Wingeshausen. . Das ist Neuland für alle Beteiligten: Junge Menschen von 17 bis 23, die gerade beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) ableisten, greifen handfest zu Haue und Säge – und gestalten einen sturmgeschädigten Waldrand nahe der Wisent-Wildnis um. Auch für die Forst-Experten der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer ist das erste Bergwaldprojekt dieser Art spannend.

Uff, Pause beim Bergwaldprojekt ganz in der Nähe der Wisent-Wildnis. Die jungen Leute, die gerade ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) ableisten, haben es sich mit einem Apfel zur Stärkung im Gras gemütlich gemacht – und auf den Baumstümpfen, die Orkan Kyrill damals, im Januar 2007, hier oben übrig gelassen hat. Jetzt soll nach dem Willen der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer, dem Eigentümer der kahlen Flächen, wieder richtiger Wald entstehen.

Nicht aus Fichten, sondern mit großen und kleinen Laubgehölzen. Wenn sie in ein paar Jahrzehnten groß geworden sind, sollen sie den gesamten Wald vor „Sturmwurf“ schützen. „Waldrand-Gestaltung“ nennt das Projektleiter und Forst-Ingenieur Matt­häus Holleschovsky vom Verein „Bergwaldprojekt“.

Den Verein aus Bayern samt seinem pädagogischen Wissen hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ins Boot geholt. Mit dem LWL wiederum arbeiten die Rentkammer-Förstereien Wingeshausen und Girkhausen zusammen.

Wo der Orkan damals wütete, pflanzen die Jugendlichen in dieser Woche Bergahorn oder Ebereschen, erklärt Holleschovsky. Und ganz vorn, zur Kreisstraße 42 hin, Schwarz- oder Weißdorn sowie Hundsrosen. „Das schafft hier wieder Baumarten-Vielfalt“, freut sich der Projektleiter. Macht unterm Strich rund 3000 Setzlinge auf etwa 12 000 Quadratmetern Fläche. 30 bis 40 Jahre wird’s wohl dauern, so Holleschovsky, bis die Gehölze so hoch gewachsen sind, dass sie ihre volle Schutzwirkung entfalten.

Für die Neuanpflanzungen müssen auch einige junge Fichten fallen. Darum kümmert sich Lisa Berner (23) aus Stuttgart. Sie studiert Landschaftsplanung und Naturschutz, ist Praktikantin beim Verein Bergwaldprojekt. „Endlich mal mit anpacken“, freut sie sich. „Und ich bin gerne draußen.“ Das passt.

Ökologisches Jahr gut für Lebenslauf

Auch Luise Kießling (19) und Mara Diekmann (17), FÖJ-ler aus dem Lipper Land, macht’s mächtig Spaß – zumal das Wetter mitspielt. Gerade versenken sie einen Schwarzdorn-Setzling im frisch gegrabenen Pflanzloch. „Man glaubt ja gar nicht, dass daraus mal was Großes wächst“, staunt Luise, die im letzten Jahr ihr Abitur gemacht hat. Das FÖJ – im Lebenslauf ein klarer Vorteil, sagt die 19-Jährige. „Pünktlichkeit, Teamfähigkeit – das lernt man hier auch.“ Und bei Personalchefs komme so etwas gut an.

Ein paar Meter weiter schwingt Lasse General die Wiedehopf-Haue fürs nächste Pflanzloch. Der 18-Jährige aus Steinhagen hat den Realschul-Abschluss. Er hofft, sich nach dieser Woche darüber „im Klaren zu sein, was ich später beruflich machen will“. Vielleicht Bio-Landwirt. Das wäre für ihn schon spannend.

Mit Spannung beobachten auch die Organisatoren den Verlauf der Aktion. Schließlich betritt man mit dieser Kooperation ja auch Neuland. FÖJ-Betreuer Olaf Imhof und der Wingeshäuser Revierförster An­dreas Becker, beide Rentkammer, setzen jedenfalls darauf, dass sich aus solchen Praxis-Gruppen guter Nachwuchs für den eigenen Bedarf rekrutieren lässt.

Gedacht sei der neue „Waldmantel“, den die Jugendlichen gestalten, übrigens auch als ökologische Ausgleichsmaßnahme für die Wisent-Wildnis, betont Andreas Becker.

Für die Woche untergebracht sind die 32 Teilnehmer im Freizeitzentrum Wemlighausen. Und dort fängt der Tag für alle schon gesund an – unter anderem „mit einem Topf Müsli“, schmunzelt Projektleiter Holleschovsky. „Das gibt Kraft. Zumindest für den Vormittag.“ Bis zum nächsten Apfel. In der Pause.