Berlin. Auf dem Automarkt locken Händler ihre Kunden mit Preisnachlässen: Die Umweltprämie für Elektro-Autos spielt dabei eine große Rolle.
Autokäufer haben gute Chancen auf günstige Schnäppchen. Händler locken zum Teil mit hohen Rabatten. Besonders groß sind die Abschläge bei Neuwagen mit Verbrennermotoren, während Käuferinnen und Käufer von Elektro-Autos sich mit niedrigeren Vergünstigungen zufriedengeben müssen. Steht die Autobranche vor einer Krise?
„Den Autohändlern fehlen die Kunden. Viele Menschen halten sich wegen der wirtschaftlichen Situation beim privaten Neuwagenkauf zurück. Aber auch Geschäftsleute sind angesichts gestiegener Kreditzinsen, die die Leasingraten verteuern, zurückhaltender“, nennt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Duisburg, die Hauptgründe für den Trend.
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Die Branche sei Anfang des Jahres mit einem Auftragsstau gestartet. Doch die Auftragsbestände sind abgearbeitet, so der Autoexperte: „Nun locken die Hersteller mit Rabatten. Wenn die Branche nicht aufpasst, droht zum Jahresende in manchen Fabriken sogar Kurzarbeit.“
Auto: Hohe Rabatte für Verbrenner – niedrigere für E-Autos
Die 30 beliebtesten Diesel und Benziner werden im August mit einem Nachlass von durchschnittlich 17,8 Prozent im Internet verkauft. Das ist der höchste Abschlagswert seit zwei Jahren, wie eine Auswertung des CAR-Center ergeben hat. Den höchsten Rabatt gab es beim SEAT Cupra Formentor mit 26,3 Prozent. Höhere Nachlässe wurden auch beim Audi Q5, BMW 3er, 5er, X1 sowie beim Skoda Fabia und Octavia sowie beim VW Tiguan registriert.
Bei neuen Elektro-Fahrzeugen lagen die Rabatte der Top 30-Modelle nur bei einem Durchschnittswert von 16,2 Prozent, nach noch 19,2 Prozent im Juli. Den höchsten Rabatt gab es für den Fiat 500e mit 26 Prozent, für den Seat Cupra Born mit 23,2 Prozent, während der Tesla Model 3 mit 10,5 Prozent Abschlag angeboten wurde.
Den Rabattrückgang bei Elektroautos führt Dudenhöffer auf die geplanten Kürzungen der Umweltprämie zurück, die vom Staat und den Herstellern bezahlt wird. Denn wer jetzt ein E-Fahrzeug bestellt, muss bei vielen Herstellern mit mehr als drei Monaten Lieferzeit rechnen. Bis dahin fallen die Umweltprämien geringer aus – die Rabatte sinken entsprechend.
Förderung für E-Autos sinkt, so entwickeln sich die Preise nach 2025
Aktuell erhalten Verbraucher je nach Modell noch Förderprämien beim Kauf von E-Autos von bis zu 6750 Euro. Ab Januar werden nur noch E-Autos mit einem Kaufpreis unter 45.000 Euro gefördert – und zwar mit 3000 Euro statt bislang 4500 Euro. Ab 2025 entfällt die Prämie für Privatleute ganz. Für Unternehmen wird die Umweltprämie bereits im September für E-Firmenwagen komplett gestrichen.
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Insgesamt erwartet Dudenhöffer einen deutlichen Rückgang der Verkäufe für E-Autos in den nächsten Monaten. Angesichts der schwächeren Konjunktur, hoher Kreditzinsen, Inflation und geringeren Umweltprämien dürfte bei Privatleuten das Geld nicht so locker sitzen. Gewerbekunden hielten sich vor allem wegen gestiegener Leasingraten zurück. Elektroautos drohe ein „doppelter Preisschock“ durch den Wegfall und die Reduzierung der Umweltprämien.
Der weltweit erfolgreiche US-Autobauer Tesla hat durch Preissenkungen bereits einen Preiskampf im E-Automarkt angezettelt. In den nächsten Monaten werden weitere Reduzierungen für Deutschland erwartet, was die Lage für die deutschen Autobauer auf dem Markt erschwert. Dudenhöffer geht davon aus, dass E-Autos in den kommenden beiden Jahren für die Bundesbürger in der Kaufsumme „eher teuer“ bleiben. „Die 2025 wegfallende Umweltprämie wird nicht so schnell durch geringere Kaufpreise ausgeglichen.“
Echte Preisveränderungen erwartet der CAR-Direktor mittelfristig: „Nach 2026 werden die Preise sinken.“ Zum einen sei mehr Konkurrenz von chinesischen Herstellern zu erwarten. Zugleich würden deutsche Hersteller ihren Produktionsanteil von E-Autos, der derzeit bei rund zehn Prozent liegt, deutlich erhöhen, was die Kosten im Einkauf und in der Herstellung verringert. „Diese Kosteneffekte können dann an die Kunden weitergegeben werden.“
Auto: Die Herausforderung für die deutsche Autobranche
Die deutsche Autoindustrie steht vor großen Herausforderungen. Wie Tesla dürften künftig auch chinesische Hersteller Werke in Europa errichten. „Beide, Tesla und die Chinesen haben eines gemeinsam: sie sind sehr schnell und eben keine Toyotas oder Hyundais, die Jahrzehnte brauchen, um einen Markt aufzubauen“, so Dudenhöffer. „Je weiter wir uns dem Jahr 2035 nähern, also dem EU-Verkaufsstopp für Verbrennungsmotoren, umso schneller dürften die China-Fabriken nach Europa wandern.“
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Tendenziell erlebt der E-Automarkt einen Aufschwung. Im ersten Halbjahr 2023 wurden 220.224 Fahrzeuge und damit rund ein Drittel mehr E-Autos zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Allerdings ist ihr Anteil mit rund 16 Prozent bei den Neuzulassungen noch gering. Gleichzeitig will jeder dritte Autofahrer beim nächsten Fahrzeugwechsel ein E-Auto kaufen, wie eine Umfrage des ADAC ergab. Die Mehrheit (65 Prozent) möchte einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, jeder Zweite will steigenden Spritpreisen vorbeugen.
Ein Umstieg kann sich wirtschaftlich lohnen. Werden alle Kosten eines Autos miteinberechnet – Kaufpreis, Reparaturen bis zum Wertverlust – schneiden Elektroautos laut ADAC häufig besser ab als Verbrenner. Hinzu kommt der Umweltbonus als Kaufanreiz. Für das Klima wäre ein Umstieg sowieso sinnvoll: Rund 20 Prozent aller Treibhausgase entstehen in Deutschland im Verkehrssektor – davon 98 Prozent im motorisierten Straßenverkehr.
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