Dortmund. Thyssenkrupp bringt Nucera an die Börse. Was der Dortmunder Wasserstoff-Spezialist seiner Essener Mutter eingebracht hat und wer groß einstieg.
Thyssenkrupp hat seine Tochter Nucera am Freitag an der Frankfurter Börse platziert, dabei rund ein Viertel des Unternehmens zu Geld gemacht. Der „größte globale Wasserstoff-Börsengang aller Zeiten“, wie ihn Nucera-Chef Werner Ponikwar nannte, brachte dem Essener Mutterkonzern 526 Millionen Euro ein. Das Geld soll komplett in die Wachstumsgeschäfte der grünen Tochter fließen, die aus dem Dortmunder Anlagenbauer Uhde hervorgegangen ist.
Nucera baut Elektrolyseure, die in großindustriellem Maßstab grünen Wasserstoff erzeugen können – den in den kommenden Jahren und wahrscheinlich Jahrzehnten begehrtesten neuen Energieträger. Wasserstoff soll nach und nach Erdgas ersetzen, etwa in Kraftwerken. Und mit Wasserstoff wollen alte Schwerindustrien klimaneutral werden, um die Energiewende überleben zu können. Noch ist unklar, wo die dafür benötigten riesigen Mengen herkommen sollen, deshalb passt die jahrzehntealte Elektrolyse-Expertise von Nucera perfekt in diese Zeit. Sie macht das frühere Dortmunder Sorgenkind, von dem sich der Konzern schon trennen wollte, zum großen Hoffnungsträger.
Wasserstoff-Spezialist hat Milliardenaufträge
Der Wasserstoff-Spezialist sammelt weltweit einen Auftrag nach dem anderen ein, aktuell stehen Projekte im Wert von 1,4 Milliarden Euro in den Nucera-Büchern. Darunter eine der weltweit größten Elektrolyseanlagen in Saudi-Arabien mit einer Kapazität von mehr als zwei Gigawatt sowie eine 700-Megawatt-Anlage (MW) für ein schwedisches Stahlwerk und eine mit 200 MW für Shell im Hafen von Rotterdam.
Die Nucera-Aktie startete am Freitagmorgen in Frankfurt zu einem Ausgabepreis von 20 Euro, legte nach Handelsbeginn erst leicht und dann stärker zu – bis zum Mittag auf zwischenzeitlich rund 23 Euro. Es war die erste Neuplatzierung an der Frankfurter Börse seit fünf Monaten – und eine gute, wie der neue Thyssenkrupp-Chef Miguel López fand: „Wir haben unser Wasserstoffgeschäft in einem anspruchsvollen Kapitalmarktumfeld erfolgreich an die Börse gebracht. Damit erhält das Unternehmen ausreichend finanziellen Spielraum, um weiter zu wachsen und seine führende Marktposition bei der Produktion von grünem Wasserstoff auszubauen.“
Der Essener Konzern will eine knappe Mehrheit an Nucera behalten. Ebenfalls als Ankeraktionär an Bord des Wasserstoff-Spezialisten bleibt der italienische Partner De Nora mit einem guten Viertel. De Nora ist auch ein Technologiepartner von Nucera, baut in Rodenbach bei Frankfurt Zellen für die Elektrolyseure der Dortmunder. Nucera beschäftigt weltweit rund 600 Menschen, etwa die Hälfte davon am Dortmunder Stammsitz.
Saudischer Staatsfonds und französische BNP griffen zu
Ausgegeben wurden gut 26 Millionen neue Aktien, was die Anteile der bisherigen Partner entsprechend verwässerte: Thyssenkrupp hält nach zwei Dritteln nun rund 50,2 Prozent an Nucera, De Nora statt einem Drittel nun noch 25,9 Prozent. Größere Pakete kauften nach Angaben von Thyssenkrupp der saudi-arabische Staatsfonds PIF und ein Fonds der französischen Bank BNP Paribas. Als so genannte „Cornerstone-Investoren“ dürften sie auch Wissen über potenzielle Kunden der deutschen Wasserstofftechnik mitbringen.