Bestwig. Eine gebürtige Sauerländerin hat im sonnigen Kalifornien eine Strick-App entwickelt.
Strickmuster sind wie Codes. Mit festen Regeln und logisch wie Mathematik. Ein Grund, warum die Software-Entwicklerin Julia Kroyan (33) das Stricken liebt. Nun hat sie beide Leidenschaften kombiniert. Mit ihren Mann hat die gebürtige Sauerländerin eine Anwendung für das iPhone entwickelt: „JKnit” - eine Strick-App.
Schwere Schals im warmen Kalifornien stricken, das ist schon schräg. Das findet Julia Kroyan (33) auch. Seit ihrer Grundschulzeit in Bestwig hat sie die Nadeln nicht mehr beiseite gelegt. Auch nicht, als sie vor elf Jahren zum Mathematikstudium in die USA zog. Heute liegt sie damit im Trend. Zumindest in den Staaten. Um sie herum gibt es viele Frauen - und auch Männer - , die mit den Nadeln klappern. Es gibt sogar Strick-Klubs in denen sich rund 20 Frauen treffen, um Muster auszutauschen.
Unikate gesucht
„Ich stricke so gern, weil man jedesmal ein Unikat anfertigt.” Meist arbeitet die 33-Jährige an mehreren Woll-Projekten gleichzeitig. Aktuell: Ein Babypullunder, eine luftige Weste mit Lochmuster und an einem Geschenk für Schwester Vera.
Bei so vielen Maschen und Mustern, ist es dann schwierig den Überblick zu behalten. Vor allem, wenn man ein Strickzeug etwas länger zur Seite legt. Die ausgedruckte Strickanleitung, diszipliniertes Mitzählen und Aufschreiben sind da Pflicht. „Das könnte einfacher gehen”, dachte sich Julia Kroyan im vergangenen Spätsommer. Lösungsorientiertes Denken gehört in ihrem Beruf als Software-Entwicklerin dazu. Im September hat sie sich deshalb gemeinsam mit ihrem Mann dazu entschlossen eine App für das iPhone zu schreiben.
Keine leichte Aufgabe
„Da wir beide als Programmierer arbeiten, war das für uns nicht so schwierig”, sagt Julia Kroyan mit einer Leichtigkeit. Doch spätestens sobald sie von Interface und Algorithmen erzählt, weiß der Nicht-Programmierer, dass es sich hierbei um eine keine so leichte Aufgabe handelt.
„Wir haben uns genau überlegt, welche Funktionen unsere App haben und wie sie aussehen soll und die Arbeit dann aufgeteilt.” Dabei haben beide darauf geachtet, dass das Programm selbsterklärend ist. „Denn wer eine App runterlädt, möchte nicht erst eine Bedienungsanleitung lesen, sondern sofort loslegen”, erklärt Julia Kroyan. Im Dezember war „JKnit” fertig. Das „J” steht dabei für Julia und „Knit” für das englische stricken.
Strick-Programm für 4,99 Euro
Im App-Store von Apple kostet das Programm 4,99 Euro (5,99 US Dollar). Rund 300 Menschen von Australien bis Schweden stricken nun schon mit JKnit. 30 Prozent des Verkaufspreises behält Apple ein, übernimmt dafür aber auch die Buchhaltung. Reich sind die Kroyans damit also bislang noch nicht geworden. „Wir erwarten nicht, dass wir die Entwicklungskosten wieder rausholen”, erklärt Julia Kroyan. JKnit sei ein Nischenprodukt - im Gegensatz zu einem reinen Unterhaltungsprogramm wie bei einem Spiel. Aber ums Geld geht es den Kroyans nicht. Für beide war es eine spannende Abwechslung. Denn normalerweise entwickeln sie Anwendungen für die Industrie. Der größte Unterschied? „Eine App zu bauen geht viel schneller und man bekommt direkt das Feedback der Kunden.”
Und so funktioniert JKnit: Zunächst muss das Strickmuster per Hand auf das iPhone übertragen werden. Nach jeder Reihe klickt man dann auf den Bildschirm. Jknit merkt sich so, an welcher Stelle des Strickmusters man gerade ist. Wenn nun in der fünften Reihe Maschen abgenommen werden müssen oder ein Zopf anfängt, erinnert das Programm daran. „Die Maschen muss man trotzdem zählen.” Und stricken muss man natürlich auch noch selbst.