Bad Laasphe. .

Im März 2004 wurde der FriedWald Bad Laasphe offiziell eröffnet. Für viele Menschen war der Gedanke, nicht auf einem normalen Friedhof beerdigt zu werden, schon sehr ungewöhnlich und gewiss standen auch viele dem Projekt skeptisch gegenüber. Bereits 2001 erkannte Henning Graf Kanitz, Leiter der Rentkammer Wittgenstein, die Möglichkeiten, hier in Wittgenstein einen Ort für Waldbestattungen zu schaffen. Von Grundidee gleich überzeugt, wurden erste Sondierungsgespräche vor Ort geführt und ein Konzept erarbeitet. Im Januar 2004 erfolgte die Genehmigung und im März 2004 wurde in Bad Laasphe der erste Friedwald Nordrhein-Westfalens, noch dazu als erster Friedwald in einem Privatforst, eröffnet.

2700 Bäume reserviert

In den letzten zehn Jahren folgte in der Bevölkerung ein großes Umdenken im Bezug auf Beerdigungsriten und -formalitäten. Der Friedwald hat sich etabliert und wird inzwischen als ganz normale Alternative zu herkömmlichen Bestattungsmodellen angesehen. In welcher Größenordnung die Trauerfeier stattfinden soll, ob mit oder ohne kirchlichen Beistand, kann von den Angehörigen ganz individuell gestaltet werden.

Bereits über 1000 Menschen fanden im Bad Laaspher Friedwald ihre letzte Ruhestätte. War das Thema Tod, Sterben und Beerdigung noch vor vielen Jahren eher ein Tabuthema, wird sich heute durchaus schon zu Lebzeiten mit der eigenen Sterblichkeit auseinandergesetzt. Man hat eigene Vorstellungen und Wünsche zum letzten Ruheplatz. Bereits über 2700 Menschen haben sich schon ihren „Ruhebaum“ im Friedwald Bad Laasphe ausgesucht.

Unterschiedliche Ruhezeiten

Soll eine schlanke Lärche, ein stämmiger Ahorn, eine Eberesche oder eine knorrige Eiche ihre Äste über die Ruhestätte breiten, oder doch eher eine Hainbuche, Linde oder Kiefer? Im 61 Hektar großen Gebiet des Bad Laaspher Friedwalds mit Tausenden von Bäumen werden Führungen und Info-Veranstaltungen angeboten. Neben der Auswahl der Bäume muss auch die Frage geklärt werden, ob die Beisetzung unter einem Gemeinschaftsbaum, einem Familien-, Partner- oder Freundschaftsbaum stattfinden soll. Für diese Plätze sind die Ruhezeiten für 99 Jahre vorgesehen. Die Ruhezeiten auf Friedhöfen sind in der Regel 30 - 40 Jahre. Auch Alternativen sind im Friedwald-Programm vorgesehen, so der Gemeinschaftsbaumplatz mit einer Ruhezeit von 15 - 30 Jahren. Neu sind die sogenannten „Sternschnuppenbäume“. Eltern können unter diesen Bäumen für Kinder bis zu 3 Jahren oder Babys, die zu früh geboren wurden, einen Ort des Trauerns und des Gedenkens schaffen.

Am Sonntag fand anlässlich des zehnjährigen Bestehens des FriedWalds Bad Laasphe eine Jubiläumsfeier im Wald statt. Rentkammer (Centerforst) und FriedWald GmbH hatten zur Veranstaltung alle Personen eingeladen, die bereits Angehörige im Friedwald beigesetzt haben. Viele nahmen die Einladung an und etwa 200 Personen trafen sich am Andachtsplatz auf dem Friedwald.

Fürst Bernhart zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein informierte in seiner Begrüßungsrede noch einmal über die Anfänge des Projekts. Zunächst sei er selbst recht skeptisch an das Projekt herangetreten. Als Mitglied einer Familie, die über einen sehr langen Zeitraum den Wald als Unternehmen betreibt, habe sich ihm die Frage gestellt, welche Konsequenzen sich aus dem Projekt ergeben. Letztendlich habe er aber seine Bedenken zurückgestellt und das Projekt in Angriff genommen. Für ihn selbst sei die Eröffnungsveranstaltung vor 10 Jahren zu einem Schlüsselerlebnis geworden, die seine Einstellung ins Positive veränderte. Nach der Veranstaltung sei eine ältere Dame an ihn herangetreten und habe ihn mit den Worten „was für eine wunderbare Idee,“ umarmt, „darauf habe ich schon so lange gewartet.“ In diesem Moment sei ihm klar geworden, genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Von einem Projekt voller Unwägbarkeiten am Anfang sprach Graf Kanitz. Wie wird die Bevölkerung das Projekt aufnehmen, wie stehen die Kirchen dazu und letztendlich auch - wird der Gedanke einer Bestattung im Wald überhaupt angenommen? Aber es habe sich alles zum Guten gewendet. Bad Laasphes stellvertretender Bürgermeister Günter Wagner zeigte ebenfalls auf, welche positive Entwicklung das Projekt genommen hat und lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Rentkammer und FriedWald GmbH.

Viel getan hat sich auf und um den FriedWald in den letzten zehn Jahren, so Sabine Gleisner-Kuß von der FriedWald GmbH. Die Infrastruktur sei verbessert worden. So wurden z. B. neue Wege geschaffen und alte ausgebessert, Hinweisschilder und Infotafeln wurden aufgestellt. Wurde die Erschaffung des ersten Gedenkplatzes noch skeptisch aufgenommen, ist inzwischen sogar ein zweiter Gedenkplatz entstanden. Skulpturen zieren die Gedenkplätze und Ruhebänke laden zum Verweilen ein. Inzwischen werden auch in jedem Halbjahr Gedenkgottesdienste im Friedwald abgehalten.

Die Feierstunde wurde musikalisch vom Gospelchor Amani aus Gladenbach umrahmt. Um den Symbolcharakter der Feierstunde zu unterstreichen, wurde zum Abschuss eine junge Eiche gemeinschaftlich von Bernhart Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Graf Kanitz und Günter Wagner am Gedenkplatz eingepflanzt.