Frischer Wind für den angestaubten Show-Klassiker „Wetten, dass. . .?”: Michelle Hunziker ist die neue Junior-Partnerin von Thomas Gottschalk, und das tut der ZDF-Sendung gut.

Trotz der schönen Verstärkung aber bleibt der 59-jährige Moderator weiterhin der Chef im Ring - daran ließ er am Samstag keinen Zweifel.

Wenn einer im deutschen Fernsehen dampfplaudern kann, dann er: Thomas Gottschalk. Aufgedreht wie schon lange nicht mehr führte er - seriös gekleidet und frisiert - durch die erste „Wetten, dass. . .?”-Ausgabe nach der Sommerpause. Und die konnte mit Neuerungen aufwarten: Die wichtigste heißt Michelle Hunziker. Kurzes Glitzerkleid, hohe Hacken und blonde Mähne - optisch ist der 32-jährige Wirbelwind aus der Schweiz auf jeden Fall eine Bereicherung für die Show.

Eine Bereicherung

Inhaltlich auch, denn als neue Wett-Fee stellt sie charmant lächelnd Kandidaten vor, feuert mit großem Eifer ihre Schützlinge an, tätschelt, küsst, herzt. Ihre Fröhlichkeit hat etwas Belebendes - auch wenn ihr Thomas Gottschalk herzlich wenig Chancen gab, ihre Qualitäten als Moderatorin unter Beweis zu stellen. Der legte nämlich gleich zu Beginn schulmeisterlich die Arbeitsteilung dar: Sie ist beim „Blondinen-Duo” das schmückende Beiwerk und er für die Plauderei mit den Gästen zuständig.

Dabei frech und fröhlich auf der Wettcouch: Jonas Hämmerle. Der „Wicki”-Darsteller war mit Michael „Bully” Herbig da - um den Film zu bewerben. Wer es noch nicht wusste: Sebastian Koch ist künftig in einem ZDF-Zweiteiler „Der Seewolf”. Und auch Veronica Ferres durfte ihre neue Produktion anpreisen. „Unter Bauern” schildert das Leben von Marga Spiegel als Jüdin im Nazideutschland. Die hellwache 97-Jährige wusste in der Show mit Stil zu gefallen: „Ich versuche jedem Menschen etwas Gutes abzugewinnen”, sagte sie gequält lächelnd nach Oliver Pochers Auftritt, der an Plattheit kaum zu überbieten war. Glamour brachten Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg - von Franke zu Franke gleich von Gottschalk gedutzt - und seine Frau Stephanie in die Sendung. Nein, nicht beim Adelstreffen hat sich das Paar kennengelernt, sondern bei der Love-Parade in Berlin. Der Politiker ist nämlich Techno-Fan.

Gutes Händchen

In Sachen Musik zeigen die „Wetten, dass. . .?”-Macher immer ein gutes Händchen - obwohl der erste Auftritt erst nach über einer Stunde stattfand: Nelly Furtado, dazu Tokio Hotel fürs kreischende Jungvolk und Whitney Houston mit einem gelungenen Comeback.

Ach ja. Gewettet wurde auch. Allerdings scheint sich der Trend nach unappetitlicheren Beiträgen fortzusetzen. Da mussten Gummistiefel-Trägerinnen am Schweiß ihrer Füße erkannt oder Briefmarken mit Hilfe eines Spuckefadens in eine Schüssel transportiert werden. Aber es wurden auch Flaschen umgepustet und ein Mondfahrzeug im Baggersee versenkt. Am meisten beeindruckt war das Publikum von einem sportlichen Schweizer, der mit einem 99 Jahre alten Militärfahrrad Profis Jens Voigt davonfuhr.

Mit drei Stunden Dauer war die 183. Ausgabe der Show sehr lang. Wieder einmal. 11,29 Millionen Fernsehzuschauer (37,8 Prozent Marktanteil) aber hatten eingeschaltet, der Abwärtstrend der letzten Jahre ist durchbrochen - wohl dank Michelle Hunziker, wetten, dass. . .?