Berlin. Ältere und besonders junge Autofahrer zahlen besonders viel Geld. Trotzdem gibt es Möglichkeiten zum Sparen. Die wichtigsten Tipps.
Die Inflation erreicht auch die Autoversicherungen. Zahlreiche Versicherer wollen im nächsten Jahr ihre Prämien erhöhen. Ein Tarifvergleich lohnt. Denn in der Regel kann die alte Police bis zum 30. November gekündigt werden, um 2024 zu einem neuen Anbieter zu wechseln. Wer von einem teuren zu einem günstigeren Anbieter wechselt, der kann teilweise mehrere Hundert Euro sparen, so eine Untersuchung von „Finanztest“.
Die meisten Autofahrer müssen sich auf Preiserhöhungen einstellen. „Wir erleben Preissteigerungen in historischem Ausmaß“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. Der Beitrag für die Vollkaskoversicherung steigt nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox im günstigen Preissegment um 16 Prozent.
Haftpflichttarife für Autos verteuern sich um zwölf Prozent, Teilkaskotarife um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im mittleren Preissegment klettern die Tarife in der Vollkaskoversicherung um 13 Prozent, bei der Kfz-Haftpflicht sind es zehn Prozent. Teilkaskotarife steigen im Schnitt um acht Prozent.
Autoversicherungen – der Grund für den Preisanstieg
Grund dafür ist der allgemeine Preisanstieg. „Eine inflationsbedingte Verteuerung der Reparaturkosten und gestiegene Schadenquoten schicken die Sparte der Kfz-Versicherer in diesem Jahr in tiefrote Zahlen“, so der Experte. So werden die deutschen Kfz-Versicherer in diesem Jahr voraussichtlich einen Verlust von mehr als 2,5 Milliarden Euro einfahren, schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
„Die Autofahrer zahlen in diesem Jahr für die Absicherung ihrer Fahrzeuge rund 30,2 Milliarden Euro – aber die Versicherer müssen über 32,8 Milliarden Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben. Unter dem Strich stehen jedem eingenommenen Euro Ausgaben von 1,09 Euro gegenüber“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Wie sich die Versicherungsprämien für jeden einzelnen Autobesitzer entwickeln, hängt vom Wohnort, der jährlichen Fahrleistung, dem Fahrzeugtyp, der individuellen Schadenfreiheitsklasse (SF) und dem Alter des Fahrers ab.
Versicherung: Das Alter entscheidet über die Höhe des Tarifs
Beispiel Alter: Besonders teuer ist es für junge Fahrer und Fahrerinnen bis zu 25 Jahren und für ältere ab 75 Jahren. Am günstigsten sind die Prämien in der Regel für 55-jährige Autofahrer. Nach der Untersuchung von Verivox zahlen 85-jährige Autofahrer bis zu 138 Prozent mehr Versicherungsprämie als ein 55-jähriger Versicherter.
So kostet beispielsweise die Versicherung für einen 85-jährigen VW-Golf-Fahrer 716 Euro, für den 75-Jährigen 525 Euro und für einen 55-Jährigen nur 303 Euro. Junge 25-jährige Fahrer müssen für die Haftpflicht sowie Teil- und Vollkasko bei 150 Euro Selbstbeteiligung und 10.000 km pro Jahr wiederum 645 Euro bezahlen, 35-Jährige nur 414 Euro.
„Statistische Daten zeigen, dass Senioren zwar seltener Unfälle verursachen als der Rest der Bevölkerung, ihr Anteil bei schweren Unfällen allerdings höher ist“, erläutert Experte Schütz die hohen Prämien. Kfz-Versicherer verlangen deshalb von Senioren höhere Beiträge. „Wie hoch die Seniorenzuschläge im Einzelnen ausfallen, ist von Versicherer zu Versicherer unterschiedlich. Insbesondere für ältere Autohalter lohnt sich daher ein individueller Tarifvergleich“, sagt Schütz.
So müsste der 85-jährige Fahrer eines SUV von Toyota zum Beispiel beim teuersten Anbieter 3070 Euro bezahlen, beim günstigsten dagegen nur 1241 Euro. Für einen individuellen Vergleich können Vergleichsportale wie Verivox, Check24 oder nafiauto.de genutzt werden.
Autoversicherung: Diese Versicherungen sind oft günstig
Die Verivox-Auswertung hat zudem ermittelt, welche Anbieter in verschiedenen Gruppen besonders häufig günstig abschneiden. An der Spitze liegt die Huk24, gefolgt von Europa und ihrem Direktversicherer Europa-go. Auf den weiteren Plätzen folgen Verti, Alte Leipziger, Friday und Sparkassenversicherung.
Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, den Versicherungsbeitrag zu reduzieren. „Den Beitrag einmal im Jahr in einer Summe zu zahlen statt monatlich, brachte in unserer Studie bis zu neun Prozent Ersparnis“, berichtet Kathrin Gotthold, Versicherungsexpertin beim Verbraucherportal „Finanztip“. Wer eine Werkstattbindung vereinbare, spare im Schnitt elf Prozent.
Beim Fahrerkreis lässt sich ebenfalls sparen, wenn man ihn klein hält. Der Ehe- oder Lebenspartner als weiterer Fahrer verteuerte den Beitrag in der „Finanztip“-Studie im Schnitt nicht. Ein Fahranfänger als zusätzlicher Fahrer hingegen verdoppelte ihn fast. 5000 mehr gefahrene Kilometer kosteten in der Untersuchung bis zu 15 Prozent mehr Beitrag.
Ein Versicherungsvergleich lohnt auf alle Fälle, wenn man schon mehrere Jahre bei demselben Anbieter ist. Denn viele Versicherer stellen ihre treuen Kunden schlechter als Neukunden. Wer lange bei einem Anbieter bleibt, zahlt mehr als jemand, der öfter wechselt.
Nach einer Umfrage der ADAC Autoversicherung geben 46 Prozent der Autofahrer an, dass sie über einen Wechsel nachdenken. Wem das zu viel Aufwand ist, der kann seine Versicherung auch mit einem günstigeren Angebot konfrontieren. Viele Versicherer lenken dann ein und geben Nachlass.