Schwarzenau. . In drei der vier Prüfungen stand Karl-Friedrich Becker mit Henry vom RuFV Edertal Schwarzenau am Wochenende ganz oben auf dem Siegertreppchen – und holte nur im Hindernisfahren Rang 2. Aber auch sonst waren die Fuhrmannstage auf der Reitanlage am Schloss Schwarzenau überaus spannend.

„Zugpferd Wittgenstein“ – unter diesem kräftigen Motto veranstaltete der Reit- und Fahrverein Edertal Schwarzenau am Wochenende seinen traditionellen Fuhrmannstag.

Auf der Reitanlage am Schloss Schwarzenau fungiert der Hausherr, Fürst Bernhart zu Sayn Wittgenstein-Hohenstein, gleichzeitig als Schirmherr der Veranstaltung. In seiner Begrüßungsrede weist er darauf hin, dass das Wetter zwar nicht so ganz optimal sei, aber die Arbeitsbedingungen der Zugpferde in Wald- und Forstwirtschaft im wahrsten Sinne widerspiegele.

Zum Ein- und Angewöhnen

Während des Vormittags und frühen Nachmittags gehen beim Holzrückewettbewerb für Einspänner etwa zehn Fuhrleute mit ihren Kaltblütern als Team an den Start. Dabei werden ganz verschiedene alltägliche Arbeitssituationen simuliert. Auch eine Fuhrfrau mischt mit: Silvia Hilleke geht mit dem vier Jahre alten Hengst „DaVinci“ zum ersten Mal in diese Disziplin.

Ergebnisliste „Zugpferd Wittgenstein 2014“

Prüfung 1, Holzrückewettbewerb einspännig: 1. Karl-Friedrich Becker mit Henry vom RuFV Edertal Schwarzenau, 2. Sebastian Hilleke mit Alena, 3. Stefan Schüngel mit Oskar, 4. Oliver Junker-Matthes mit Samson, 5. Stefan Schwarz mit Tobias Vulkan, 6. Silvia Hilleke mit Da Vinci, 7. Burkhard Brieden mit Biene, 8. Frank Brinkmann mit Edguy, 9. Ralf Becker mit Hella, 10. Frank Brinkmann mit Magnus

Prüfung 2, Zugleistungswettbewerb einspännig: 1. Karl-Friedrich Becker mit Henry, 2. Stefan Schüngel mit Oskar, 3. Oliver Junker-Mathes mit Samson, 4. Burkhard Brieden mit Biene, 5. Stefan Schwarz mit Tobias Vulkan, 6. Silvia Hilleke mit Da Vinci, 7. Ralf Becker mit Hella, 7. Frank Brinkmann mit Edguy, 8. Frank Brinkmann mit Magnus

Prüfung 3, Hindernisfahren einspännig: 1. Stefan Schwarz mit Tobias Vulkan, 2. Karl-Friedrich Becker mit Henry, 3. Silvia Hilleke mit Da Vinci, 4. Nadja Dittmann mit Advent, 5. Ralf Becker mit Hella

Prüfung 4, kombinierte Prüfung (aus 1, 2 und 3): 1. Karl-Friedrich Becker mit Henry, 2. Stefan Schwarz mit Tobias Vulkan, 3. Silvia Hilleke mit Da Vinci, 4. Ralf Becker mit Hella

Neben schon wettkampferfahrenen Pferden sind auch viele junge Pferde an den Start. Der vierjährige „Magnus“ ist noch in der Ausbildung und geht zum Beispiel mit seinem Fuhrmann ohne Punktwertung an den Start. Dem Besitzer geht es lediglich darum, dass das Pferd einmal eine Wettkampf-Situation „zum Ein- und Angewöhnen“ erlebt – mit all dem eher ungewohnten Umfeld wie Publikum und größerer Geräuschkulisse. Moderator Stefan Schüngel erklärt dem Publikum, dass es besonders wichtig ist, den Pferden Gelegenheit zum Üben zu geben. Allerdings sollte der Gespannführer immer Ruhe und Besonnenheit walten lassen, damit das Tier keine schlechten Erfahren beim Wettkampf macht. Notfalls sei es besser, den Wettkampf vorzeitig abzubrechen.

Motorsäge? Ruhe bewahren!

Viele verschiedene Hindernisse sollten während einer vorgegebenen Zeit gemeistert werden. Bei Zeitüberschreitung oder Fehlern macht sich das beim Punktekonto bemerkbar. Zu Beginn der Prüfung wird ein etwa zehn Meter langer Baumstamm angehängt – und dann geht es los durch den Prüfungsparcours. Baumstämme müssen korrekt nebeneinander abgelegt werden. Dann gilt es, Hindernisse verschiedenster Größe zu umfahren oder aber durch sie hindurch zu navigieren.

