Polizei in Bochum bis heute dem Täter gegenüber. In ihrem Revier begann die Mordserie im September 2007, zog sich von Herdecke aus entlang des Ardeygebirges über Witten bis nach Dortmund. „Fast ein Jahr lang haben wir hier in Bochum nun Ruhe vor dem Täter - Gott sei Dank”, sagt Kriminaloberkommissar Ingo Lieweries. Doch die Beamten stehen allzeit bereit. Jeden Stein hätten sie an den Tatorten und in den Nachbarschaften umgedreht. Vom Täter keine Spur. „Keine Fingerabdrücke, keine DNA-Rückstände, keine Fußspuren.”
Gerüchte um Teufelsanbeter, die Kaninchen opfern, werden nach den ersten Taten laut. „Denkbar ist alles”, sagt Radecke. Glauben mag er den Gerüchten nicht. „Da haben wir keinerlei Hinweise für.”
Wie ein Mensch so grausame Taten begehen kann, darüber schütteln die Ermittler den Kopf. „Was allein Kindern angetan wird”, sagt Radecke. „Tiere sind in einem bestimmten Alter für Kinder das Liebste. Abends füttern sie ihre Lieblinge noch, morgens schreien sie am Stall nach Mama und Papa, weil ihr kleines Kaninchen dort tot liegt.”
Opfer von Menschen
Dass Marder oder Füchse die Hasen auf dem Gewissen haben könnten, schließt Radecke aus. „Die Taten sind von Menschenhand. Die Köpfe sind mit einem glatten Schnitt abgetrennt.” Seit 16 Jahren ist Radecke Sprecher in Dortmund. „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nie erlebt, und ich glaube auch nicht, dass so etwas je zuvor stattfand.”