Bottrop. Seit die Energiepreise explodiert sind, heizen immer mehr Menschen mit ihren Kaminen. Gibt es genügend Brennholz? Und was kostet es inzwischen?

Vor einem Jahr saßen die ersten Interessenten an Öffnungstagen schon morgens- um 5 Uhr in ihrem Auto vor der Tür – eingehüllt in Thermo-Ski-Anzüge und gewärmt durch Kaffee aus großen Thermoskannen. Und bereits eine halbe Stunde, bevor der Hof öffnete – war die Schlange auf der schmalen Zubringerstraße 500 Meter lang. „So etwas hatten wir noch nie erlebt“, sagt Förster Werner Meemken. Und so etwas wollen sie auch nicht noch einmal erleben.

Hof hat zwei Wochen früher aufgemacht

Werner Meemken prüft den Feuchtigkeitsgehalt der Scheite. Mehr als 20 Prozent dürfen es nicht sein, wenn sie in den Kamin kommen.
Werner Meemken prüft den Feuchtigkeitsgehalt der Scheite. Mehr als 20 Prozent dürfen es nicht sein, wenn sie in den Kamin kommen. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Deshalb hat der Hof in diesem Jahr nach der obligatorischen Sommerpause gud heimlich, aber ohne großartig Werbung zu machen. „Wir hoffen, dass sich der Ansturm auf diese Weise entzerrt“, sagt Meemken. Das hat bisher geklappt. „Kein Vergleich zum letzten Mal“, bestätigt Reiner Neugebauer, während er die frisch erworbenen Scheite auf dem großen Anhänger hinter seinem Auto stapelt. „Sehr entspannt“, findet auch Hans-Georg Bullmann den Brennholzkauf, auch wenn er selbst laden muss, was ihn im Winter wärmen soll.

Drei riesige Stapel Holz liegen - unter einem Dach geschützt – auf dem Heidhof. „Rund 800 Schüttraummeter“, schätzt Meemken. „Wir haben ein wenig mehr da als in den Vorjahren. „Hartholz mit Schwerpunkt Buche und Eiche.“ Luft- oder kammergetrocknet und damit sofort verfeuerbar oder gerade erst gespalten und noch so frisch, dass es erst einmal ein gutes Jahr trocknen muss. „Im kommenden Winter lässt sich mit dem Frischholz noch nicht heizen“, stellt der Förster klar. Macht man es trotzdem, kann der Kamin versotten und es im schlimmsten Fall zu einem Kaminbrand kommen. Neugebauer winkt ab: „Für diesen Winter habe ich noch genug.“

Der letzte Winter war nicht so kalt wie befürchtet

Thorsten Seecker schichtet Holzscheite mit dem Stapler
Thorsten Seecker schichtet Holzscheite mit dem Stapler © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Das haben die meisten, die kommen. Und viele haben sogar mehr, als sie dachten. „So kalt wie befürchtet war der vergangene Winter ja nicht“, erklärt sich das Forstwirtschaftsmeister Thorsten Seecker, der mit seinem roten Periskoplader namens „Manitou“ den ganzen Tag über den großen Hof und die vorgefahrenen Hänger mit Holz befüllt. „Deshalb ist gar nicht so viel verbraucht worden.“

„Der Boom wird sich nicht wiederholen“, ist Klaus Egly, der 1. Vorsitzende des Bundesverbandes Brennholzhandel und Brennholzproduktion (BuVBB), ohnehin überzeugt. „Die Lage hat sich wieder normalisiert. Das kann Christoph Grotefels, Chef der Firma „Kaminholz – Holzi“ aus Dortmund nur bestätigen. „Die Leute sind nicht mehr so in Panik wie im vergangenen Jahr.“

Nicht zu lange mit dem Kauf warten

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Werner Schneider, der schon seit mehreren Jahren zum Brennholzhof kommt, nickt. „Ich kenne keinen, der noch Angst davor hat, im nächsten Winter zu frieren“, sagt der 72-Jährige. Aber er kennt viele, die für ihr Gas mittlerweile fast das Doppelte vom vergangenen Jahr bezahlen. Er selbst auch. „Natürlich versucht man da, so viel wie möglich mit dem Kamin beizuheizen, um Gas zu sparen.“

Holz gibt es dafür ausreichend. Mittlerweile sind die Lager laut Egly fast überall wieder voll. „Ich kann liefern“, sagt auch Grotefels, und beide sind sich einig: „Ein Engpass ist nicht in Sicht.“ Dennoch rät Egly allen Kaminbesitzern, nicht zu lange mit dem Kauf zu warten. „Es kann jedes Jahr nur eine bestimmte Menge Holz eingeschlagen werden. Und wenn die weg ist, ist Schluss für dieses Jahr. Im Übrigen sollte man nicht auf einen Last-Minute-Preisverfall hoffen. „Anders als bei Urlauben gibt es das beim Holz garantiert nicht.“

Täglich aktualisierte Preistabellen gibt es nicht

Täglich aktualisierte Preistabellen gibt es – anders als etwa beim Heizöl – auch nicht. Nur eine grobe Richtung. Wer es genauer wissen will, muss im Netz nachschauen oder viel telefonieren und dabei aufpassen, dass er nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. Welches Holz wird angeboten, welchen Trocknungsgrad hat es, wird es als Raum- oder Schüttgutmeter geliefert und wird es überhaupt geliefert oder muss man es abholen?

Berge von Brennholz liegen auf dem Heidhof in Bottrop
Berge von Brennholz liegen auf dem Heidhof in Bottrop © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Selbst Egly kann nur sagen, dass der Preis für einen Schüttraummeter um 10 bis 20 Prozent gefallen ist und derzeit – je nach Region und Händler – zwischen 130 und 180 Euro liegt. Was aber immer noch wesentlich höher ist als vor dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise. Es habe allerdings auch, sagt Egly in diesem Zusammenhang gerne, einen „Nachholbedarf“ gegeben. „Wir haben jahrelang die Preise nicht erhöht. Viele Händler haben zuvor kaum noch etwas verdient.“

Trotz des verhaltenen Starts macht sich Förster Meemken dann auch keine Gedanken. „Wenn sich herumgesprochen hat, dass wir wieder geöffnet haben, ist hier schnell mehr los“, ist er überzeugt und merkt schon am zweiten Öffnungstag, dass er Recht behält. „Da gab es bereits wieder erste Schlangen beim Einlass“, sagt er und blickt entspannt auf die kommenden Wochen. „Ich habe wenig Angst, dass wir unser Holz nicht loswerden.“

Der Brennholzhof in Bottrop Kirchhellen hat zu folgenden Zeiten geöffnet:

Im September: Freitag von 10 bis 16 Uhr

Ab Oktober: Freitag von 13 bis 16 Uhr, zusätzlich jeden ersten und dritten Samstag von 10 bis 13 Uhr

vorgelagert 150 Euro/Srm

kammertrocken 180 Euro/Srm