Berlin. Auch künftig drohen Krisen und Katastrophen. Wie man sich vorbereitet und wie sich verschiedene Anlageformen in der Krise verhalten.

Klimawandel, Staatspleiten, KriegeKrisen gibt es viele. Das wird auch in Zukunft kaum anders sein und die Märkte belasten. In Deutschland scheint der Pessimismus im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung allerdings besonders ausgeprägt. Denn noch immer scheuen viele Deutsche davor zurück, ihr Geld an den Aktienmärkten zu investieren. Zwar stieg die Zahl der Aktionäre in Deutschland 2022 laut einer Auswertung des Deutschen Aktieninstituts auf ein Rekordhoch: Im Schnitt hielten 12,89 Millionen Menschen hierzulande Aktien, Aktienfonds und/oder Indexfonds (ETFs). Im internationalen Vergleich gelten Deutsche jedoch als Aktienmuffel.

Lesen Sie auch: Tagesgeld & Festgeld: Rechner zeigt beste Deals – wo es die meisten Zinsen gibt

Dass die Skepsis gegenüber den Märkten nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt der Blick in die jüngere Vergangenheit. Die Finanzmärkte sind nicht sonderlich krisenfest: Energie-, Corona- und Finanz-Krise haben teils für massive Kurseinbrüche an den Aktienmärkten gesorgt. Im Zuge der Finanz-Krise von 2007/2008 brach der Deutsche Aktienindex (DAX) etwa um die Hälfte ein und es dauerte Jahre, bis wieder ein stabiles Wachstum einsetzte. Wie sich also vorbereiten, wenn man fest mit der nächsten Krise rechnet?

Weitere Artikel von Finanztip

Bargeld: So viel sollte man zu Hause haben

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt für Notlagen, immer „eine ausreichende Bargeldreserve im Haus zu haben“. Eine genaue Summe wird allerdings nicht angegeben. Der Oberösterreichische Zivilschutz wird konkret und nennt 500 Euro. Hintergrund für die kleine Bargeldreserve Zuhause: Kommt es zu flächendeckenden Stromausfällen, sind auch Bankautomaten betroffen. Auch bei sogenannten Bank-runs im Zuge von Banken- oder Staatspleiten hat man so vorübergehend vorgesorgt. Aber Achtung: Bargeld ist nicht vor Inflation oder Diebstahl geschützt. Das heißt: Horten ergibt keinen Sinn. Stattdessen sollte ein Teil des Geldes sinnvoll angelegt werden – und im besten Fall eine Rendite erwirtschaften.

Eine Möglichkeit dabei sind breite Aktieninvestments in Form von ETFs. Diese werden von Verbraucherportalen wie Finanztest, von der Stiftung Warentest oder Finanztip empfohlen. Die Vorteile: Sie sind kostengünstig und breit gestreut. Selbst wenn ein Unternehmen im Fonds pleite geht, hält sich der Verlust in Grenzen. Da ETFs Indizes abbilden, schwanken sie aber in Krisenzeiten. Andere Anlageklassen können dann das Portfolio ergänzen – je nach Art der zu erwartenden Krise.

In ausländische Währungen investieren?

Bei einer Staatskrise in Deutschland könnten auch ausländische Währungen helfen. Sören Hettler, Leiter für Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ Bank, erklärt: „Eine Staatskrise in Deutschland würde auf die gesamte Eurozone ausstrahlen. Die Zahlungsfähigkeit der Europäischen Union würde also insgesamt darunter leiden.“ Da könne es sinnvoll sein, nicht in den Euro, sondern in ausländische Währungen zu investieren, etwa in den Dollar über US-Staatsanleihen.

Um das Portfolio weiter zu diversifizieren, wären auch sogenannte Sichere Häfen am Devisenmarkt, darunter der japanische Yen, eine Option. Sofern noch breiter gestreut werden soll, wären auch Fremdwährungen aus rohstoffreichen Ländern denkbar, etwa die norwegische Krone oder der australische Dollar. Finanz-Experte Hettler schränkt jedoch ein: „Wenn die Krise erstmal läuft, ist es schwer, ein gutes Timing zu erwischen, da Übertreibungen stattfinden können und sich der Markt auch schnell wieder drehen kann.“

Liebling der Krisen-Propheten: Gold als Wertanlage

Beliebt unter Krisen-Propheten ist Gold. Der Finanzexperte meint dazu: „Wenn die Unsicherheit steigt, ist Gold tendenziell beliebt – insbesondere bei geopolitischen Krisen.“ Das habe sich etwa beim Ausbruch des Ukraine-Kriegs und auch jüngst wieder in Form höherer Preise gezeigt. „Das Problem ist: Auch Gold ist eine sehr volatile Anlageklasse“, sagt Hettler. Zudem seien die Zeiten, in denen man Gold im Alltag einsetzen könne, lange vorbei. „Damit ist Gold vor allem eine spekulative Anlageklasse.“

Auch die Verbraucherzentrale sagt: Gold ist alles andere als eine sichere Anlage. Zwar sei der Goldpreis in den vergangenen 30 Jahren von rund 250 auf durchschnittlich 1850 Euro angestiegen. Allerdings sei dieser Kursanstieg von heftigen Kurseinbrüchen begleitet worden. Als Krisen-Baustein im Portfolio kann es ergänzt werden. Die Verbraucherzentrale rät aber davon ab, deutlich mehr als zehn Prozent des Vermögens in Gold anzulegen.

