Attendorn. Das Geschäft kommt wieder in Gang. Besser - ins Rollen. Mit der Übernahme von RH-Alurad und Artec Wheels aus der Insolvenz durch die Unternehmerfamilie Böhmer eröffnen sich für die Anbieter hochwertiger Aluminiumräder neue Perspektiven. Der Fortbestand der Unternehmen ist gesichert.
Mit Produktinnovationen will die RH-Alurad Gruppe zurück an die Spitze in der Felgenbranche. Wolfgang Späth formuliert es salopp: „Ich kann nur Räder. Meine Profession sind Räder, seit mehr als 30 Jahren.”
Der 55-Jährige ist als Minderheitsgesellschafter an der Übernahme beteiligt. Mit Robert Böhmer, 27-jähriger Sohn des Investors Wolfgang Böhmer, teilt er sich in Zukunft die Geschäftsführung. „Die derzeit 17 Mitarbeiter bleiben”, sagt Späth, der das Unternehmen RH-Alurad aus den Anfängen im Jahr 1978 kennt und bis zur Insolvenz im Oktober 2008 Geschäftsführer bei Artec Wheels war. „Ziel sind 30 Mitarbeiter. Wir werden sie auf Dauer brauchen.”
80 000 Felgen
In besten Zeiten der Gruppe sind im Jahr 200 000 RH-Alurad- und 300 000 Artec-Felgen verkauft worden. Zahlen, die gegenwärtig Zukunftsmusik sind. „Im ersten Jahr wollen wir 80 000 RH-Alurad Felgen verkaufen, im zweiten 150 000”, sagt Späth, „in einem zweiten Schritt kommen voraussichtlich im Spätsommer die Artec-Felgen hinzu.”
Mit innovativem Design und einer konstanten Weiterentwicklung des Produktprogramms will die RH-Alurad-Gruppe ihre gute Position auf dem Markt weiter behaupten. Späth: „Trotz Insolvenz gehört die Edelmarke RH-Alurad nach wie vor zu den besten fünf Felgenmarken in Deutschland.” Dies war mit ein Grund für die Investoren, sich für den Erhalt der Marke stark zu machen.
Entwicklung bleibt in Attendorn
Die Geschäftsführung verzichtet auf eigene Fertigung. „Produziert wird weltweit in Betrieben, die Kapazitäten haben und unsere strengen Qualitätskriterien erfüllen”, versichert der Geschäftsführer. „Entwicklung, Marketing, Vertrieb und Verwaltung bleiben in Attendorn.” Optimistisch stimmt die neuen Geschäftsinhaber, dass die RH-Alurad-Gruppe ohne Verbindlichkeiten, mit 100 Prozent Eigenkapital, an den Start geht. „Ich habe keine Gespräche mit der Bank geführt”, versichert Späth. „Und ich denke, das ist gut so.” Auf die Schulter klopft sich der Kölner Insolvenzverwalter. „Mit der Übernahme sind alle Voraussetzungen geschaffen”, sagt Bruno M. Kübler, „dass die Marken RH-Alurad und Artec ihre führende Stellung im europäischen Leichtmetall-Rädermarkt in Zukunft behaupten und ausbauen können.”
Mit den neuen Besitzern ist das Kapitel des früheren Inhabers Rüdiger Höffken für immer Geschichte. Höffken, in Branchenkreisen als „Felgenzar” bekannt, hatte im Oktober 2008 am Amtsgericht Siegen Insolvenz angemeldet. In der Öffentlichkeit ist er kein Unbekannter. Als Schatzmeister beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 und als Bauer im Kölner Karneval ließ er sich einst viel Pomp feiern.
Seine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung und einer Geldbuße von 150 000 Euro signalisierten im Herbst 2008 den Niedergang. Dazu brachen die Aufträge weg. Die Banken kündigten seine Kredite, die Hausbank sperrte die Konten. US-Investoren, die sich angeblich für das Unternehmen interessierten, meldeten sich nie.