Berlin. Immer mehr Mieter wollen Strom selbst erzeugen, doch die Hürden sind hoch. Ein neues Gesetz soll das ändern – und scheitert an der FDP.
Balkonkraftwerke erleben in Deutschland einen Boom. Immer mehr Menschen werden zu eigenen Stromerzeugern in ihren Wohnungen oder Häusern. Mittlerweile hat die Bundesnetzagentur mehr als 400.000 steckerfertige Solaranlagen registriert. Allein im ersten Quartal dieses Jahres wurden 50.000 Anlagen gemeldet. Und die Zahl könnte noch deutlich höher liegen, denn manche Anlagen werden erst mit Verspätung angegeben.
Die meisten Anlagen sind bislang mit 80.000 Stück im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen montiert, gefolgt von Bayern mit mehr als 60.000 und Niedersachsen mit gut 50.000. Der Abstieg ist groß: Vor 9 Monaten waren etwa 230.000 Anlagen bundesweit gemeldet. Balkonkraftwerke kosten je nach ihrer Leistung (350 bis 400 Watt) und Marke zwischen 500 und 1500 Euro.
Hintergrund: Zuschuss zum Balkonkraftwerk – Die Förderung auf einen Blick
Das Potenzial für Photovoltaik ist aus Sicht des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) noch nicht ausgeschöpft. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Nachfrage auch 2024 weiter zunehmen werde, sagte der Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Allerdings werde sich das prozentuale Wachstumstempo wohl etwas abflachen. Durch die Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde, habe es eine Sonderkonjunktur gegeben.
Balkonkraftwerke: Das hat sich für Mieter schon verbessert
Auch für Verbraucher ist es seit Monatsanfang einfacher geworden, Balkonkraftwerke zu installieren. So hat die Bundesnetzagentur die Registrierung im Marktstammdatenregister erleichtert. „Wir begrüßen die vereinfachte Registrierung der Steckersolargeräte ab dem 1. April sowie weitere Anstrengungen der Bundesregierung zum Bürokratieabbau außerordentlich“, sagte Körnig.
So sollen im Solarpaket der Bundesregierung weitere Hürden für den Ausbau der Sonnenenergie abgebaut werden. Allerdings hängt das Paket seit vergangenem Sommer in Beratungen des Parlaments wegen politischer Differenzen über die Förderungen der heimischen Solarindustrie durch Steuergelder fest. China bietet aktuell Solaranlagen zu Dumpingpreisen an. Die FDP lehnt deshalb eine Förderung ab.
Der Gesetzentwurf zum Solarpaket sieht unter anderem vor, dass Balkonkraftwerke grundsätzlich nicht mehr beim Netzbetreiber gemeldet werden müssen. Vielmehr soll es ausreichen, dass die Anlagen bei der Bundesnetzagentur registriert werden. Zudem soll das Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht derart verändert werden, dass die Montage und notwendige bauliche Veränderungen nicht mehr so einfach von Vermietern oder Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) blockiert werden können.
Diesen Haken sieht der Mieterbund bei Balkonkraftwerken
Wenn Mieter ein Balkonkraftwerk installieren wollen, müssen sie bislang immer die Erlaubnis des Vermieters einholen. In Zukunft sollen sie verlangen können, dass ihnen eine mögliche bauliche Veränderung für die Installation eines Geräts gestattet wird.
Interessant auch: Balkonkraftwerk mit 600 oder 800 Watt – was ist erlaubt?
Grundsätzlich sollen Vermieter und WEG damit aber auch künftig noch ein Mitspracherecht bei der Installation erhalten, gleichzeitig sollen Mieter aber auch einen Anspruch auf die Montage eines Balkonkraftwerkes haben. Der Deutsche Mieterbund sieht bei der Auslegung des Gesetzes die größten Probleme. Denn bei den Formulierungen werde nicht klar, was sie genau bedeuteten.
Bundesland | Förderprogramm | Art der Förderung | Höhe der Förderung |
Berlin | SolarPlus | Erstellung eines Gutachtens, Beteiligung an den Mehrkosten gegenüber einer Standard-PV-Anlage | Bis zu 300 Euro pro kWh (maximal 15.000 Euro) |
Mecklenburg-Vorpommern | durch: Landesförderinstitut Mecklenburg-Vorpommern | Zuschuss für den Kauf und die Installation einer steckerfertigen Mini-Solaranlage (nach dem 07.10.2022) | Bis zu 500 Euro pro PV-Anlage und Wohnungseinheit |
Nordrhein-Westfalen | progres.nrw | Förderung von thermischen Solaranlagen für die Gebäudeversorgung | 90 Euro pro Quadratmeter Bruttokollektorfläche |
Schleswig-Holstein | durch: Bezirksregierung Arnsberg | Förderung von Solarkollektoranlagen, Anschluss an Wärmenetze, Förderung für steckerfertige Balkonanlagen, Förderung für stationäre Batteriespeichersysteme (voraussichtlich ab Sommer 2023) | Bis zu 900 Euro für Solarthermie-Anlagen, bis zu 500 Euro für Installations- und Anschlusskosten |
Bayern | 10.000-Häuser-Programm | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 500 Euro für Photovoltaikanlagen und bis zu 3.200 Euro für Batteriespeicher |
Baden-Württemberg | Solaroffensive Baden-Württemberg | Zuschuss für Photovoltaikanlagen | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Hessen | Hessische Energiespar-Aktion | Zuschuss für die Installation von Solarkollektoren | Bis zu 40% der Investitionskosten |
Sachsen | SAB Förderung | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 50% der Investitionskosten |
Niedersachsen | NBank | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Rheinland-Pfalz | nergieagentur Rheinland-Pfalz | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 50% der Investitionskosten |
Thüringen | Thüringer Aufbaubank | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Sachsen-Anhalt | Investitionsbank Sachsen-Anhalt | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Saarland | SaarLB | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Brandenburg | ILB Brandenburg | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Bremen | Bremer Aufbau-Bank | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Hamburg | IFB Hamburg | Zuschuss für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher | Bis zu 30% der Investitionskosten |
Bitte beachten Sie, dass sich die Förderprogramme und -höhen jährlich ändern können. Es ist immer ratsam, die aktuellen Informationen auf den offiziellen Websites der Bundesländer oder Förderinstitute zu überprüfen. Auch können einige Bundesländer regionale oder spezielle Förderprogramme für PV-Anlagen haben, die in der Tabelle nicht aufgeführt sind. Alle Angaben sind ohne Gewähr.