Berlin. Erstmals seit gut einem Jahr hat der Bitcoin wieder die 35.000-Dollar-Marke geknackt. Sollte man jetzt einsteigen? Was ein Experte rät.
Die Kryptowährungen überraschen aktuell mit Kursgewinnen. Erstmals seit gut einem Jahr notiert der Bitcoin wieder über 35.000 Dollar. Zuvor hatte die Pleite der Kryptobörse FTX über längere Zeit das Vertrauen vieler Anleger erschüttert. Milliarden Kundeneinlagen waren dadurch verschwunden. Gründer und Ex-Chef Sam Bankman-Fried steht deshalb nun in den USA vor Gericht. Die US-Börsenaufsicht geht dort zudem gegen andere Anbieter vor. Und die EU hat gerade die gesamte Branche reguliert. Lohnen sich Kryptowährungen als Anlage? Was müssen Sparer beachten? Unsere Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist eine Kryptowährung?
Eine Kryptowährung ist ein virtueller Wert. Mit einigen dieser Werte kann auch bezahlt werden, weil Geschäfte oder Banken sie akzeptieren. Kryptografie beschäftigt sich in der Informatik mit Verschlüsselungstechnologien. Sie sind wichtig, um die virtuellen Werte zu sichern und auch zum Teil erst zu erschaffen. Der Begriff Währung ist irreführend, weil hinter der Kryptowährung keine Notenbanken oder Staaten stehen, die den Wert garantieren. Der Begriff hat sich aber durchgesetzt.
Eignen sich Kryptowährungen als Geldanlage?
Wer Bitcoin 2010 zum Start gekauft hat, zahlte weniger als 0,07 Cent. Am 9. November 2021 war ein Bitcoin fast 69.000 Dollar wert. Sagenhafte Gewinne sind also möglich, was nur im Nachhinein zu erkennen ist. In diesen Tagen kostet ein Bitcoin rund 35.000 Dollar. „Für einen normalen Anleger, der langfristig sparen möchte und auf Rendite setzt, ist eine Kryptowährung nicht geeignet“, sagt Simeon Gentscheff, Experte für Kryptowährungen bei Finanztest. „Sie ist eine sehr spekulative Anlageform und schwankt sehr stark. Wer in Kryptowährungen anlegt, muss bereit sein, auch sehr hohe Verluste bis hin zum Totalverlust in Kauf zu nehmen.“ Und: „Es gibt keine Garantie für Rendite.“ Am weitesten verbreitet sind mit Abstand Bitcoin und Ether.
Was sollten Anleger beachten?
„Wer sich entschieden hat, eine Kryptowährung zu kaufen, sollte schauen, ob die Handelsplattform mit einem Verwahrer zusammenarbeitet, der eine Lizenz der Bundesfinanzaufsicht besitzt“, sagt Finanztest-Experte Gentscheff. „Wichtig ist auch, sich vorher über die Kosten von Kauf und Verkauf sowie eventuell anfallende Verwahrentgelte zu informieren.“
Wo komme ich an Kryptowährungen heran?
Am einfachsten lassen sich Kryptowährungen über spezielle Börsen kaufen. Die größte weltweit gemessen am Umsatz ist Binance. In Deutschland sind etwa die Börse Stuttgart mit BSDEX und der App Bison sowie bitcoin.de der Frankfurter Futurum Bank dabei. Verwahrung und technische Abwicklung werden den Kunden dabei abgenommen. Auch manche Banken und Zahlungsabwickler bieten an, Kryptowährungen zu erwerben und aufzubewahren, etwa Paypal (USA).
Wie sicher sind Kryptowährungen und -börsen?
In der Kryptowelt herrscht eine gewisse Skepsis staatlichen Institutionen gegenüber. Und damit auch vor staatlicher Kontrolle. Was Unabhängigkeit verspricht, ermöglicht auch Scharlatanen, Geld zu machen. So verloren Anleger mit der Kryptowährung OneCoin viel Geld. Ermittler weltweit sehen in ihr ein Schneeballsystem. Einer der Initiatoren wurde unter anderem wegen Betrugs zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die Pleite der FTX im vergangenen Jahr kostete Anleger ebenfalls Milliarden. Die angeblich verwahrten Kundeneinlagen nutzte das Unternehmen für andere Geschäfte. Gründer Bankman-Fried drohen mehr als 100 Jahre Strafe.
Wie lange schauen sich staatliche Stellen das an?
Die Europäische Union hat im Juli erstmals einheitliche Regelungen erlassen. Die Anleger sollen so besser geschützt werden. Für Kryptobörsen, die in der EU handeln wollen, ist eine Genehmigung nötig, ebenso für Herausgeber einer neuen Kryptowährung. Vorgesehen sind Strafen für Insiderhandel und Marktmanipulation. Zudem soll es eine schwarze Liste der Firmen geben, die sich nicht an die neuen Regeln halten. Das Mica (Markets in Crypto-Assets, Kryptomärkte) genannte Gesetzespaket gilt als wegweisend. Teile gelten bereits am Juli 2024, vollständig tritt es Anfang 2025 in Kraft. In den USA gehen unter anderem die Aufsichtsbehörden SEC und CFTC gegen Binance vor. Sie werfen dem Handelsplatz vor, keine Lizenz für den Handel bestimmter Produkte zu haben. In Deutschland vergibt die Finanzaufsicht Bafin bereits heute Lizenzen für Firmen, die Kryptowährungen verwahren wollen. Blocknox der Stuttgarter Börse etwa besitzt eine, die Deutsche Bank hat eine beantragt.
Seit wann gibt es Kryptowährungen?
2009 veröffentlichte Satoshi Nakamoto die Software und die Theorie zum Bitcoin. Ziel war eine dezentrale Währung ohne Notenbanken oder den Einfluss anderer Gruppen. Satoshi Nakamoto ist ein Pseudonym. Wer sich dahinter verbirgt, ist nicht bekannt. Der Bitcoin wird anhand immer komplizierter werdender Aufgaben errechnet. Die Gesamtmenge ist auf rund 21 Millionen begrenzt. Diese erste Kryptowährung ist heute am meisten verbreitet. Zweitgrößte ist inzwischen Ether. Wie viele Kryptowährungen im Umlauf sind, ist unklar. Experten schätzen sie auf weit mehr als 20.000 weltweit. Nicht alle werden auf Börsen gehandelt. Ausgeben kann sie praktisch jeder, der die Technik beherrscht.
Welche Arten gibt es?
Ganz grundsätzlich arbeiten Kryptowährungen mit einem von zwei Ansätzen: Sie werden berechnet wie Bitcoin oder sie orientieren sich an anderen Werten, sind etwa 1:1 mit dem Dollar gekoppelt. Diese sogenannten Stablecoins (englisch: Stabile Münzen) sollen sicherer sein. Die Koppelung ist aber nicht garantiert.