Wittgenstein. . „Lese gern Senioren, Kindern und Kranken vor.“ Oder: „Tapezierhilfe gesucht!“ Das Ehrenamt hat viele Gesichter. Und im Internet-Zeitalter gibt’s dafür auch in Wittgenstein Plattformen, auf denen sich „Suchende“ und „Anbieter“ in Sachen soziales Engagement austauschen können. Allein: Die Resonanz ist überschaubar.
Die Ehrenamtsbörse – das Konzept ist so einfach wie genial: Wer Menschen sucht, die sich freiwillig für etwas engagieren, was ihnen obendrein Spaß macht, gibt das in der Börse bekannt. Und Hilfsbereite bieten ihre Dienste an. Die „Pinnwand“ dazu mit „Gesuchen“ und „Angeboten“ gibt’s im Internet. Doch: Was vor einigen Jahren vielversprechend begann, stößt nur noch auf mäßiges Interesse.
Hoffnung für den „Treffpunkt“
„Es ruht im Moment“, drückt es Gisela Homrighause von der Senioren-Service-Stelle im Bad Laaspher Rathaus aus. Sie ist seit Juli 2012 auch Ansprechpartnerin in Sachen „Treffpunkt Ehrenamt“. Sicher: „Hin und wieder kommen mal Leute vorbei“, berichtet Homrighause – doch das sei nicht die Welt.
Konzept „analog“ gibt’s schon länger
Seit Mitte 2012 bieten der Kreis Siegen-Wittgenstein und die Wittgensteiner Kommunen Ehrenamtsbörsen per Internet an. Das Konzept der Börsen „analog“ gibt es aber schon länger.
Die Betreuung der digitalen, generationsübergreifenden Börsen ist jeweils bei den Senioren-Service-Stellen der Städte und Gemeinden angesiedelt.
Kontakte:
Bad Berleburg, Holger Homrighausen, 02751/923-268, E-Mail: h.homrighausen@bad-berleburg.de – www.bad-berleburg.de/ehrenamtsboerse
Bad Laasphe: Gisela Homrighause, 02752/909-153, E-Mail: g.homrighause@bad-laasphe.de — www.bad-laasphe.de
Erndtebrück/Kreis: www.ehrenamt-siwi.de/ehrenamtsboerse
„Gerade für Menschen, die in den Ruhestand gehen“, aber nicht einsam werden wollen, sei das Angebot von Vorteil. Allerdings wollen selbst die sich nicht auf Jahre in einem Vereinsvorstand verpflichten, obwohl sie vergleichsweise viel Zeit haben, hat Homrighause festgestellt. „Viele Senioren sind heute so mobil, die fahren erst einmal in Urlaub.“ Und Menschen, die sich ohnehin schon ehrenamtlich engagierten, womöglich noch neben ihrem Beruf, seien aus Zeitgründen nur schwer für weitere Ehrenämter zu gewinnen.
Auf der anderen Seite: die Vereine und Verbände. Sie sollten damals beim Start der Laaspher Börse eine wichtige Rolle spielen – etwa als „Suchende“. 2013 sollte es in Bad Laasphe sogar eine große Ehrenamtsmesse geben. Doch leider spielten da die meisten örtlichen Vereine nicht mit, erinnert sich Homrighause. Wenn man beispielsweise in den Dörfern frage, sei der Bedarf erstaunlich gering. Offenbar laufen die Gespräche dort direkter.
Bad Berleburg: Von privat an privat
Homrighause ist dennoch zuversichtlich, dass wieder Leben in die Ehrenamtsbörse kommt. Das Angebot stehe jedenfalls.
„Biete 5 Stunden in der Woche Fahrdienst im Raum Kernstadt an.“ Oder: „Lese gern Senioren, Kindern und Kranken vor.“ Im Internet-Auftritt der Stadt Bad Berleburg gibt’s Angebote genug, ebenso Gesuche: „Tapezierhilfe gesucht“, „Unterstützung der Bad Berleburger Tafel“. Doch: Wie aktuell ist das alles? „Einige Einträge stehen da sicher schon länger“, räumt Holger Homrighausen von der Seniorenservicestelle ein. Schließlich stellten Suchende und Bietende die Inhalte über eine Eingabemaske per Internet selbst ein.
Als „eher dünn“ beschreibt Homrighausen die aktuelle Resonanz. Doch das könne sich ja jederzeit ändern – vielleicht durch diesen Bericht hier, hofft er. Auf jeden Fall könne jeder mitmachen, der mit viel Spaß und Herzblut sozial aktiv sei. Dabei gelte in der Berleburger Börse das Prinzip „von privat an privat“, erklärt Homrighausen. Institutionen, die auf diese Weise nur bequem Akquise für den eigenen Bedarf machen wollten, „haben wir bewusst ausgeschlossen“.
Auch Homrighausen vermutet, dass ehrenamtliche Dienstleistungen aller Art häufig in der Nachbarschaft direkt geklärt werden. Dass der Anstoß eben vom Ortsvorsteher kommt, wenn im Dorf die Ruhebänke neu gestrichen werden müssen.
Kreis: Zugereiste als Zielgruppe
Eine digitale Ehrenamtsbörse bietet auch der Kreis Siegen-Wittgenstein. DRK, CJD, Tierschutzverein, Ambulanter Kinderhospizdienst, der Kreis selbst – hier sind es Vereine und Organisationen, die ehrenamtliche Helfer suchen. Allerdings sind die Einträge auch hier schon ein bisschen älter.
So eine Plattform laufe eben „nicht von selbst“, sagt dazu Kreis-Pressesprecher Torsten Manges. Sie lebe eben davon, dass auch Leute mitmachen. Es sei und bleibe ein kostenloses Angebot, betont er – für alle „Altersgruppen, die das Internet nutzen“. Und die würden ja immer größer. So seien heute immer mehr Ältere mit dem Computer vertraut. Manges macht aber noch eine Zielgruppe für Ehrenamtsbörsen in der Region aus: die der „Zugezogenen, die vor Ort noch nicht so gut vernetzt sind“. Für sie sei so ein Angebot der ideale Einstieg ins Ehrenamt am neuen Wohnort.