Berlin/Mannheim.. Der erste große Stadt kündigt an, ihr Gasnetz ab 2035 stillzulegen. Hauseigentümer sind verunsichert. Der Oberbürgermeister beruhigt.

Auf dem Parteitag der Grünen am Wochenende wurden Beobachter bei einem Satz der wirtschaftspolitische Sprecherin der Partei, Sandra Detzer, hellhörig. Sie verteidigte in ihrer Rede Robert Habecks Energiepolitik und kam auf den Mannheimer Energieversorger MVV zu sprechen, der ab 2035 das gesamte Gasnetz der Stadt abschalten will. Wer sich kürzlich noch eine neue Gasheizung eingebaut habe, sagte Detzer, bekomme das nun „mit aller Konsequenz“ zu spüren. Das Beispiel Mannheim zeige: „Das GEG (Anm. d. Red. „Heizungsgesetz“) war bei aller Kritik richtig.“

Anfang November gab das Energieunternehmen MVV bekannt, dass es sich bis 2035 aus dem Gasnetz zurückzieht. Für Bürgerinnen und Bürger, aber auch Gewerbetreibende und Unternehmen heißt das, dass fortan in der Stadt keine Gasheizungen mehr betrieben werden können. Das Unternehmen begründet das Vorhaben mit dem Klimaschutz

Heizung: Mannheim will Gas im Jahr 2035 komplett abstellen

Gasheizungen hält die MVV „nicht für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Beheizungsform“, wie der SWR berichtet. Transport und Nutzung von Erdgas führten „zu vermeidbarem CO2-Ausstoß“. Die Kosten für CO2 würden in den kommenden Jahren steigen. Und da die Zahl der Gasnutzer sinke, zitiert der Sender das Energieunternehmen, „werden die Kosten des Gasnetzes auf immer weniger Nutzer umgelegt“. Deswegen empfehle die MVV nach Stilllegung des Gasnetzes seinen Kundinnen und Kunden, sich frühzeitig um alternative Heizformen zu kümmern. Das seien vor allem Fernwärme und Wärmepumpen.

Bei vielen Menschen führt das laut Berichten zu Sorge und Unsicherheit. Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht versuchte in der Zeitung „Mannheimer Morgen“ zu beruhigen: Jeder einzelne Teil des Gasnetzes werde nur dann stillgelegt, „wenn dort alternative Heizmöglichkeiten zur Verfügung stehen“. Auch zukünftig würden im ganzen Stadtgebiet „bezahlbare und zuverlässige Wärmequellen verfügbar“ sein. Zusätzlich zu den Förderprogrammen des Bundes hat die Stadt eigene für Fernwärmeanschlüsse und Wärmepumpen geschaffen. Bis zu 10.000 Euro gibt Mannheim für die Umstellung einer Heizanlage dazu. (les)