Essen. In seinem Garten hat unser Autor zuerst ein Spielparadies für die Kinder geschaffen. Aber die nutzen das kaum. Liegt’s am schlechten Vorbild?

Als wir vor einigen Jahren in unser Haus zogen, da war eines der ersten Projekte, den Garten in einen Spielplatz zu verwandeln. Das Wiesenstück am weiten Ende des Grundstücks wurde mit Holzhackschnitzeln übersät, wir betonierten eine Schaukel ein und rissen die alte Laube der Vorbesitzer ab, um dort Platz für ein XXL-Trampolin zu schaffen. Vergangenes Jahr kam dann noch ein kleines Schwimmbecken hinzu, für das wir – an den heißesten Tagen des Jahres – buddelten und schüppten. Der Garten ist, bis auf die kindgerechten Vergnügungsstationen, zwar zu einem großen Teil immer noch eine baugrubengleiche Unkrautfarm. Aber Hauptsache, für die Kinder war schon mal was Schönes geschaffen – oder?

Drei Mal dürfen Sie raten, wie oft das Trampolin in diesem Jahr behüpft wurde – das unberührt auf dem Sprungnetz liegende Laub der darüber hängenden Trauerweideäste spricht Bände. Ein Mal, richtig, ein einziges Mal! Die Schaukel dürfte zwei Mal in Betrieb gewesen sein. Und das Wasser? Ein paar Mal waren sie ja schon drin, diese Kinder. In einem ungesunden Verhältnis zu den Minuten, die meine Frau investierte, um den pH-Wert des Beckens optimal zu halten, stehen die paar Planschmomente trotzdem.

Familienbande
Familienbande © Catharina Maria Buchholz | FMG

Dabei sind unsere Kinder eigentlich keine Stubenhocker, zumindest eines von ihnen nicht. Unsere Tochter liebt es, draußen zu sein – allerdings vor allem an ihrer Matschküche. Ihr Bruder dagegen verkriecht sich am liebsten, sonnengeschützt durch die heruntergelassenen Rolladenpanzer, in seinem Zimmer. Und wir selbst? Zugegebenermaßen leben wir nicht wirklich vor, diesen Garten zu genießen – wir verbringen die Zeit hier in der Regel mit dem Spaten in der Hand. Das mag insbesondere für unseren anstrengungsabgeneigten Sohn abschreckend sein. Daraus lernen wir: Den nächsten Garten bauen wir so, dass erst mal die Großen das mit dem Genießen zeigen – Hollywoodschaukel statt Trampolin, Wasserspiel statt Pool, Tomaten aus dem Gewächshaus statt Holzschnitzel.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.