Essen. Interview: Insolvenzverwalter Denkhaus bekräftigt, eine neue Zentrale suchen zu wollen. Das sagt er über den Zustand des Gebäudes und die Miete.
Dass Karstadt seinen Traditionsstandort in Essen-Bredeney aufgeben will, ist seit nun fast zehn Jahren ein Dauerthema. Das wurde mal defensiver und mal offensiver signalisiert. Der 1969 in Betrieb genommene Verwaltungskomplex an der Theodor Althoff-Straße entspreche „weder funktional noch technisch den Anforderungen eines modernen Arbeitgebers und Unternehmens“, hieß es bereits 2015 in einer internen Mitteilung. Neun Jahre später ist der Zustand des auch von außen betagt aussehenden Gebäudes erwartungsgemäß nicht besser geworden.
Doch nachdem erst Karstadt, dann Galeria Karstadt Kaufhof bisher doch immer wieder im Essener Süden geblieben sind beziehungsweise gehalten werden konnten, scheint diesmal tatsächlich der Auszug bevorzustehen. Das wurde im Interview unserer Redaktion mit Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche deutlich.
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Der aus Essen stammende und in Hamburg wohnende Rechtsanwalt Denkhaus hat durchaus auch eine persönliche Verbindung zur Warenhaus-Ikone, jedes Jahr kauft er „für mich und meine Söhne“ zu Weihnachten ein Playmobilgeschenk bei Karstadt, sagte er. Doch an der Zentrale hängt er ebenso wenig wie die hier Beschäftigten: „Schauen Sie sich mal um, was hier alles leer steht. Als wir hier ankamen, haben uns viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezeigt, wie marode das Gebäude ist“, sagte er.
Galeria-Insolvenzverwalter: Die einen Büros sind zu kalt, die anderen zu heiß
Die Beschreibung seines ersten Eindrucks ist wenig schmeichelhaft: „In einigen Büros saßen viele mit Mantel und Schal am Bildschirm, in anderen war es viel zu heiß.“ Die Frage, ob die Kündigung des Mietvertrags und der Auszug zu seinen ersten Kostensenkungsmaßnahmen gehöre, verneinte er aber. Denn „bei der Suche nach einer möglichen neuen Zentrale müssen wir auch den künftigen Investor ins Boot holen“.
Den will er aber bereits bis April gefunden haben. Wenn es darum geht, wo die Galeria-Verwaltung und das Management künftig arbeiten sollen, müsse der neue Eigentümer mitreden können. Allerdings ließ Denkhaus keinen Zweifel daran, dass die Zentrale nicht nur ungeeignet, sondern auch zu teuer sei.
Galeria verhandelt mit Signa auch über Mietsenkungen für die Zentrale
Sie gehört der insolventen österreichischen Muttergesellschaft Signa, deren Mieten Denkhaus und Van den Bossche sowohl für die noch 18 Kaufhausimmobilien von Signa als auch die Zentrale für zu hoch halten. „Auch hier müssen wir über die Miete reden“, betonte Denkhaus, ohne Zahlen zu nennen. Nach Informationen unserer Redaktion soll Galeria für den in die Jahre gekommenen Komplex rund vier Millionen Euro Miete im Jahr an Signa zahlen. Dies trotz des schlechten Zustands. Es soll regelmäßig durch die Dächer regnen, auch der Zustand der sanitären Einrichtungen lasse zu wünschen übrig, ist von Beschäftigten zu hören.