Berlin. Die Deutsche Bahn hat weiter Probleme mit verspäteten und ausgefallenen Zügen. Nun macht ein Gewerkschafter einen Lösungsvorschlag.

Bei der Deutschen Bahn läuft derzeit wenig zusammen. Reisende sind ob massiver Verspätungen, Zugausfälle oder lange anhaltender Streckensperrungen verärgert. Gerade in der Ferien- und Urlaubszeit werden Versäumnisse der Vergangenheit eklatant sichtbar. Und bald sollen Bahnkunden auch noch mehr für ihre Tickets zahlen müssen.

In dieser einigermaßen verfahrenen Situation wartet Martin Burkert, Vorsitzender der Eisenbahngewerkschaft EVG, mit einem ungewöhnlichen Vorschlag auf. Im Deutschlandfunk brachte Burkert ein Tempolimit für ICE ins Gespräch. Da die Hochgeschwindigkeitszüge regelmäßig verspätet seien und damit den gesamten Fahrplan durcheinanderbrächten, könne eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit von 250 auf 200 km/h dazu beitragen, wieder ein stabileres und verlässlicheres Angebot zu ermöglichen, erläuterte Burkert seine Idee.

EVG-Chef Martin Burkert sorgt sich um die Personalstrategie der Deutschen Bahn.
EVG-Chef Martin Burkert sorgt sich um die Personalstrategie der Deutschen Bahn. © dpa | Julian Stratenschulte

Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ hatten gerade erst ergeben, dass ein geordneter Ablauf des Zugverkehrs aktuell kaum noch möglich sei. Grund dafür seien technische Probleme wie Signalstörungen, Stellwerksausfälle und kaputte Weichen. Fahrpläne hätten allein in diesem Jahr zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert werden müssen. Die Zeitung zitiert ein Mitglied des Bahn-Aufsichtsrats, der von einem „Kontrollverlust“ gesprochen habe. Bahnfahren sei zu einer Art Lotterie geworden.

Statt in die Schiene zu investieren, will die Deutsche Bahn in den kommenden Jahren Tausende Stellen wegfallen lassen, insbesondere in der Verwaltung. Die Deutsche Bahn mit rund 236.000 Beschäftigten im Inland ist finanziell in Schieflage geraten und muss sparen. Innerhalb der Belegschaft sorgt das aus Sicht der Bahngewerkschaft EVG für Verunsicherung. Es sei noch völlig unklar, was mit dem Fachkräftemangel auf die Bahn zukomme. „Dieser wird die Schienenbranche voll treffen.“ Was nicht passieren dürfe, sei, dass irgendwo am Kunden gespart werde oder an der Sicherheit, sagte EVG-Chef Martin Burkert. Die Rede ist von etwa 30.000 Vollzeitstellen, die in den nächsten fünf Jahren abgebaut werden könnten.

Bahnkunden müssen sich auf höhere Ticketpreise einstellen

Mit einer zusätzlichen milliardenschweren Eigenkapitalspritze will der Bund die Bahn stärken - das aber könnte fatale Nebenwirkungen haben: Bahnfahren könnte teurer werden. Denn mehr Eigenkapital bedeutet höhere Trassenpreise - eine Art Schienenmaut - bei den Verkehrsunternehmen. Diese Trassenpreise sollen 2026 erneut deutlich steigen .Die Güterbahnen sprechen von einem „Preisschock“. Auch im Nah- und Fernverkehr drohen Preissteigerungen, beim Angebot Einschränkungen. 

Im Schnitt sollen die Preise ab 2026 um 19,1 Prozent steigen. Auf den Fernverkehr käme eine Steigerung von 10,1 Prozent zu, auf den Güterverkehr eine Erhöhung um 14,8 Prozent. Die Branche fürchtet bei solchen überdurchschnittlichen Steigerungen weitreichende Auswirkungen auf das Angebot auf der Schiene: „Es droht weniger Bahnverkehr für mehr Geld zu geben“, teilte etwa die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Bahnindustrie, Sarah Stark, mit. tok/dpa