Balve. . Internet? Social Media? Das war in den Anfangsjahren des Balve Optimums natürlich kein Thema. Das ist inzwischen natürlich völlig anders.

Dem Grafen? Ihm wäre dieser neue Teil des Balve Optimums vermutlich, naja, suspekt gewesen. Als Dieter Graf von Landsberg-Velen das mittlerweile international bekannte Reitturnier im Sauerland ins Leben rief, quälten ihn andere, alltäglichere Probleme. Internet? Social Media? Daran dachte jahrzehntelang noch niemand, und erst recht nicht im Nachkriegsdeutschland 1948.

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70 Jahre später hat die Digitalisierung fast das komplette Leben erfasst – und auch das Balve Optimum wandelt sich. Die Organisatoren setzen konsequent auf die neuesten Entwicklungen und gehen mit dem Zeitgeist. „Man muss den digitalen Trend mitmachen“, erklärt Ann-Christin Spiller.

Neue Anreize in sozialen Medien

Sie ist Projektmanagerin beim Balve Optimum und kümmert sich als solche auch um die Stars der Reitsport-Szene. Beziehungsweise um die Internet-Stars, denn genau hier berühren sich diese zwei Welten. Und so ist mittlerweile selbstverständlich, dass sich die sogenannten „Influencer“, pferdeaffine VIPs, im Juni am Schloss Wocklum blicken lassen. „Menschen wie Damania Spöckinger sind in den sozialen Medien unheimlich einflussreich. Sie ist das Gesicht unserer diesjährigen Social-Media-Kampagne“, erläutert Spiller.

Im Vorjahr sorgte Annica Hansen in Balve für Aufsehen. Die blonde YouTuberin gab dem Optimum nicht nur durch ihre bloße Anwesenheit ein bisschen zusätzlichen Glanz, sondern fuhr im Rahmen der „Nacht der Show“ auch im Sulkyrennen der Promis mit.

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Wer sportlich etwas bodenständiger tickt, für den eröffnen sich dank neuester Technik aber auch noch ganz andere Anreize. Das Stichwort heißt „Spectators Judging“, eingeführt im Jahr 2017. Mit der vom Unternehmen „Black Horse One“ und dem Software-Giganten SAP eigens entwickelten App können Interessierte auf ihrem Smartphone jeden Dressurritt selbst bewerten, Noten vergeben und sich somit wie Wertungsrichter fühlen.

Diese Bewertungen fließen zwar nicht in das offizielle Ergebnis ein, die Zuschauer können aber sehen, ob sie mit ihrer Einschätzung der Leistungen im Viereck richtig liegen oder nicht. „Wir setzen auf Interaktion mit dem Publikum“, sagt Turnier-Chefin Rosalie von Landsberg-Velen. Ann-Christin Spiller unterstreicht das Motiv der Optimum-Macher: „Die Besucher wollen heute mehr als nur die klassische Zuschauerrolle einnehmen und selbst aktiv werden. Die Zuschauer wollen mitgenommen werden. Genau das ist mit dem Spectator Judging möglich und wurde bei der Premiere hervorragend angenommen.“

Freie Fahrt auf der Wocklumer Allee

„Es ging mit dem CHIO 2013 in Aachen los“, erzählt Black-Horse-One-Geschäftsführer Daniel Göhlen im Gespräch mit der Westfalenpost und kündigt für das Turnier am übernächsten Wochenende eine weitere Neuigkeit an: „In Balve können die Zuschauer jetzt nicht nur die Dressur-Wettbewerbe selbst bewerten, sondern auch bei einer Springprüfung interagieren. Das gibt es sonst nur in Stuttgart, Balve ist hier also wieder ganz weit vorne.“ Beim Springen, konkret beim Großen Preis werden die Zuschauer dann keine Noten vergeben, sondern eine interaktive Grafik vom Parcours herunterladen und tippen, welche Hindernisse im Verlauf der Prüfung für die meisten Fehlerpunkte sorgen werden.

Enormen praktischen Nutzen hat die neue Technik aber auch noch auf einer ganz anderen Ebene. „Die Einstallung der teilnehmenden Pferde läuft seit einem Jahr ebenfalls computerbasiert ab“, erklärt Ann-Christin Spiller. Lästige Staus auf der Wocklumer Allee, die früher unvermeidbar erschienen, gehören der Vergangenheit an. Die Wartezeiten haben sich enorm reduziert, was nicht zuletzt den Pferden gut tut. Und das hätte, das darf man sicher annehmen, auch dem Grafen gefallen.