Wittgenstein/Bad Laasphe. . Drei Wittgensteiner kümmern sich um Geschichte und Geschichten aus ihrer Heimat. Jeder für sich in einem speziellen Gebiet. Was alle drei verbindet: Sie müssen lesen, lesen, lesen...

Wenn Henning Graf von Kanitz, Direktor der Rentkammer Wittgenstein in Bad Laasphe, von seinen „Bücherwürmern“ spricht, dann meint er drei gestandene Herren, allesamt knapp jenseits der 70 und vereint in einem gemeinsamen Hobby: Heinrich Imhof, Wolfgang Birkelbach und Klaus Homrighausen sind der lokalen und überregionalen Heimatforschung verfallen. Und doch jeder für sich wiederum in einem speziellen Gebiet. Für sie gilt es: lesen, lesen lesen.

Regelmäßig auf dem Schlossberg

Die Bücherwürmer trifft der Graf seit Jahren regelmäßig im Fürstlichen Privatarchiv, das seit längerem aus dem Schloss in die erste Etage der Rentkammer am Schlossberg verlagert worden ist. Nahezu vier Jahrzehnte lang war der Name von Eberhard Bauer mit diesem Archiv eng verbunden; doch der Heimatexperte hat aus Alters- und Gesundheitsgründen die Betreuung der historischen Unterlagen an Heinrich Imhof (Weidenhausen) abgegeben.

Neue Serie startet

Die drei Wittgensteiner Heimatforscher Heinrich Imhof, Klaus Homrighausen und Wolfgang Birkelbach arbeiten nicht nur für ihr eigenes Interesse. Vielmehr teilen sie das im Fürstlichen Archiv in Bad Laasphe erlangte Wissen gern mit anderen.

Davon werden künftig auch die Leser der größten Wittgen­steiner Tageszeitung profitieren. In loser Reihenfolge schreiben die Heimatforscher exklusiv für uns „Wittgensteiner Geschichte(n)“. Wir freuen uns auf spannende Lektüre.

Themen sollen dabei u.a. sein Hexenverfolgung in Wittgenstein oder Auswandern nach Amerika.

Imhof koordiniert die an die Rentkammer aus dem In- und Auslang gerichteten Anfragen. Oft geht es um Familienforschung, vielfach aber auch um historische Belange. Da es nicht ausreichend Platz in den hohen Räumen der Verwaltung gibt, müssen Besuchstermine koordiniert werden. Vorab aber hat Imhof schon selbst recherchiert, ob auf Nachfragen eine positive Antwort gegeben werden kann. „Heinrich hilft gern, aber zuviel“, lacht Klaus Homrighausen, „die Besucher könnten hier vor Ort doch selbst im Findbuch nachschauen.“

Geordnetes System im Repertorium

Für dieses Findbuch, das auf dem Originaltitelblatt mit „Repertorium“ bezeichnet ist, muss jeder Wittgensteiner Heimatfreund dem katholischen Pastor Joseph Brand aus Paderborn dankbar sein. Er hat nämlich – vermutlich im Auftrag des Fürsten Alexander – die Unterlagen des Hauses in den Jahren 1845 bis 1847 gesichtet, alphabetisch angelegt und sie nach einem recht eigenwilligen System geordnet und in dem Findbuch in schönster Schönschrift aufgelistet. Das bildet heute die Grundlage für Heimatforschung im Laaspher Archiv. Offenbar hat der Herr Pastor gute Arbeit abgeliefert; denn wenige Jahre später taucht er auch als Archivar auf Schloss Berleburg auf.

Es sind häufig Nachkommen ehemaliger Wittgensteiner Auswanderer, die sich auf die Spuren ihrer Vorfahren begeben. Heinrich Imhof: „Ich hatte Gäste aus Israel, Schweden, Kanada und den USA. Alle kommen quasi ,back to the roots’“.

Jeder hat Spezialgebiete

Auswanderer? Zu diesem Thema laufen die Spurensucher bei Heinrich Imhof offene Türen ein; denn seit drei Jahrzehnten ist genau das der Schwerpunkt seiner historischen Forschungen, die demnächst in einem Buch münden sollen. Hier sagt Imhof: „Viele Mosaiksteinchen ergeben plötzlich ein ganzes Bild.“

Das gilt natürlich auch für die Arbeiten von Klaus Homrighausen. Der ehemalige Leiter der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule aus Diedenshausen widmet sich in erster Linie der Familien- und Ortsgeschichte, beschäftigt sich mit „Schicksalen“ und hat natürlich beim Studium der alten Akten stets sein Heimatdorf im Blick. Sehr gern stöbert er aber auch in Sachen „Criminalia“ vor über 400 Jahren.

Ehemalige Gasthöfe

Der andere Lehrer, Wolfgang Birkelbach, erforscht mit Schwerpunkt Stünzel zurzeit die Geschichte der beiden untergegangenen Gasthöfe Reppel (Grübener) und Forsthaus Drehbach, wo Johann Jost Richstein nicht nur Wirt sondern auch Steuereintreiber war. In dieser Sache bekommt Birkelbach „ein Bild der Zeit“, wie er die Einträge aus dem Siebenjährigen Krieg benennt, als die Wittgensteiner für die hier lagernden Franzosen Mehl und Holz fahren mussten, als sogar im Drehbach Wein auf der Getränkekarte stand. Ein weiteres Sachgebiet der Birkelbach’schen Forschung ist die Geschichte der Lehrerfamilie Dreisbach aus Schüllar-Wemlighausen ab 1839.