Essen. Neuheiten auf der Sicherheitsmesse Security 2024: Vom denkenden Roboterhund bis zur stichfesten Kleidung. Wie sicher ist man damit wirklich?

Das Thema Sicherheit könnte präsenter gerade nicht sein. Die jüngsten Messerangriffe in Solingen oder Mannheim beschäftigen viele Menschen, die Angst um den eigenen Schutz wird größer. Um das Thema Sicherheit geht es auch bei Security Fachmesse, die nächste Woche in Essen auf 40.000 Quadratmetern in der Gruga-Halle startet und mit einigen Neuheiten an den Start geht. Zum Beispiel präsentiert das Unternehmen Eibenholz aus Bayern stich- und schusshemmende Kleidung, die für den Alltag gedacht ist oder Roboterhund Paul meistert Gefahrensituationen, um Menschen zu schützen.

„Das Thema Sicherheit ist aktueller denn je“, sagt auch Julia Jacob, Projektleiterin der Security Messe. „In diesem Jahr spielt aber auch der Bevölkerungsschutz eine wichtige Rolle.“ Mit ihrer Kleidung, die Schutz bei Messerangriffen bieten soll, treffen Eibenholz und auch andere Hersteller gerade voll ins Schwarze. Die WAZ-Redaktion hat getestet, wie viel Sicherheit sie wirklich bieten.

Security 2024 in Essen: Stich- und schusshemmende Kleidung erfährt in den letzten Wochen große Nachfrage

Die Idee zu der Kleidung kam Monty Hering, der früher noch im Security-Bereich gearbeitet hat, durch ein früheres Erlebnis. „Mein Kollege wurde durch einen Messerangriff schwer am Hals verletzt“, erzählt der 48-Jährige. Daraufhin habe er angefangen, in seine Arbeitskleidung Schutzsysteme einzunähen, um sich besser vor Angriffen schützen zu können. „Die Kollegen wollten das dann auch, so hat dann alles angefangen.“ Seit einem Jahr bietet die Firma Eibenholz mit Sitz in Unterhaching in ihren Onlineshop Pullover, Unterwäsche und Westen an, die gegen Messer- und Waffenangriffe schützen sollen. Ob das klappt?

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Um das zu testen, haben wir uns einen dieser Hoodies angezogen. Dieser sieht wie ein ganz normaler Pullover aus, beim Anziehen merkt man jedoch, dass er etwas dicker und schwerer ist. Auf der Haut fühlt sich das Material aber angenehm an. Mit einem Cuttermesser fängt Hering nun an, den Pulli aufzuschlitzen. Zuerst am Arm, dann am Bauch, an der Kapuze. Ein bisschen Angst ist da. Tatsächlich ist aber nur ein leichter Druck zu spüren, es ist minimal unangenehm. Die obere Schicht des Pullovers – bestehend aus Baumwolle – ist danach übersät mit Schnitten. Die Schicht darunter hat Stand gehalten, die Haut ist unverletzt. Nur leichte rote Striemen sind zu sehen. Der Schutz hat aber auch seinen Preis: Zwischen 250 und 300 Euro kostet ein Pullover. In diesem Preisbereich liegen zum Beispiel auch Hersteller wie Obramo oder die CEST Group.

„Wir arbeiten mit dem Kunststoff Polyethylen (PE)“, sagt Hering. Der Grundgedanke: Produkte für Menschen herzustellen, die in gefährlicheren Berufen arbeiten. Doch zu den Kunden zählten mittlerweile neben Polizisten, Security-Mitarbeitern auch Privatleute. „Eigentlich sind unsere Sachen für alle, die sich sicherer fühlen wollen. Das kann auch die Studentin sein, die auf dem Nachhauseweg ein besseres Gefühl haben möchte“, so Hering. „Wir wollen Alltagskleidung herstellen.“

