Hagen/Düsseldorf. Der Einbruch am Stahlmarkt verdirbt der Nordwest Handel AG das Geschäft und wird dem mehrjährigen Wachstumskurs 2009 vorerst ein abruptes Ende bereiten. ...

... Der Großhändlerverbund für Bau- und Industriebedarf rechnet nach seiner finanziellen Gesundung aber nicht wieder mit roten Zahlen. Auch ein Personalabbau ist für die Hagener vorerst kein Thema.

Eigentlich hatte Nordwest-Chef Günter Stolze eine Erfolgsbilanz für 2008 vorzuweisen, die seinem Namen alle Ehre macht: Schwarze Zahlen, kräftiges Wachstum, erstmals keinerlei Bankschulden mehr und die erste Dividende nach sechs Jahren ohne Ausschüttung. "Es hätte alles so schön werden können", sagte Stolze. Doch dann leitete die Lehman-Pleite im vorigen September die Wirtschaftskrise ein, die auch Nordwest mit voller Wucht trifft. Und das ausgerechnet im Jahr des 90-jährigen Bestehens und 10-jährigen Börsenjubiläums.

Ebenso stark wie der Einkaufsverbund über Jahre vom Stahl-Boom profitierte, macht den Hagenern nun der jähe Absturz von Preisen und Nachfrage zu schaffen. Die Nordwest-Erlöse, die 2008 noch um 13 Prozent auf gut 2,0 Milliarden Euro zulegten, speisen sich zu mehr als der Hälfte aus dem Stahlhandel. Allein in diesem Geschäft rechnet Stolze für das laufende Jahr mit einem Umsatzeinbruch "zwischen 30 und 50 Prozent" - nach einem Plus von 19 Prozent 2008. "Es ist eine dramatische Entwicklung an allen Fronten", sagte der Nordwest-Chef.

Auch im Handel mit Werkzeugen für Bauhandwerk und Industrie ist Stolze zufolge ein deutliches Minus von 10 bis 15 Prozent zu erwarten (2008: +7 Prozent). Einzig in der Sparte Haustechnik (Sanitär, Heizung, Solar) sieht er auch in der Krise gute Wachstumschancen, "weil unsere Händler sehr stark im Renovierungsgeschäft aktiv sind". Und weil sich dem Hagener Verbund zum 1. Mai die 32 Händler des Konkurrenten HSE anschließen, wie Stolze berichtete. Damit steigt die Zahl der Nordwest-Mitglieder auf 710 - davon 212 bei der 2007 übernommenen Tochter Nürnberger Bund Produktionsverbindungshandel.

Kein Stellenabbau Trotz der absehbaren Einbußen rechnet Stolze noch 2009 mit einsetzender Erholung. Nordwest reagiert auf die Krise zwar mit Kostensenkungen in der Logistik, will den Personalbestand von zuletzt 241 Beschäftigten aber halten, wie der Vorstandschef betonte. Einen Verlust erwartet Stolze nicht: "Wir rutschen nicht unter die Wasserlinie." Erst 2007 hatte Nordwest nach längerer Durststrecke wieder Gewinn erzielt und diesen im Vorjahr auf 2,4 Mio. Euro leicht ausgebaut.

Daraus sollen die Aktionäre wieder eine Dividende erhalten. 23 Cent je Aktie hat der Vorstand vorgeschlagen. Doch der Münchener Großaktionär Grevenkamp (28 Prozent) drängt auf 57 Cent, was das Nordwest laut Stolze aber auch verkraften könnte. Die Entscheidung darüber trifft die Hauptversammlung am 7. Mai in Nürnberg.