Düsseldorf. Auf Branchenmesse SolarSolution in Düsseldorf zeigten mehr als 200 Aussteller die neuesten Entwicklungen rund um Solaranlagen.

Für zwei Tage war die Messe Düsseldorf der Treffpunkt für Profis der Solarbranche in Nordrhein-Westfalen - und für solche, die ins Geschäft einsteigen wollen. Das Spielfeld: Zwei Hallen, 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, mehr als 200 Ausstellerfirmen, darunter auffällig viele Chinesen. Sie sind die unumstrittenen Weltmarktführer, wenn es um Solarmodule geht. Und alte Hasen in der Branche finden das aus Kundensicht gar nicht verkehrt. Preis-Leistung stimme.

Es herrscht geschäftiges Treiben an den Ständen in den beiden Hallen 13 und 14, beinahe wie auf einem bunten Basar. Bei dieser Branchemesse werden die Photovoltaikanlagen von morgen an den Handwerker von nebenan verkauft, der dann die Komponenten beim Kunden verbaut. Was hier über den Messetisch geht, landet ziemlich sicher irgendwann auf dem Dach eines Einfamilien- oder Mehrfamilienhauses oder einer mittelständischen Fabrik.

So steht es um die Wartezeit auf eine PV-Anlage

Vielleicht schneller als gedacht und als zuletzt erlebt. In puncto Wartezeiten auf eine Anlage stehen die Zeichen offenbar auf Entspannung. „Wir kommen aus einer Phase mit sechs Monaten Wartezeit. Das ist jetzt nicht mehr so“, beobachtet Kai Lippert. Ab Bestellung sei eine Eigenstromerzeugung innerhalb weniger Wochen momentan realistisch.

Lippert ist Chef des PV-Großhändlers EWS aus Handewitt in Schleswig-Holstein und steht sichtbar unter Strom. Sprich: Zeit für Plaudereien mit Leuten ohne erkennbares Interesse an einer Order hat Lippert eigentlich nicht. Das war Mitte der 80er Jahre noch anders, als er ins Geschäft mit Sonnenstrom in Norddeutschland einstieg. Lippert hat also die gesamte Entwicklung des Themas hierzulande aus professioneller Perspektive begleitet, hat die deutschen Sonnenkönige wie den Hagener Frank Asbeck (Solarworld) kommen und gehen und manche Firmen wie SMA bleiben sehen.

Bei Modulen bestimmen Asiaten den Markt

Mit Debatten über Solarmodule aus deutscher oder wenigstens europäischer Fertigung mag sich der PV-Experte nicht lange aufhalten: „Europäer können bei den Modulen weder beim Preis noch bei der Kapazität mit den Asiaten mithalten.“ 90 Prozent der Modulproduktion werde von drei großen asiatischen Anbietern abgedeckt. Die Unterschiede auf dem Markt wären demnach deutlich geringer als die schier unendliche Vielzahl von Anbietern suggeriert.

Wechselrichter made in Südwestfalen

Letztendlich entscheide der Installateur, welche Komponenten er anbiete. Das Wichtigste für den Endkunden sei Lipperts Ansicht nach nicht, ob die Solarmodule aus China kommen, sondern einen deutschen Ansprechpartner zu haben, der das System installiert. Auch EWS bietet den Messebesuchern verschiedenste Systeme an. Forschung und Entwicklung made in Germany steckt durchaus in einzelnen Komponenten wie etwa den Wechselrichtern oder Ladestationen. Darunter sind auch Anbieter aus Südwestfalen wie Kostal (Wechselrichter) oder Mennekes (Wallboxen und Ladesäulen), bei denen Wertschöpfung in Deutschland stattfindet. EWS verkauft nach eigenen Angaben täglich rund 300 PV-Systeme.

Kaufen oder noch Warten?

