Wittgenstein. . Wittgenstein startet in seine eigene Zukunft – und muss für Bewerbung um Leader-Fördergelder des NRW-Umweltministeriums jetzt klares Profil zeigen. Der Ideen-Reichtum vor Ort ist groß. Jetzt gilt es, daraus möglichst realistische Projekte zu machen.

Der Schatz an Ideen, mit der Bewohner Wittgensteins zu einer gesicherten Zukunft ihrer Region beitragen wollen, ist reichhaltig: Bessere medizinische Versorgung vor Ort etwa in einem neuen Zentrum für Haus- und Fachärzte wird da angeregt, ein überarbeitetes Bürgerbus-Konzept mit Anruf-Zentrale, eine Tauschbörse für freiwillige Dienstleistungen in Haus und Garten oder gar ein internationales Begegnungszentrum Wittgenstein.

Ideen-Sammlung geht weiter

Bis Mitte November nun sollen die rund 70 Vorschläge, die Wittgensteiner Bürger wie berichtet zur Bewerbung um Fördergelder aus dem Leader-Wettbewerb gemacht haben, zu konkreten Projekten „verdichtet“ werden, wie es Jens Steinhoff vom Institut für Regionalmanagement in Marl formuliert. „Wir fragen uns also jetzt: Wie passt das alles zusammen?“, ergänzt die Berleburger Raumplanerin Vera Lauber. Sie begleitet derzeit gemeinsam mit Steinhoff die Wittgen­steiner fachlich bei ihrer Bewerbung. Bis Mitte November sei man übrigens noch offen für jede weitere gute Projekt-Idee, so Lauber. Mehr Infos dazu gibt’s im Internet-Auftritt des Zweckverbandes Region Wittgenstein (ZRW), in dessen Auftrag Lauber und Steinhoff derzeit auch aktiv sind.

„Wir liegen gut in der Zeit“, freut sich Vera Lauber. Das liege allerdings auch daran, dass das zuständige NRW-Umweltministerium die Bewerbungsfrist bis Mitte Februar 2015 verlängert habe. Jetzt gehe es vor allem darum, so die Raumplanerin, in Gesprächen mit verschiedenen Experten vor Ort auszuloten, inwieweit die guten Ideen auch eine gute Chance haben, tatsächlich umgesetzt zu werden – womöglich schon als besonders interessante Start-Projekte ab Mitte kommenden Jahres.

Engpässe bei der Versorgung

Alle realistischen Projekte sollen sich wiederum in einem großen Aktionsplan für die Region wiederfinden, der bis 2022 umgesetzt werde, so Lauber. Sofern es mit der Förderung klappt. Die Probleme vor Ort sind unterdessen bekannt. Beispiele:
■ Versorgungsengpässe auf den Dörfern, gerade für Senioren dort
■ Fehlende Angebote der Gastronomie für bestimmte Zielgruppen im Tourismus, vor allem Jüngere
■ Zum Teil sehr alte Bausubstanz, die aufwändig modernisiert werden müsste

Stärken und Schwächen

„Die Stärken und Schwächen sind also herausgearbeitet“, fasst es Jens Steinhoff zusammen. Für die Bewerbung müsse Wittgenstein nun
■ als „Modellraum“ ungewöhnliche Lösungen präsentieren, um sich auch von Mitbewerbern anderer Regionen abzuheben.
■ klares Profil zeigen etwa als attraktive Tourismus-Region, fügt Vera Lauber hinzu – Kooperation mit dem benachbarten Hessen nicht ausgeschlossen.
■ beispielsweise „die hohe Wohn- und Lebensqualität vor Ort betonen“, findet Lauber – denn die sei trotz aller Schwächen vorhanden. Und dazu sollte man womöglich gerade auf den Dörfern interessante „Pilot-Projekte“ starten.

Interessante Beispiele dafür gibt es bereits. Etwa auf dem Stünzel bei Bad Berleburg, wo IT-Experte Frank Scholtens aus den Niederlanden ganz privat gerade das alte Gasthaus saniert – und sich mit seinem Biomeiler für die unabhängige Energieversorgung (wir berichteten) jetzt über die Stadt Bad Berleburg um den RWE-Klimaschutzpreis bewirbt.

Für die Leader-Bewerbung liegt auch die Idee für ein Heimatzentrum liegt auf dem Tisch, um Wittgensteiner Kulturgüter zu sammeln und öffentlich zu präsentieren.

Internet: www.region-wittgenstein.de