Düsseldorf. Das schwarz-grüne Gespenst in NRW zieht in diesen Wochen Wahlforscher in den Bann. Rechnerisch könnte es bei der NRW-Landtagswahl am 9.Mai für Schwarz-Grün reichen.
Parteistrategen bei CDU und Grünen aber treibt die Sorge um, mit den Spekulationen ihre Stammwähler zu verschrecken. `Ich strebe eine Koalition mit der FDP an", betont deshalb Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) fast täglich seine Koalitionstreue.
Wenn es für eine Mehrheit mit der FDP reicht, steht die Koalition mit den Liberalen. Andernfalls aber hält sich der Taktiker die grüne Option offen. Rüttgers wartet ab - und lässt die Debatte über Schwarz-Grün einfach laufen. Derzeit dümpelt die NRW-FDP bei sechs Prozent, die Grünen liegen bei elf Prozent. Da reifen schwarz-grüne Blütenträume.
Wolke 7
Die im Umfragehoch auf Wolke 7 schwebenden NRW-Grünen kokettieren längst mit einem schwarz-grünen Bündnis. `Der Machtinstinkt der Grünen ist groß", freut sich die grüne Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, über die neuen taktischen Perspektiven. NRW-Chefstratege Reiner Priggen wird deutlich: `Wer Clement und Steinbrück überlebt hat, der fürchtet sich nicht vor Jürgen Rüttgers und der CDU."
Heute gibt es in NRW elf Kommunen mit schwarz-grünen Koalitionen - das Modell wächst von unten. Dabei stellt Schwarz-Grün die Stammwähler beider Parteien vor große Belastungsproben. Schulpolitik, Kohlekraftwerke, Atomkurs, Drogen- und Sicherheitspolitik - die linke grüne Basis in den Großstädten und die konservativen CDU-Kreisverbände auf dem Land sind kaum unter einen Nenner zu bringen.
Keine Basis für Schwarz-Grün
"In NRW müsste die CDU Politik gegen ihre eigene Parteibasis machen", glaubt der linke Gelsenkirchener Grüne Robert Zion. `Ich denke, es gibt bei den NRW-Grünen keine inhaltliche Basis für Schwarz-Grün." Auch Grünen-Kandidatin Sylvia Löhrmann sieht Stolperfallen. Nur wenn Rüttgers mit seinen `Lebenslügen" in der Schul- und Energiepolitik aufräume, könne es ein Bündnis geben. Die CDU denkt aber nicht daran, den Bau neuer Kohlekraftwerke zu stoppen.
Nicht nur den ostwestfälischen CDU-Bezirkschef Elmar Brok plagen denn auch böse Bauchschmerzen beim Gedanken an einen Partnerwechsel in Düsseldorf. Auch CDU-Generalsekretär Hendrik Wüst warnt vor dem `wirtschaftsfeindlichen" Programm, mit dem die Grünen Mehrheitsbeschaffer für SPD und die `Chaos-Truppe" der Linkspartei werden könnten.
Sorge wächst
Andere - wie Kanzlerin Angela Merkel - denken pragmatischer. Ohne Schwarz-Gelb in Düsseldorf wäre die Bundesratsmehrheit von Union und FDP verloren: Das Regieren würde erheblich schwieriger. Dennoch wächst in der FDP die Sorge, Rüttgers steuere in NRW auf eine schwarz-grüne Koalition zu. Es sei für Rüttgers sicher verlockend, als schwarz-grüner Pionier Furore zu machen, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Selbst Familienminister Armin Laschet (CDU), als Vertreter der `Pizza-Connection" ein Wegbereiter für Schwarz-Grün auf lokaler Ebene, aber stellt die FDP als ersten Ansprechpartner nicht in Frage. Die Grünen müssten sich in vielen Bereichen bewegen, `bevor die CDU mit ihnen regieren könnte", warnt Laschet.
Griff nach der Macht
Laut jüngster Umfragen würden 72 Prozent der Grünen-Anhänger ein Bündnis mit der CDU inzwischen begrüßen. Bei den Unions-Anhängern sind es mit 42 Prozent deutlich weniger. Kein Wunder, dass NRW-Grüne wie Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann den Griff nach der Macht kaum erwarten können.
In der Union trüben Politiker wie Bezirkschef Eckhard Uhlenberg die grünen Träume. `Ich setze ganz klar auf eine Fortsetzung der Partnerschaft mit der FDP." Zur Wahrheit gehört aber: Auch wenn es kaum Gemeinsamkeiten in NRW gibt - ganz ausschließen kann Uhlenberg ein schwarz-grünes Bündnis am 9.Mai nicht mehr.