Ist bei einem Hindernis ein Engpass oder eine enge Kurve zu bewältigen, muss der Gespannführer beim nächsten Punkt ein Hindernis aus dem Weg räumen. Gleichzeitig ertönt das Gebrumm einer Motorsäge. Alles Situationen, wie sie im Alltag beim Holzrücken vorkommen. Beim Prüfungsdurchgang von Sebastian Hilleke mit der 16-jährigen Stute „Alena“ kann genau verfolgt werden, wie vorsichtig und ruhig die Aufgaben gemeistert werden. Die Stute hat bereits bei verschiedenen Wettkämpfen teilgenommen, reagiert ganz souverän und genau auf die Anweisungen – trotz der vorhandenen Geräuschkulisse. Nach einer kurzen Mittagspause dann die zweite Runde.

Vom Zaumzeug bis zur Kutsche

Außerdem wurde am Nachmittag ein buntes Rahmenprogramm geboten. Beim Bauernmarkt rund um die Reithalle konnten Produkte aus der heimischen Region ersteigert werden. Außerdem gab es auch allerlei für Pferdebesitzer, vom Zaumzeug bis zur Kutsche konnte „rund ums Pferd“ die verschiedensten Dinge erstanden werden. Historische Landmaschinen waren in der Reithalle ausgestellt und Waffeln „wie früher“ wurden in Waffeleisen über dem Feuer gebacken. Für die kleinen Gäste gab es Ponyreiten, Kinderschminken und vieles zu entdecken.

Resultierend aus allen Prüfungen sollte auch das „Wittgensteiner Zugpferd 2014“ ermittelt werden. Bei der Zugleistungsprüfung wurde ein Zugschlitten gezogen mit einem Startgewicht von 200 kg bei Pferden mit einem Stockmaß bis 1,55 m und 300 kg bei Pferden mit einem Stockmaß über 1,55 m. Die Last musste über eine Strecke von 40 m gezogen werden. In vorgegebenen Abständen wird zusätzlicher „Ballast“ (in Form von Helfern) zugeladen. Nach ungefähr 20 m folgt für das Pferd ein Zwangsaufenthalt von 10 Sec. Danach erfolgt erneutes Anziehen des Gewichts.

„Henry“ auch das „Wittgensteiner Zugpferd 2014“

Am Nachmittag wurde das einspännige Hindernisfahren durchgeführt. Zwei feste Geländehindernisse und 8 Kugelhindernisse mit abwerfbaren Bällen mussten in vorgeschriebener Reihenfolge absolviert werden. Alternativ konnte auch ein Wasserhindernis als Prüfungsteil durchfahren werden. Stefan Schwarz mit Tobias Vulkan sicherte sich in dieser Disziplin den 1. Rang.

Unter den Teams, die am Holzrücken, der Zugleistungsprüfung und dem Hindernisfahren teilgenommen hatten, wurde dann auch das Wittgensteiner Zugpferd 2014 ermittelt. Der 10-jährige Henry mit Karl-Friedrich Becker erhielt in diesem Jahr die Auszeichnung. Beim Holzrücken und der Zugleistungsprüfung kamen Kalli Becker und Henry schon auf den 1. Rang, beim Hindernisfahren belegten sie den 2. Rang und so konnten sie sich den Titel sichern.

Dank für den fairen Umgang miteinander

Kalli Becker, der auch gleichzeitig Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Edertal ist, bedankte sich bei allen Teilnehmern für den fairen Umgang. Nicht nur der Umgang miteinander sei wichtig, sondern besonders der faire Umgang mit den Tieren. „Es ist schön, den Zuschauern einmal zu zeigen, was man auch mit etwas gewichtigeren Pferden alles machen kann.“ Und das haben die Kaltblüter an diesem Tag recht eindrucksvoll bewiesen.

Abschlussprogramm mit Quadriga

Im Abschlussprogramm zeigte Uwe Hilleke aus Lennestadt, dass der aufgebaute Kegelparcour auch von einem 4-Spänner gemeistert werden kann. Uwe Hilleke nimmt mit seinen Kaltblütern bereits seit Jahren an Meisterschaften teil. Die „großen Dicken“ sind ohnehin DAS Hobby der Familie Hilleke. Ehefrau Silvia Hilleke und sein Bruder Sebastian Hilleke nahmen mit ihren Pferden bereits am Vormittag an den Wettbewerben teil. Am Nachmittag nahm Silvia Hilleke ebenfalls am Hindernisfahren teil und belegte mit DaVinci den 3. Rang in der Gesamtwertung zum Wittgensteiner Zugpferd 2014. Silvia Hillekes Vater züchtet die Rheinisch Deutschen Kaltblüter, Aufzucht und Ausbildung der Tiere ist somit ganz in Familienhand.

Nach kurzem Umspannen vom 4-Spänner lang zum 4-Spänner breit wurde den Zuschauern noch ein besonderes Highlight geboten. „Heute müssen Sie nicht nach Berlin reisen, sondern bekommen es ganz exclusiv in Schwarzenau geboten“ kommentierte Moderator Stefan Schüngel das Geschehen.

In der sogenannten „Quadriga“, bei der 4 Pferde nebeneinander angeschirrt sind, fuhr Uwe Hilleke mit seinem Team ein und drehte unter dem Applaus der Zuschauer einige Ehrenrunden.