Entscheidender Faktor: Anlagehorizont

Etwas anders verhält es sich bei Rohstoffen. Hier komme es vor allem auf die Art der Krise an, meint Hettler. Bei geopolitischen Krisen könnte sich ein Investment auszahlen. Würde etwa ein Land wichtige Seewege für den Transport von Rohöl blockieren oder die Ölförderung gedrosselt, würde der Rohölpreis massiv steigen. Mit Blick auf den Konflikt mit Iran ist das ein realistisches Szenario. „Bei einer starken Konjunkturkrise hingegen brechen auch die Rohstoffpreise ein. Das hat man zum Beispiel bei der Corona-Krise gesehen“, sagt Hettler. Die Volatilität von Rohstoffen sei allerdings zum Teil noch gravierender als bei Aktien. „Rohstoffe sind kein sicherer Hafen.“

FAQ zu Tagesgeld und Festgeld

Was ist Tagesgeld?

Das Tagesgeld ist eine klassische Geldanlage. Der Sparer legt sein Geld bei einer Bank zu einem variablen Zinssatz an. Er kann täglich über sein Geld verfügen und jederzeit Ein- und Auszahlungen vornehmen.

Was unterscheidet Tagesgeld von Festgeld?

Während das Tagesgeld eine flexible Verfügbarkeit des Kapitals bieten, ist das Kapital bei einem Festgeldkonto für einen festgelegten Zeitraum angelegt und nicht zugänglich.

Wie sicher sind Tages- und Festgeldkonten?

In vielen Ländern wie Deutschland sind Einlagen bis zu 100.000 Euro je Kunden und Bank über einen Einlagensicherungsfonds geschützt – beide Anlageformen sind daher eine sichere Investitionsoption.

Wie werden die Zinsen bei Tages- und Festgeld berechnet?

Tagesgeldzinsen werden oft variabel berechnet und können sich ändern – je nach Marktlage. Festgeldzinsen sind stattdessen für die zuvor vereinbarte Laufzeit des Vertrages festgeschrieben und ändern sich nicht.

Kann ich mehrere Tages- und Festgeldkonten gleichzeitig haben?

Ja – es gibt keine Begrenzung für die Anzahl der Konten. Allerdings sollten Sie Angebote und Konditionen sorgfältig vergleichen, um die besten Renditen zu erzielen.

Welche Gebühren fallen bei Tages- und Festgeldkonten an?

Normalerweise fallen keine Kontoführungsgebühren an. Jedoch sollten Sie immer das Kleingedruckte lesen, um sicherzustellen, dass keine versteckten Kosten anfallen.

Wie kann ich ein Tages- oder Festgeldkonto eröffnen?

Die meisten Banken und Finanzinstitute bieten eine einfache Online-Eröffnung an. Auch die Legitimation erfolgt bei vielen Banken mittlerweile digital. Allen voran Direktbanken bieten oft nur einen reinen digitalen Service an.

Ist mein Geld bei ausländischen Banken sicher?

Das ist von der jeweiligen Bank und dem Land abhängig. Innerhalb der Europäischen Union (EU) gilt flächendeckend eine Einlagensicherung von maximal 100.000 Euro je Kunde und Bank. Außerhalb der Eurozone können andere Bedingungen gelten. Daher ist es ratsam, sich über die Einlagensicherung des jeweiligen Landes zu informieren, ehe man eine Anlage tätigt.

Kann ich mein Festgeld vorzeitig kündigen?

Die vorzeitige Kündigung kann möglich sein – etwa bei flexiblen Verträgen. Oft gehen damit aber finanzielle Nachteile oder Strafzinsen einher. Daher sollte man zuvor die Vertragsbedingungen sorgfältig lesen.

Was passiert bei sich ändernden Zinsen?

Bei Tagesgeldkonten können sich die Zinsen ändern – oft angelehnt an die Entwicklung des Leitzinses. Bei Festgeldkonten bleibt der Zinssatz für die mit der Bank vereinbarte Laufzeit unverändert.

Mit Blick auf die generelle Anlageentscheidung und kommende Krisen hält der Finanzexperte daher einen anderen Faktor für entscheidender: den Anlagehorizont. Jüngere Anleger mit einem langen Anlagehorizont können Krisen aussitzen. „Anleger, die ihre Engagements tendenziell zeitnäher auflösen werden, sollten eher stabilere Assets in ihr Portfolio nehmen.“ Das könnten zum Beispiel Anleihen mit sicherer Bonität sein. Der Experte betont dabei: „Die Erfahrung zeigt, dass jede Krise irgendwann auch vorbei ist und es danach wieder aufwärts geht. Das sollte man bei der Geldanlage im Hinterkopf behalten.“