Berlin. Geht die Hochzinsphase bald zu Ende? Wo man sich jetzt noch höhere Zinsen für Tages- und Festgeld sichern kann. Die besten Angebote.
Mit der Zinswende in Europa hat sich für Verbraucher bei Geldanlagen vieles verändert. Sparer erhalten endlich wieder Zinsen für ihr Geld, während Kreditnehmer unter steigenden Zinslasten leiden. Nach zehn Zinserhöhungen hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Oktober erstmals eine Pause eingelegt und den Leitzins bei 4,5 Prozent stabil gehalten. Diese Stabilität wirkt sich offenbar auf die Zinsgestaltung mancher Banken aus.
Erstmals seit Sommer 2022 sind die Zinsen für Ratenkredite innerhalb von zwei Monaten gesunken. Der mittlere Zinssatz für einen Ratenkredit hat sich im Oktober auf 7,19 Prozent reduziert. Dies hat eine Analyse von Verivox ergeben, für die vergebene Kredite ausgewertet wurden. Damit sind Kredite im Vergleich zum September um 0,7 Prozent günstiger geworden – im Vergleich zum Allzeit-Hoch im August sogar um 2,2 Prozent.
Gleichwohl sind sie keine Schnäppchen: Ratenkredite sind heute noch immer rund ein Drittel teurer als vor einem Jahr. Verglichen mit dem Tiefststand im Februar 2022, als die Zinsen bei 2,89 Prozent lagen, sind Ratenkredite heute sogar rund zweieinhalbmal so teuer.
Geld leihen: Autokredite sind besonders günstig
Wer ein per Kredit kauft, bekommt sogar noch günstigere Zinssätze angeboten. Aktuell bezahlen Autokäufer im Mittel 6,08 Prozent Zinsen für ihren Autokredit. Dies sind 3,3 Prozent weniger als im September und 4,6 Prozent weniger als im August. Auch hier ist die Diskrepanz zum Vorjahr enorm: Insgesamt haben sich seither die Autokredite um 49 Prozent verteuert, so Verivox.
Ist damit bereits ein Ende der Hochzinsphase in Sicht? „Durch die Zinspause der Europäischen Zentralbank und das deutliche Abflauen der Inflation hatten die Banken zuletzt Spielräume für etwas günstigere Konditionen“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Ob sich dieser Trend so fortsetzt, sei aber noch nicht sicher. „Dies wird auch von der weiteren Geldpolitik der Währungshüter abhängen“, meint der Finanzexperte. „Aktuell spricht einiges dafür, dass sich die Zinsen in etwa auf dem aktuellen Niveau stabilisieren.“ Die nächste EZB-Sitzung ist im Dezember. Auch Hendrik Buhrs vom Verbraucherportal Finanztip geht davon aus, dass umfangreiche Zinssenkungen noch auf sich warten lassen dürften.
Unterdessen sind auch bei Festgeld erste Zinssenkungen festzustellen. So hat der schwedische Finanzdienstleister Klarna seinen einjährigen Festgeldzins von bislang 4,12 Prozent auf 3,84 Prozent gesenkt, für zweijährige Laufzeiten liegt der Zins nun unter 4 Prozent. Die Creditplus Bank senkt ihren Zins von 3,8 auf 3,7 Prozent.
Geld sparen: Sparer stehen vor einer Wette auf die Zukunft
Ein weiteres Indiz spräche möglicherweise für sinkende Zinsen, sagt Buhrs von Finanztip: „Für einjähriges Festgeld gibt es bei den meisten Banken derzeit etwas höhere Zinsen als für fünf- oder zehnjähriges Festgeld. Normalerweise steigen die Zinsen jedoch mit längeren Laufzeiten“, so der Finanzexperte. „Die Banken sind aktuell also der Ansicht, dass eine Zinswende kommen wird.“
Sparer stünden deshalb jetzt vor einer Wette: „Wer sich Sparzinsen mit einem Festgeld sichert, setzt darauf, dass es in den kommenden Jahren nicht weiter bergauf mit den Zinsen geht.“ Eine gute Alternative seien deshalb Tagesgeldkonten mit hohen Zinsen, wo das Geld jederzeit flexibel verfügbar ist.
Beste Fest- und Tagesgeld-Deals
➣ Tagesgeld der Suresse Direkt Bank: 4,5 Prozent Neukunden-Zinsen für sechs Monate
➣ Tagesgeld der J&T Direktbank: Dauerhaft 3,7 Prozent Zinsen für alle Kunden
➣ Festgeld der Rietumu Banka: 4,6 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von zwei Jahren
➣ Festgeld+ von Klarna: 4,33 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von einem Jahr
➣ CashPlus von UnitPlus: Dauerhaft 3,98 Prozent Zinsen – ohne Laufzeit und mit Gratis-Kreditkarte
Sparer, die sich hohe Zinsen sichern möchten, haben aktuell gute Chancen. Wer sein Geld für ein Jahr festlegt, kann sich in der Spitze bei ausländischen Banken bis zu 4,5 Prozent Zinsen sichern, bei zweijähriger Laufzeit sogar 4,6 Prozent. Wer also 10.000 Euro für 24 Monate anlegt, kann dafür insgesamt 941 Euro Zinsen einstreichen.
Den höchsten Zins unter Geldinstituten mit deutschem Einlagenschutz bietet die Isbank mit 4,3 Prozent, die Akf Bank zahlt 4,15 Prozent, die Akbank und Ziraat Bank je 4,1 Prozent für einjähriges Festgeld, so Verivox.
„Zum ersten Mal seit der Zinswende können sich Sparer mit klassischen Festgeldanlagen Erträge oberhalb der aktuellen Inflationsrate sichern“, so Verivox. Die Inflationsrate in Deutschland betrug im Oktober 3,8 Prozent und die besten Festzinsgeldangebote lagen damit darüber.
Geld leihen: Banken agieren sehr zurückhaltend
Die Kreditzinsen hängen wiederum von vielen Faktoren ab. „Die individuelle Kreditwürdigkeit der Kunden spielt hier eine entscheidende Rolle. Wer aktuell einen Kredit braucht, sollte verschiedene Banken vergleichen und nicht bei der erstbesten abschließen“, rät Buhrs. Wenn die Leitzinsen sinken, werden tendenziell auch die Kreditzinsen fallen. Doch niemand weiß, wann es dazu kommen könnte. Bei ihrem Oktober-Treffen haben die Währungshüter deutlich gemacht, dass Leitzinssenkungen auch auf längere Sicht kein Thema seien. Insofern ist auch Verivox-Experte Oliver Maier überzeugt: „Ratenkreditnehmer müssen sich auch mittelfristig auf hohe Zinsen einstellen.“
Grundsätzlich sind Banken bei der Kreditvergabe aktuell zudem zurückhaltend. „Im Oktober haben 53 Prozent der Kundinnen und Kunden, die über Verivox einen Ratenkredit angefragt haben, mindestens ein Finanzierungsangebot erhalten. Ein Jahr zuvor waren es noch 61 Prozent“, berichtet Verivox. Das bedeute, dass etwa jeder achte Kreditinteressierte, der vor einem Jahr noch einen Kredit bekommen hätte, heute keinen mehr erhält. Den Trend bestätigt auch eine Bundesbank-Umfrage unter Geldhäusern. Hierbei gab eine Mehrheit der befragten Institutionen an, die Richtlinien für die Vergabe von Krediten weiter zu verschärfen.
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