Wittgenstein. . Die Stadt Bad Berleburg hat am Sengelsberg noch günstig Grundstücke zu verkaufen. Und kernstadtnahe Dörfer mausern sich, wenn es um Wohnbauflächen in guten Lagen geht. Gute Gewerbeflächen sind dagegen eher in Bad Laasphe zu finden. Unterm Strich bleibt Wittgenstein jedoch ein schwieriges Pflaster.

Grundstücke in guter Bad Berleburger Lage sind für Häuslebauer derzeit günstiger zu haben als noch in den Jahren zuvor. Und Girkhausen oder Schüllar-Wemlighausen mausern sich offenbar neben Raumland zu einer guten Alternative in diesem Bereich. Das geht jedenfalls aus dem neuen Grundstücksmarktbericht 2014 für den Kreis Siegen-Wittgenstein hervor. Zugleich seien die Aussichten auf dem Wittgensteiner Immobilien-Markt aber alles andere als positiv, sagt Oliver Streiß, geprüfter Immobilienmakler (EBZ) aus Bad Berleburg.

Beispiel Sengelsberg

Streiß ist einer der ehrenamtlichen Gutachter im Ausschuss für Grundstückswerte für den Kreis Siegen-Wittgenstein – und sieht eine Ursache für die sinkenden Grundstückswerte vor allem am Sengelsberg: Im Baugebiet dort habe die Stadt Bad Berleburg bekanntlich die Quadratmeter-Preise von 120 auf 100 Euro gesenkt, nachdem sie die Parzellen wieder selbst vermarktet und nicht mehr über eine Düsseldorfer Immobilien-Gesellschaft. Und der Verkauf laufe, so Streiß. Dazu habe der Neubau der Kindertagesstätte „Senfkorn“ sicherlich maßgeblich beigetragen.

Beispiel Girkhausen

Hier sind Grundstücke in guter Lage schon für 50 Euro zu haben. Offenbar seien hier Käufer schon einmal bereit gewesen, mehr in ein Areal zu investieren als es eigentlich wert sei. Tatsächlich stützen sich die Gutachter auch auf Angaben aus aktuellen Kaufverträgen für Grundstücke und Gebäude. In Raumland und Wemlighausen liegen die Preise bereits bei 70 bis 75 Euro – die direkte Nähe zur Kernstadt macht’s.

Baugenehmigungen

Sicher: Die Zahl der Baugenehmigungen pro Jahr in Wittgenstein sind schnell gezählt – neun waren es laut NRW-Statistik 2012 in Bad Berleburg, jeweils vier in Bad Laasphe und Erndtebrück. Aber es wird gebaut – „und in der Stettiner Straße sieht man es ja auch“, sagt Streiß. Auf einem großen Teil des Bad Berleburger Baugebietes „Kleines Hillscheid“ entstehen derzeit neue Wohnhäuser. Der weithin sichtbare Baukran spricht für sich.

Indu-Park Schameder nur in mittlerer Lage

Blick ins Siegerland: In Wilnsdorf, einwohnermäßig ähnlich groß wie Bad Berleburg, liegen die Richtwerte für Wohnbauflächen in guten Lagen bei 155 Euro pro Quadratmeter. Und in Neunkirchen, vergleichbar mit Bad Laasphe, aktuell bei 110 Euro.

Gewerbe-Grundstücke haben sowohl Wilnsdorf als auch Neunkirchen im Angebot – in guten Lagen für 50 Euro. In Schameder, wo auch der Interkommunale Indus­triepark Wittgenstein beheimatet ist, bewegen sich die Richtwerte konstant bei 25 Euro.

Einen Bauboom wie noch vor zehn Jahren, als es auch die Eigenheimzulage noch gab, erwartet Streiß nun aber nicht mehr für Bad Berleburg. Vor allem nicht auf den Dörfern. Ausnahme Aue-Wingeshausen: Mit seiner eigenen Infrastruktur für rund 2700 Einwohner sei der Doppelort für Bauwillige durchaus interessant.

Wittgenstein sei „eine schwierige Region“, so der Immobilien-Makler. Nicht ohne Neid höre er zum Beispiel bei den Gutachter-Sitzungen, wie schnell sich beispielsweise ein Baugebiet schon im nahen Netpher Raum fülle – weil die Grundstücke schnell verkauft seien. Hier zieht die Nähe zur Stadt Siegen.

Bebaute Grundstücke

Und bereits bebaute Grundstücke? Vom Wert her lägen solche Immobilien mit rund 100 000 Euro am Boden, so Streiß. Das bedeute aber nicht, dass sie auch einfach an den Mann zu bringen sind, bedauert Streiß – es sei denn, sie liegen direkt in den drei Kernorten oder ganz in deren Nähe. „Wer wegen der Arbeit nach Bad Berleburg geht, zieht zum Beispiel nicht nach Alertshausen“, so Streiß. Also stünden in so einem Dorf Häuser leer – während die Einwohnerzahlen zugleich noch aus anderen Gründen weiter sinken.

Einer davon sei bei Vermietungen spürbar, berichtet der Berleburger Makler. So ziehe es gerade viele ältere Leute aus den umliegenden Ortschaften in die Kernorte. „Sie kaufen oft Eigentumswohnungen oder mieten Wohnungen an“, hat Streiß festgestellt. Viele kleinere Objekte hätten auf diese Weise ihren Inhaber gewechselt.

Gewerbeflächen

Laut Grundstücksmarktbericht bietet Bad Berleburg allenfalls Gewerbeflächen in mittlerer oder mäßiger Lage für 20 bis 40 Euro pro Qua­dratmeter. „Die Herrenwiese ist fast zugebaut“, sagt Oliver Streiß. „Und wo haben wir hier sonst noch ein großes Gewerbegebiet?“

Ganz anders die Lage in Bad Laasphe: Grundstücke mit einem Richtwert von 60 Euro sind hier zu finden. Im Industrie- und Gewerbegebiet Stockwiese sei in letzter Zeit „viel entstanden“, erinnert sich der Makler – wenn es oft auch nur Verlagerungen gewesen seien. Aber gerade hier, in direkter Nähe zur B 62 Richtung Hessen, seien eben auch noch einige Flächen frei.