Bad Laasphe. .

Die gute Stube ist renovierungsbedürftig, aber mit Tapete und Farbe ist es nicht getan. Es muss mehr passieren, da sind sich an diesem Stammtisch in den Lahnstuben alle einig. Uneinigkeit besteht allerdings dabei, welches Problem das drängenste ist oder was getan werden muss, um die Bad Laaspher Altstadt wieder attraktiv für Bewohner, Geschäftsleute, Kunden und Touristen zu machen. Die CDU hat Bürger zum inzwischen vierten Stammtisch eingeladen, um dieses Mal über die Zukunft des denkmalgeschützten Fachwerkensembles zu diskutieren. Auch wenn es nur ein gutes Dutzend ist, das mit dem CDU-Stadtrat Martin Achatzi und dem Stadtverbandsvorsitzenden der Union, Sven-Boris Kämmerling, diskutieren möchten, kommen doch ganz unterschiedliche Ansichten und vor allem viele verschiedene Ansatzpunkte zur Sprache.

Nahversorger/Magnetbetrieb

Die Theorie von den zwei Enden des Knochens zwischen Altstadt im Norden und Bahnofstraße bzw. Koch-Gelände im Süden scheint angenagt zu sein, weil die Investorensuche in Altstadtnähe zu stocken scheint. Die Ansiedlung eines großen Lebensmittelmarktes auf dem Parkplatz Gartenstraße oder sogar anstelle des Rathauses galt als Allheilmittel. Ein „Ankermieter“ in einem neuen Geschäftshaus sollte die Rundumversorgung der Altstadtbewohner zu Fuß ermöglichen und zugleich als „Magnetbetrieb“ Menschen anlocken, die auch den Geschäften in der Altstadt die erhoffte Kundenfrequenz bringen. Seit REWE einen Neubau in der Bahnhofstraße plant, ist das Thema laut Martin Achatzi aber wohl durch. Die zwischenzeitlichen Kommentare („Du immer mit Deinem Nahversorger“), zeigen ihm, dass auch die Bevölkerung hier nichts mehr erwartet.

Alternative Ideen

Es sind also neue Idee gefragt: Eine könnte laut dem Vorsitzenden der Händlergemeinschaft, Bernd Petzold (selbst in der Altstadt ansässig), auch ein Outlet-Center verteilt über verschiedene Läden in der Altstadt sein. Als Vorbild dient Petzold dafür Bad Münstereifel. Achatzi wirft ein, dass auch ein weiteres größeres Hotel in gehobener Kategorie in der Kernstadt wichtig sei und bei den Anwohnern wurde außerdem der Wunsch nach einem Café mit Außengastronomie laut.

Denkmalschutz

Mieten und Pachten

Eine Ursache für Leerstand sind laut Bernd Petzold von der Händlergemeinschaft Pro Bad Laasphe auch zu hohe Mieten, die Geschäftsleute unter Druck setzen oder ganz abschrecken.

Dem gegenüber Klagen Hausbesitzer über die enormen Kosten für Modernisierung und Erhalt von Lokalen und Wohnungen durch Denkmalauflagen, die sich in den Mieten widerspiegelten.

Letztlich stellt sich die Frage, woran scheitern alle diese Ideen? Die Schuldigen sind schnell gefunden: Der strenge Denkmalschutz lässt kaum Veränderungen an den Gebäuden zu. Renovierungen werden durch Vorschriften sehr teuer. Von Mietern gewünschte Balkone oder außen angebrachte Lifte seien gar nicht genehmigungsfähig. Der städtische Denkmalbeauftragte Wolfgang Zoche warnte aber davor, das einheitliche Bild der Altstadt zu sehr aufzuweichen: „Sonst gibt es einen bunten Ort.“ Auch das will im Grunde keiner.

Verkehrsregelung

Weiterer Knackpunkte sind Verkehrsregulung und Pflaster. Letzteres ist jetzt fast genau 25 Jahre alt und vielfach marode. Dass Gehbehinderte hier Probleme haben, ist stadtbekannt. Nicht umsonst liegt das Kunstwerk Flussgang als ebene „Rennstrecke“ für Rollstühle und Rollatoren in der Königstraße. Außerdem passe das Straßenpflaster nicht zur Verkehrsberuhigten Zone, weil es als klare Straßenführung wahrgenommen werde, so die Anwohner. Die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit wirde ohnehin selten eingehalten.

Die Händler haben nichts gegen die Schrittgeschwindigkeit, bemängeln aber die Verkehrsführung, die den Durchgangsverkehr heraushalten soll. Durch die vorgeschriebene Abbiegerichtung im Norden der Kö bleiben die Kunden mit Fahrtziel Bad Berleburg aus, spätestens wenn sie das erste Mal eine Strafe bezahlt haben, berichtet Apotheker Matthias Köhler seine Erfahrungen. Gerade aber der Durchgangsverkehr sei wichtig, damit die Geschäfte in der Altstadt auch wahrgenommen werden.

Der Schuh drückt also hinten und vorn. Und es muss was passieren, damit aus der Königsstraße „nicht nur eine Einbahnstraße der Wünsche“ ist, so Martin Achatzi.