Hagen/Monheim. Die Kassen der Städte und Gemeinden sind leer. Alle Kommunen suchen nach neuen Einnahmequellen. Da kommt ein Angebot der Firma „Robot Visual Systems” aus Monheim am Rhein gerade recht: „Leih Dir einen Starenkasten.”

„Robot” produziert Radarfallen. Das sind in den meisten Fällen viereckige Kästen auf langen Stangen, die am Straßenrand stehen und jeden ablichten, der den Kontrollpunkt zu schnell passiert. „Verkehrserziehung” nennen es die einen, „Wegelagerei” die anderen.

Die Betreiber warten die Knipser

Börries Lorenz-Meyer, Abteilungsleiter bei Robot, ficht das nicht an. „14 000 Stück haben wir in alle Welt verkauft.” Nun möchte die Firma ihren Absatz erweitern. Sie bietet Kommunen an, sich einen Starenkasten oder eine Überwachungskamera zu leasen. Wenn die Gemeinde es will, stellt „Robot Visual Systems” die 100 000 Euro teure Radarfalle an der gewünschten Straße auf. Der Vertrag läuft über zwei Jahre.

Lorenz-Meyer: „Wir kommen als Betreiber der Anlage für die anfallenden Kosten auf. Mit im Paket ist die Wartung und eine Versicherung gegen Vandalismusschäden.” Die Kommune verpflichtet sich nur, fünf Euro pro Bußgeld an Robot abzuführen. Eine Win-Win-Situation: Die Gemeinde nimmt Geld über Bußgelder ein, Robot kann mehr Starenkästen absetzen - und der Straßenverkehr verlangsamt sich. Zahlen muss der Autofahrer, der zu schnell fährt.

ADAC fürchtet um die Verkehrssicherheit

ADAC-Sprecher Maximilian Maurer sieht die Entwicklung kritisch: „Das Problem ist, dass solche Firmen nach Kopfprämien abrechnen und allein monetäre Interessen verfolgen. Die wollen, dass dort gemessen wird, wo mit dem meisten Profit zu rechnen ist.” Wirtschaftliche Interessen würden über die Verkehrssicherheit gestellt.

Dem widerspricht Lorenz-Meyer: „Nicht wir legen die Standorte fest. Das machen unabhängige Verkehrs- oder Unfallkommissionen.” Aber der Robot-Mitarbeiter verhehlt nicht, dass Behörden nicht selten mit „Taschenrechnern auf zwei Beinen” besetzt sind. Für sie sei die Radarfalle eine willkommene Einnahmequelle. „Dabei dürfen sie aber nicht vergessen, dass der Autofahrer ein selbstbestimmtes Wesen ist.” Jeder könne in seiner Eigenverantwortung bestimmen, wie schnell er fahre. Der Starenkastenbauer: „Wenn an vielen Stellen Geschwindigkeitsüberwachungen stattfinden, fahren alle ein Stückchen vorsichtiger.”

Noch keine Leasing-Starkästen im Sauerland

Die Arnsberger Bezirksregierung will sich zum Starenkasten-Leasing nicht äußern. Nach deren Kenntnis gibt es im Sauerland noch keinen Leihblitzer. Sprecherin Julia Beuerlein: „Wenn die Kommunen an den Starenkasten herangehen, dann besprechen wir das mit ihnen. Bis dahin ist es ein ungelegtes Ei.”