Berlin. Die Gewerkschaft EVG und die Bahn verhandeln um mehr Geld für die Mitarbeiter. Die Gewerkschaft ist kompromissbereit – das hat auch mit der CDU zu tun.
An diesem Dienstag starten die nächsten Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn. Diesmal geht es um die Löhne der rund 192.000 Tarifbeschäftigten, die von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vertreten werden. Auf dem Papier ist alles wie gewohnt. Die EVG verlangt 7,6 Prozent mehr Geld für ihre Mitglieder, für alle anderen fünf Prozent. Schichtarbeiter der Gewerkschaft sollen zusätzlich weitere 2,6 Prozent Zusatzgeld (ZUG) erhalten. „In dieser Tarifrunde sind uns mehr Wertschätzung für harte Arbeit und die Sicherheit von Einkommen und Beschäftigung wichtig“, sagt die Verhandlungsführerin der EVG, Cosima Ingenschay.
Deutsche Bahn: Gewerkschaft EVG fürchtet Zerschlagung des Konzerns
Wichtig ist der Gewerkschaft aber auch eine Belohnung für die Mitgliedschaft in der EVG. So will Ingenschay für Mitglieder eine Bonuszahlung von 500 Euro für jeden herausholen. Das könnte Schwierigkeiten bei der Umsetzung geben, denn die Arbeitgeber dürfen eigentlich nicht wissen, welcher Beschäftigte in einer Gewerkschaft ist. Das Problem lasse sich aber durch ein bestimmtes Verfahren umgehen, versichert die Gewerkschafterin.
Am liebsten würde die EVG gerne noch vor der Bundestagswahl zu einem Abschluss kommen. Denn die Gewerkschaft befürchtet eine Zerschlagung des Konzerns durch eine neue Regierung. Im Wahlprogramm der CDU findet sich ein entsprechende Ankündigung. „Für mehr Wettbewerb müssen Infrastruktur- und Transportbereich stärker voneinander getrennt werden“, heißt es darin. Netz und Betrieb stehen im Falle eines Wahlsieges wohl vor der Trennung.
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Deutsche Bahn: 20.000 Stellen sollen wegfallen
Die zweite Sorge trägt die Bezeichnung S3. Das Kürzel steht für das aktuelle Sanierungsprogramm, das über die kommenden drei Jahre angelegt ist und die Bahn wieder auf die Erfolgsspur zurückbringen soll. Ein Kernstück ist dabei der Abbau von Personal. 20.000 Stellen sollen wegfallen. Allerdings hat der Bahnvorstand bisher stets betont, dass im operativen Geschäft, also etwa bei Lokführern, Technikern oder Zugbegleitern keine Jobs gestrichen werden.
Doch die EVG will lieber auf Nummer sicher gehen. Deshalb beinhalten die Forderungen auch eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027. „Wenn unsere Kolleginnen und Kollegen nicht zum Spielball der Politiker werden sollen, geht das nur jetzt“, befürchtet Ingenschay. Nach der Wahl sei es womöglich zu spät. Deshalb müssten die Arbeitgeber schon beim ersten Treffen ein Angebot vorlegen.
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Streiks drohen frühestens im April
Ob das der Fall sein wird, lässt DB-Personalvorstand Martin Seiler noch offen. Er deutet aber an, in welche Richtung die Verhandlungen laufen könnten. „Für die Sanierung brauchen wir Stabilität und Planungssicherheit“, verlangt er, „damit die DB wieder wirtschaftlicher und zuverlässiger wird“. Die wichtigste Stellschraube dürfte die Laufzeit der Vereinbarung werden. Dazu hat die EVG keine Forderung aufgestellt. Da das Sanierungsprogramm der Bahn auf drei Jahre ausgelegt ist, liegt eine entsprechende Forderung für die Laufzeit seitens der Arbeitgeber nahe. Bei den privaten Bahnen hat die Gewerkschaft vor wenigen Monaten Abschlüsse erreicht. Dort gibt es 6,1 Prozent mehr Lohn.
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Für die Fahrgäste bedeutet die anstehende Tarifrunde erst einmal keine Streikgefahr. Denn die Verhandlungen werden vorgezogen. Die Friedenspflicht aus dem laufenden Vertrag endet erst Ende März. Ein Arbeitskampf ist folglich frühestens im April möglich. Die EVG hält die diese Option aber durchaus offen, wenn seitens der Arbeitgeber kein ausreichendes Angebot auf dem Tisch liegt.
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