„Durch die Messerangriffe in den letzten Wochen ist die Nachfrage nach unserer stichhemmenden Kleidung auf jeden Fall größer geworden.“

Monty Hering
Firma Eibenholz

Die Produkte, die als Schnittschutz zertifiziert sind, seien aber nicht zu 100 Prozent stichfest. Es komme immer auf die Dicke der Klinge, die Art des Messers und die Kraft an, so Hering. Um auch gegen Schusswaffen gesichert zu sein, haben die Pullover und Westen Innentaschen, in die mit einem Klettverschluss bestimmte Einlagen gelegt werden können. Diese sind zertifiziert, bis auf fünf Meter Abstand, das Projektil einer neun Millimeter-Pistole abzuhalten. „Das ist eigentlich das häufigste Projektil“, sagt der 48-Jährige. Ein gewisser Schutz sei jedoch auch da, wenn jemand näher kommt oder eine andere Waffe benutze.

Immer mehr KI-Entwicklungen: Roboterhunde, die zusammenarbeiten oder Türöffnen mit QR-Code

Auf der Security Messe 2024 gibt es in Sachen Sicherheit fast alles. Ein Highlight ist Paul, ein Roboterhund der Firma Security Robotics. Zum Einsatz kommen die Roboter zum Beispiel bei Streifengängen, Wachschutz oder Messungen. Unter Beweis gestellt haben die künstlichen Vierbeiner ihr Können schon auf verschiedenen Ölplattformen und in der radioaktiv verseuchten Gefahrenzone in Tschernobyl. Sie können zum Beispiel Gaslecks oder Defekte an Zäunen erkennen. „Paul kann verschiedene Gase riechen. So ist es für einen Menschen viel sicherer, einen Roboter vorzuschicken“, erklärt Ingo Henke von Security Robotics. Einige Roboter können sogar eigenständig Entscheidungen treffen. „Der Mensch hat aber immer das letzte Wort.“

Sicherheitsmesse
Vom 17. bis 20. Oktober startet die Security Messe 2024 in der Grugahalle. Rund um das Thema Sicherheit gibt es hier fast alles. © DPA Images | Bernd Thissen

Immer mehr Aufmerksamkeit bekommen auch Drohnen. Bei der Messe vorgestellt wird zum Beispiel eine Drohne, der zur Condor-Gruppe gehörenden Firma Germandrones aus Essen. Das Gerät, das wie ein Mini-Flugzeug aussieht und bis zu 110 Kilometer fliegen kann, wird unter anderem in Grenzgebieten zur Aufklärung, im medizinischen Bereich zum Transport von Gewebeproben oder im Bereich Vermessung eingesetzt.

Neuerungen werden auch in der elektronischen Sicherheitstechnik – dazu gehören zum Beispiel Brand- und Einbruchmeldetechnik oder Videosysteme – vorgestellt. Diese Segmente profitieren von KI-getriebenen Entwicklungen. Ein Beispiel: Ein System, mit dem Türen via QR-Code geöffnet werden können, wie ein mobiler Schlüssel. Auch Hersteller von speziellen Gefängnismöbeln – durch welche die Selbstverletzungsgefahr reduziert werden soll – stellen aus, wie die Firma Pineapple.

Vom 17. bis 20. September feiert die Leitmesse für Sicherheit ihr 50-jähriges Jubiläum mit über 500 Ausstellern in Essen. Das sind 30 Prozent mehr, als noch bei der letzten Veranstaltung. Der Bedarf an Sicherheit in Industrie, Unternehmen oder privaten Haushalten steige ständig, heißt es seitens Presseabteilung der Security. Nach Branchenangaben habe es für 2023 im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 9,7 Prozent gegeben. Konkret heißt das: Die Umsätze sind von 28,51 Milliarden auf 31,27 Milliarden gestiegen, 2020 lagen sie sogar nur bei 22,47 Milliarden. Trends sind zum Beispiel die zunehmende Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz in den letzten Jahren.