Essen. Auch für Fernwärme sind die Preise zuletzt stark gestiegen. Eon, Uniper und Iqony rufen im Revier sehr unterschiedliche Preise auf. Die Gründe.
Die Fernwärmepreise sind seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine um rund 66 Prozent gestiegen – laut Wärmepreisindex des Statistischen Bundesamts. Doch bei wenigen Preisen sagt der Durchschnittspreis so wenig aus wie bei der Fernwärme. Bundesweit lag der Verbrauchspreis 2022 bei 11,7 Cent je Kilowattstunde. Doch je nach Ort und Anbieter liegen die Preise oft weit darüber oder auch darunter.
Das zeigt auch ein Blick auf die Preise im Ruhrgebiet: Eon versorgt hier Haushalte in Dortmund, Recklinghausen, Marl und Hagen mit Fernwärme, hat im vergangenen Jahr die Arbeitspreise deutlich angehoben – zum Beispiel in Dortmund-Kirchlinde von 11 auf 19 Cent und in Recklinghausen von 15 auf 28 Cent.
Große Preisunterschiede bei Uniper im Ruhrgebiet
Uniper hat in den vergangenen anderthalb Jahren ebenfalls mehrfach erhöht, fällt im Ruhrgebiet vor allem durch enorme Preisunterschiede auf: Für Recklinghausen, Gladbeck und Wanne-Eickel etwa gilt aktuell ein Arbeitspreis von 16,4 Cent, für Castrop-Rauxel sind es satte 26 Cent, in Dorsten dagegen nur 12,9 Cent.
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Das ergebe sich aus der jeweiligen Struktur der Wärmeerzeugung, begründet eine Uniper-Sprecherin. In Castrop-Rauxel werde die Wärme zu 100 Prozent auf Gas-Basis in einem Industriebetrieb erzeugt. Im Verbundnetz Recklinghausen, Gelsenkirchen, Gladbeck und Wanne-Eickel komme die Wärme aus den Kraftwerken Datteln und Scholven sowie aus Grubengas und einem Müllheizwerk. In Dorsten werde das kleine Nahwärmenetz mit einem Gas-Blockheizkraftwerk betrieben, für das ein anderer, offenkundig deutlich niedrigerer Gaspreis relevant sei.
Iqony hat für seine Gebiete in Essen, Bottrop und Gelsenkirchen den Arbeitspreis von 6,34 Cent Anfang 2022 bis zum Jahresende auf 9,38 Cent (+31 Prozent) erhöht. Seit März steht er bei 11,62 Cent und die nächste Erhöhung steht bereits an und kommt jetzt zum 1. Juli. In welcher Höhe, ist noch unklar.
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Iqony-Fernwärme-Geschäftsführer Michael Straus sieht aber bereits eine Trendwende: „In der Preisanpassung zum 1.7. spiegelt sich die Energiepreisentwicklung der zweiten Jahreshälfte 2022 wider, die im Wesentlichen vom Krieg Russlands gegen die Ukraine verursacht war. Seit Beginn dieses Jahres sind die Energiepreise nun wieder spürbar zurückgegangen, so dass wir Stand heute davon ausgehen, dass unsere Fernwärmepreise Anfang 2024 wieder sinken werden.“
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Auf den Vorwurf der monopolistischen Preissetzung erwidert Straus: „Wir befinden uns, seit es die Fernwärme gibt, im Wettbewerb, vor allem mit Gasanbietern. Wo wir uns durchsetzen, sind wir also auch aus Kundensicht die beste und günstigste Lösung.“
Zweifel an fairer Preisgestaltung bei Eon
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat Zweifel, ob das überall eine faire Preisgestaltung garantiert. Derzeit hat er Eon im Visier und will gegen einzelne Preiserhöhungen klagen, reklamiert etwa eine Vervierfachung des Fernwärmepreises in einem Hamburger Stadtteil. Was die Verbraucherschützer nicht nachvollziehen können, sind die extrem unterschiedlichen Sprünge. In einer Stichprobe hat sie 2022 Erhöhungen dreier Anbieter zwischen 28 und 92 Prozent entdeckt.