Berlin. Die Dauerstreiks bei Bahn und Lufthansa zeigen: Das Auto ist noch nicht abgeschrieben. Wer mobil bleiben will, muss zurück ans Steuer.
Höhere Parkgebühren für besonders große Autos, immer mehr Tempo-30-Zonen, Diskussionen um Fahrverbote für Diesel-Stinker sowie der Druck einzelner Politiker, mehr Fahrrad und ÖPNV zu fahren und das eigene Auto gänzlich stehenzulassen. Der deutsche Autofahrer hat es nicht leicht in der öffentlichen Debatte. Und klar: Wenn wir das Klima schützen wollen, unsere Städte grüner und lebenswerter werden sollen, gehen dem Autofahrer schnell die Argumente aus.
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Dass wir uns den Abgesang auf das Auto aber verkneifen sollten, zeigen die vergangenen Wochen. Während die GDL-Lokführer bei der Bahn und die Gewerkschaften im öffentlichen Nahverkehr und bei den Lufthansa-Fliegern das Land lahmlegen, erleben Autofahrer, was uneingeschränkte Mobilität bedeutet.
Kein Lokführer im Ausstand und auch kein streikendes Bodenpersonal am Airport kann den Weg über die Straßen quer durch Deutschland verhindern. Das zeigt: Wer mobil sein will, muss das Steuer wieder in die eigenen Hände nehmen.
Nicht nur Deutschlands Wirtschaft braucht das Automobil
Das betrifft nicht nur die individuelle Freiheit, sondern auch die deutsche Wirtschaft: Jahrelang waren Volkswagen, BMW und Co. der Anker für die deutsche Industrie. Ein Absatzrekord jagte den nächsten. Nicht nur die Steuereinnahmen für den Staat wuchsen, sondern auch die Gehälter der Beschäftigten. Jetzt besteht trotz Absatzschwäche in China und lahmender Elektromobilität die Chance, ein Treiber der Wende hin zu grünerer Mobilität zu sein.
Dass sich Deutschlands einstige Vorzeigeindustrie ein Stück weit neu erfindet, ist dabei nicht nur Selbstzweck. Denn abseits der großen Städte mit ausgebautem ÖPNV kommt man ohne Auto nach wie vor nicht weit. In all den hitzigen Debatten ums Klima kommt das mitunter zu kurz. Doch nicht nur das lange, ländliche Warten auf den Bus zeigt, dass das Auto noch immer zu mehr taugt, als nur der Notnagel der Mobilität zu sein.