Bonn/Essen. Nach den Zustellern streiken am Donnerstag die Beschäftigten in den Paketzentren. Auch in Bochum, womit das ganze Ruhrgebiet betroffen ist.
Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi erstmals ihre Muskeln spielen lassen und mit Warnstreiks den Druck auf den Konzern erhöht. Am Dienstag und Mittwoch blieben etliche Postsendungen liegen, die Beschäftigten legten jeweils eine volle Schicht lang ihre Arbeit nieder. Am Donnerstag sind nun die Beschäftigten in den Paketverteilzentren zum Ausstand aufgerufen, darunter Bochum, Hagen und Dorsten, von wo aus das gesamte Ruhrgebiet beliefert wird. Wer zwischen Duisburg und Dortmund ein dringendes größeres Paket von der Deutschen Post erwartet, dürfte enttäuscht werden.
„Nach zwei ersten erfolgreichen Streiktagen in der Zustellung, rufen wir nun landesweit Beschäftigte in den Paketzentren zum Streik auf“, erklärte Thomas Großstück, Landesfachbereichsleiter Postdienste, Speditionen und Logistik bei Verdi in NRW. „Die Streikenden haben noch einmal unterstrichen, dass ihre Forderungen sich nicht einfach vom Tisch wischen und die weiterhin hohen Lebenshaltungskosten sich nur mit einer deutlichen Lohnsteigerung bewältigen lassen.“ Zudem sei weitere Entlastung der Beschäftigten durch zusätzliche Freizeit notwendig.
Verdi fordert sieben Prozent Lohn und vier Urlaubstage für Post-Angestellte
Verdi pocht auf ein Entgeltplus von sieben Prozent und drei zusätzliche Urlaubstage, für Verdi-Mitglieder sogar vier. „Die noch immer hohen Lebenshaltungskosten lassen sich nur mit einer deutlichen Lohnsteigerung bewältigen“, meint NRW-Gewerkschafter Großstück. Wie zuletzt im öffentlichen Nahverkehr und in der vergangene Woche gestarteten Tarifrunde im öffentlichen Dienst will Verdi aber auch zusätzliche freie Tage herausholen. „Das ist den Post-Beschäftigten wegen ihrer körperlich zunehmend harten Arbeit genauso wichtig“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
In den Tarifverhandlungen stellt die Post den Spielraum für Lohnerhöhungen als „sehr gering“ dar, weil die Briefmengen im Digitalzeitalter schrumpfen und der Investitionsbedarf groß sei. Zum Jahresbeginn hatte sich der Briefversand im Schnitt um 10,5 Prozent verteuert, das Porto für einen Standardbrief beträgt seither 95 Cent und nicht mehr 85 Cent. Die Portoerhöhung hatte die Bundesnetzagentur dem Unternehmen erlaubt. Aus Sicht der Firma war das zu wenig, sie hatte einen größeren Preisaufschlag gefordert - auch, um die erwarteten Lohnerhöhungen bezahlen zu können.
Post sieht im Heimatmarkt kaum Spielraum für mehr Lohn
Die Deutsche Post hat in ihrem Brief- und Paketgeschäft rund 170.000 Tarifbeschäftigte im Inland, sie gehört zum Logistikkonzern DHL. Vor allem das Geschäft mit den klassischen Standardbriefen schrumpft seit vielen Jahren und ist das Sorgenkind des Bonner Logistikriesen, der weltweit sehr erfolgreich unterwegs ist. Die nächste Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im Heimatmarkt ist für den 12. und 13. Februar angesetzt. (mit dpa)