Berlin. Das Deutschlandticket wird teurer – aber wird das Angebot besser? Eine Analyse zeigt, dass dazu nicht nur in Bus und Bahn Bedarf besteht.
13 Millionen Menschen hatten im August ein Deutschlandticket, sicher ist bereits, dass das Nahverkehrsabonnement im kommenden Jahr teurer wird: Der Preis steigt von derzeit 49 Euro auf 58 Euro monatlich an. Darauf hatten sich die deutschen Verkehrsminister jüngst geeinigt.
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Für den eigenen Geldbeutel ist die Preissteigerung eine zusätzliche Belastung – es sei denn, man kündigt. Das allerdings und auch das Bestellen des Tickets an sich ist mitunter mit Hürden verbunden, kritisiert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in einer Analyse, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt.
Deutschlandticket: Verbraucherzentralen machen klare Ansage
„Das Deutschlandticket macht Bus- und Bahnfahren seit über einem Jahr leichter. Der Kauf des Tickets sollte so einfach wie möglich sein. Ein Marktcheck des vzbv zeigt aber klare Hürden beim Kauf. Das muss sich ändern, damit alle das Ticket ohne Fallstricke nutzen können“, sagte Marion Jungbluth, Leiterin Team Mobilität und Reisen, unserer Redaktion. „Eine Preissteigerung ab 2025 und Fallstricke beim Buchungsprozess – das schreckt doppelt ab.“
Den Verbraucherschützern zufolge sei nicht immer transparent, ob eine Bonitätsprüfung der Kundinnen und Kunden durchgeführt wird. Und auch Kündigungsfristen würden mitunter widersprüchlich kommuniziert. Die Forderung des vzbv ist daher klar: „Die Anbieter müssen den Bestellprozess vereinfachen und für mehr Transparenz sorgen. Das Ticket muss grundsätzlich digital, aber auch am Schalter zu kaufen sein. Schon beim Kauf muss verständlich sein, wie sich das Ticket wieder kündigen lässt“, erklärte Jungbluth.
Deutschlandticket wird häufig vor Ort und im Internet verkauft
Für die Analyse hat der Verein Internetseiten und Apps von 15 Verkehrsunternehmen und -verbünden untersucht, die das Deutschlandticket anbieten. Laut Verbraucherzentrale können Kunden bei 13 von 15 Anbietern das Ticket vor Ort an Verkaufsstellen erwerben. 14 Anbieter verkaufen das Ticket auch online über ihre Internetseite. Nur neun Anbieter vertreiben das Ticket auch direkt über eine eigene App.
Auch darüber, ob vor dem Ticketkauf die Bonität der Kunden überprüft wird, informieren die Anbieter der Analyse zufolge sehr unterschiedlich. Im Bestellprozess auf der eigenen Internetseite weisen nur drei Anbieter darauf hin. In der Anbieter-App weisen sieben Anbieter während des Bestellprozesses auf eine Bonitätsprüfung hin. Außerhalb der Bestellprozesse würden dagegen zwölf Anbieter auf ihren Internetseiten erklären, dass sie grundsätzlich oder in bestimmten Fällen eine Bonitätsprüfung durchführen.
Deutschlandticket: Kündigung kann zum Problem für Kunden werden
Bei digitalen Tickets seien Bonitätsprüfungen jedoch eigentlich unnötig, da sie bei Zahlungsausfall schnell ungültig gemacht werden könnten, so der vzbv. Falls bei der Bezahlung die Bonität der Kunden überprüft werde, müsse das klar ersichtlich sein, so Verbraucherschützerin Jungbluth.
Auch die Kündigung eines Deutschlandticket-Abonnements könne Kunden Nerven kosten: Bei Kündigungsfristen zum Beispiel seien einzelne Anbieter „unpräzise oder machen widersprüchliche Angaben“, so der vzbv. Ein Anbieter gibt in seinen FAQ zum Deutschlandticket beispielsweise an, dass eine Kündigung bis zum Ende jedes Monats möglich sei. Laut Tarifbestimmungen des gleichen Anbieters müsse die Kündigung jedoch bis zum 10. eines Monats erfolgen. „Dieser Widerspruch kann zum Problem für Kunden werden, wenn ihre vermeintlich fristgerechte Kündigung nicht akzeptiert wird“, heißt es von den Verbraucherschützern.
Verkehrsverband widerspricht Darstellung der Verbraucherzentralen
Hürden bei Kauf und Kündigung? Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) widerspricht auf Anfrage unserer Redaktion dieser Darstellung. „Uns erreichen keine Meldungen aus der Branche, dass die rund 13 Millionen Deutschlandticket-Kunden nachhaltige Probleme bei Informationen, Bestellung oder Kündigung zum D-Ticket haben“, erklärte ein Sprecher. Ungenauigkeiten in den FAQ oder auf den Internetseiten ließen sich schnell und unkompliziert anpassen.
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