Schwarzenau. . „Neue Wege gehen“: Ein innovatives Projekt um seniorengerechtes Wohnen ist jetzt in Schwarzenau an den Start gegangen. Dafür soll die seit Jahren leerstehende Alexander-Mack-Schule demnächst umgebaut werden. Vorausgesetzt, es finden sich Interessenten für die neun angebotenen Wohnungen.
Was passiert jetzt eigentlich mit unserer Alexander-Mack-Schule? Rund 100 Zuhörer hatten sich am Donnerstagabend in der Schwarzenauer Mehrzweckhalle eingefunden, um Details eines durchaus ungewöhnlichen Projekts für das Haus Baujahr 1956 zu erfahren: Neun seniorengerechte Wohnungen auf zwei Etagen, ein zentrales Dorfcafé als Nachbarschaftstreff im Eingangsbereich – das soll in dem gründlich renovierten Haus im Kern entstehen.
Allerdings nur, sofern sich in nächster Zeit auch ernsthafte Interessenten für die angebotenen Wohnungen finden. Und angekündigte Fördergelder tatsächlich fließen. „Ich fände es schade, wenn dieses Gebäude abgerissen würde“, sagte Schwarzenaus Ortsvorsteher Bodo Hüster. Das „Leuchtturm-Projekt“ – so hatte es Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann bereits kurz zuvor beim Presse-Rundgang durch die alte Schule bezeichnet – müsse als Kooperation von Stadt und Kirche ganz einfach ein Erfolg werden.
Sorgen ums markante Relief
Zehn Info-Mappen für interessierte potenzielle Wohnungseigentümer hatten die Initiatoren denn auch vorsorglich in der Mehrzweckhalle ausgelegt. Wer als interessierter Senior oder Angehöriger wollte, konnte sich also schon bequem vormerken lassen.
Pfarrer Kötter: Ängste überflüssig
Für Dr. Ralf Kötter, Pfarrer der evangelischen Lukas-Kirchengemeinde im Eder- und Elsofftal, ist das Projekt „ein echter Hammer“. Hier zeige sich beispielhaft, wie man „für jedes Dorf ein eigenes Profil schaffen“ könne.
Ängste, die Aktivitäten der Kirchengemeinde könnten sich mit Blick auf den demografischen Wandel hin zu immer weniger und immer älterer Bevölkerung gerade in den Dörfern künftig auf Elsoff konzentrieren, seien „überflüssig“, sagt er.
In Schwarzenau sei man auf einem guten Weg, in der dreifachen Randlage von NRW, Kreis Siegen-Wittgenstein und Stadt Bad Berleburg ein markantes Projekt zu realisieren.
Mit der angedachten innovativen Form biete sich eben nicht nur eine gute Versorgung für die Bewohner des Hauses, so Thomas Dörr vom Diakonischen Werk, sondern auch für ältere und pflegebedürftige Bewohner des Dorfes in Form einer Tagesbetreuung. Das will die Diakonie leisten.
Bernd Julius, Vorsitzender des Schwarzenauer Heimatvereins, war aufgestanden, wollte es vom Architekten genau wissen: Ob das markante Relief an der Außenfassade des Gebäudes von 1956 denn auch wirklich restauriert werde. Genau das sagte ihm Architekt Hans-Georg Seifert zu.
Allerdings, das hatte Thomas Dörr von der Diakonie zuvor beim Presse-Rundgang deutlich gemacht, müsse man sicherlich noch Spender suchen, um das Kunstwerk des bekannnten Bad Berleburger Künstlers Wolfgang Kreutter zu retten. Auf jeden Fall aber sei es das ausgemachte Ziel, so betont Dörr, das Wesen der alten Schule zu erhalten.
Otto Marburger, Vorsitzender der Kulturgemeinde Bad Berleburg, lobte die Initiatoren des Projekts mit dem Architekten an der Spitze ausdrücklich dafür, „dass Sie so behutsam mit dem Baukörper umgehen“. Er sei „glücklich“, so Marburger wenn aus der guten Idee vom seniorengerechten Wohnen nun doch etwas werde – in einem renovierten, energetisch sanierten Gebäude „in bester 50er-Jahre-Architektur“.
Baukosten: rund 900 000 Euro
Schließlich war die Stadt Bad Berleburg als Eigentümer der Schule 2013 zunächst beim Regierungspräsidenten in Arnsberg mit einem Förderantrag nicht erfolgreich – um mit dem zweiten Anlauf in diesem Jahr wohl bessere Chancen zu haben, gab sich Stadtplaner Wolfgang Acker-Marx am Abend zuversichtlich. Jedenfalls gebe es nun deutlich positive Signale aus Arnsberg.
Auf etwa 900 000 Euro beziffert Architekt Seifert die Gesamtkosten für den angedachten Umbau. Rund 200 000 Euro erwarten die Initatoren nun aus Städtebau-Fördertöpfen von Land und Bund – vorwiegend für ein Dorfcafé, das in der renovierten Schule für die Begegnung zwischen den künftigen Bewohnern des Hauses und des Ortes Schwarzenau stehen soll. Rund 700 000 Euro müssten die künftigen Bewohner über den Kauf einer der neun Eigentumswohnungen aufbringen, die jetzt in verschiedenen Größen von 26 bis 70 Quadratmetern Wohnfläche vermarktet werden.
Und das mit rund 1800 Euro pro Quadratmeter – inklusive Freisitz oder Balkon und Außenanlagen – sogar zu einem guten Preis, betont Architekt Seifert. Denn normalerweise seien vergleichbare Objekte mit einen Kaufpreis von unter 2000 Euro pro Quadratmeter gar nicht zu realisieren.