Berlin. Der Sportartikelhersteller steht finanziell besser da als erwartet – weil er weiter Geschäfte mit Schuhen des Rappers Kanye West macht.
Adidas steht besser da als erwartet. Am Mittwoch gab das Unternehmen seine Geschäftszahlen für das Jahr 2023 bekannt. Vorab stellte es einen Verlust von 100 Millionen Euro in Aussicht. Dann die Überraschung: Das Betriebsergebnis sank zwar von 669 Millionen auf 268 Millionen Euro, große Verluste blieben aber aus.
Ein Grund für das bessere Abschneiden ist, dass der Nike-Rivale den Großteil seiner Produktbestände aus der aufgekündigten Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper Kanye West nicht abschreiben, sondern zumindest kostendeckend verkaufen will.
West war in den vergangenen Jahren zunehmend wegen rassistischer und antisemitischer Äußerungen aufgefallen. 2020 machte seine mittlerweile Ex-Frau Kim Kardashian seine bipolare Störung publik. West trat in der Folgezeit mehrfach in Medien der Neuen Rechten auf und unterstützte den Ex-Präsidenten Donald Trump. 2022 trat er maskiert in der Sendung des ultrarechten Verschwörungstheoretikers Alex Jones auf und lobte unter anderem Adolf Hitler. Im Oktober 2022 kündigte Adidas schließlich die Werbepartnerschaft mit West.
Yeezy: Schuhe des Rappers lassen sich noch gut verkaufen
Die judenfeindlichen Tiraden des Rappers scheinen seine Fans jedoch nicht zu stören. Zumindest gibt es immer noch einen Käufermarkt für dessen Artikel. Konzernchef Björn Gulden begründete das Betriebsergebnis des Konzerns entsprechend: „Die Verbesserung verdanken wir dem um rund 100 Millionen Euro besseren operativen Geschäft und der Entscheidung, Yeezy-Bestände in Höhe von 268 Millionen Euro nicht abzuschreiben“. Die Restbestände sollen im laufenden Jahr zumindest zum Selbstkostenpreis verkauft werden. „Deshalb haben wir nur Bestände abgeschrieben, die entweder beschädigt oder nur noch in vereinzelten Größen verfügbar waren.“ Die Abschreibungen belaufen sich Adidas zufolge lediglich noch auf einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.
Neben Problemen mit der Werbe-Ikone machen dem Unternehmen zunehmend negative Währungseffekte zu schaffen – wie etwa die Abwertung des argentinischen Peso im vierten Quartal. Dies dürfte auch 2024 für Gegenwind sorgen und die Profitabilität erheblich belasten. Die Aktie gab am Mittwoch nachbörslich deutlich nach.
Der Umsatz ging 2023 um fünf Prozent auf 21,4 Milliarden Euro zurück. Dabei belasteten negative Währungseffekte im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro, erläuterte Adidas. Im vierten Quartal belastete die Abwertung des argentinischen Pesos. Währungsbereinigt lag er in etwa auf Vorjahresniveau. Adidas hatte jedoch einen Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Wegen des Abbaus von Lagerbeständen sei der Verkauf an den Großhandel deutlich reduziert worden, hieß es. Zudem belastete die Beendigung des Yeezy-Geschäfts die Umsatzentwicklung im Vorjahresvergleich mit rund 500 Millionen Euro.
Adidas: Umsätze sollen von Quartal zu Quartal steigen
Im laufenden Jahr dürften jedoch negative Wechselkurseffekte die Profitabilität erheblich belasten. Dazu kämen noch die „Herausforderungen in Nordamerika“, so Vorstandschef Gulden. Für 2024 geht Adidas von einem Betriebsergebnis von rund 500 Millionen Euro aus.
Der währungsbereinigte Umsatz soll im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Die Umsatzprognose basiert den Angaben zufolge auf der Annahme, dass Adidas die verbleibenden Yeezy-Bestände kostendeckend verkaufen wird, was zu einem Umsatz von rund 250 Millionen Euro führen würde. Dabei geht Vorstandschef Gulden davon aus, „dass sich die Umsätze zu Jahresbeginn zunächst auf dem Vorjahresniveau bewegen, sich dann aber von Quartal zu Quartal verbessern werden“.
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