Lipperts aktuelle Einschätzung zum Markt: „Das Preisniveau ist noch ein bisschen hoch“. Jedenfalls angesichts enormer Mengen bereits produzierter Solarmodule aus Asien, die darauf warten, aus den Zwischenlagern abgerufen zu werden. Gemessen an den Parametern der Pionierzeiten für Solateure in Deutschland ist teuer relativ: In den Anfängen habe ein Watt Leistung beim Solarmodul acht Euro gekostet, heute seien es 20 Eurocent, skizziert Lippert. „Das ist die entscheidende Entwicklung.“ Im Gegensatz zu den Fortschritten bei den Wirkungsgraden der Module von anfangs neun auf heute gut 22 Prozent.

„Erst seit dem Ukrainekrieg haben viele Menschen gemerkt, wie günstig Sonnenstrom wirklich ist.“
Jan Brunner, Geschäftsführer Vertrieb bei Krannich

Was darf eine Anlage kosten?

Nordrhein-Westfalen erlebte 2022 und 2023 einen Boom beim Ausbau mit Photovoltaik auf privaten Dächern, der nach Ansicht von Branchenexperten ziemlich genau einhergeht mit den Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Energiepreise in Deutschland. „Erst seit dem Ukrainekrieg haben viele Menschen gemerkt, wie günstig Sonnenstrom wirklich ist“, sagt Jan Brunner. Brunner ist Vertriebsgeschäftsführer des Unternehmens Krannich Solar. Ein großer Anbieter von Sonnenstromsystemen aus Süddeutschland, immerhin auch bereits seit 25 Jahren im Geschäft. Nach eigenen Angaben beschäftigt Krannich 1500 Mitarbeiter. „Wir haben aktuell den niedrigsten Modulpreis in der Geschichte.“ Ob die Preise bei leicht rückläufiger Nachfrage nicht noch weiter sinken werden, lässt der Vertriebsprofi Brunner einmal offen. Eine PV-Anlage mit 10 Kilowatt Spitzenleistung und gleich großem Speicher koste momentan rund 20.000 Euro. Deutlicher drunter sollte man hellhörig werden, weit drüber müsse es auch nicht sein.

Was Norddächer interessant macht

Derzeit, das zeigt auch die Messe in Düsseldorf, tummeln sich sehr viele Anbieter auf dem Markt. „Goldgräberstimmung“, herrsche laut Brunner nach wie vor. Sein Rat: Immer zwei bis drei Angebote, am besten auch vom Installateur vor Ort. Prüfen, wie lange der Anbieter bereits im Geschäft ist. Und gut überlegen, wie groß die Anlage werden soll. Es lohne sich mittlerweile, selbst Nordseiten mit Solarmodulen zu belegen, auch wenn die nur 70 bis 80 Prozent des Südseitenertrags versprechen. „Ich würde es machen, nicht, weil die Module so gut geworden sind, sondern, weil sie so billig geworden sind, dass es sich rechnet“, sagt Brunner. Tatsächlich verteilen sich dann Einmalkosten für die Installation einer PV-Anlage wie Gerüst, Wechselrichter oder Zählertausch auf mehr Stromertrag.

So rasant war der Zubau 2023

Die SolarSolution ist eine regionale Messe. Die niederländischen Organisatoren haben eine Marktlücke entdeckt, bieten diese Regionalmessen mehrmals im Jahr an. Im Frühjahr etwa in Amsterdam und Bremen. Das reicht zwar bei der Zahl der Aussteller und Besucher bei weitem nicht an die Weltleitmesse Inter Solar in München heran, die im kommenden Juni wieder stattfindet, hat aber offenbar seinen Charme, wenn es um gute Geschäfte geht: „Im Gegensatz zur InterSolar sind hier zwar nur ein Zehntel der Anbieter, es sind aber diejenigen, die die Installateure interessieren“, sagt Kai Lippert - und die am Ende die Anlagen auf die Dächer bringen. In NRW wurden allein in diesem Jahr laut Landesverband Erneuerbare Energien NRW bereits mehr als 180.000 neue Anlagen installiert.