Erndtebrück. . Den Erndtebrücker Bahnhof als Ganzes erhalten und ein handfestes Nutzungskonzept entwickeln, gemeinsam mit Akteuren aus der Region – das ist weiterhin Ziel von Dr. Richard Vogel, Eisenbahn-Fan mit Wurzeln im Siegerland. Allerdings müssten besagte Akteure auch ernsthaft mitmachen, sagt er.

Der Bahnhof in Erndtebrück ist nur als Ganzes denkmalwert – dieser Ansicht sind Fachleute beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Für Dr. Richard Vogel, der sich gerne um den Erhalt und die Entwicklung des Gebäudes kümmern möchte, eine wesentliche Voraussetzung dafür, den Bahnhof zu kaufen. Allerdings nicht die einzige, so Vogel im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der gebürtige Siegener, der in Berlin lebt und das Thema Eisenbahn zum Hobby hat, möchte bald auch Klarheit darüber haben, ob die Bausubstanz des Gebäudekomplexes noch trägt – und ob Akteure vor Ort bei der weiteren Entwicklung ernsthaft mitziehen.

Ideen für Konzept generieren

Sehr zufrieden ist Vogel mit einer Antwort von Diplom-Ingenieurin Imme Wittkamp, beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für Fragen zum Erfassen und Umgestalten von Technischen Kulturdenkmälern zuständig. „Mit einer Reduzierung des Gebäudes lediglich auf die Empfangshalle wäre der Denkmalwert des Objektes meines Erachtens ernsthaft in Frage zu stellen“, macht Wittkamp deutlich. Den rechten und den linken Teil des Empfangsgebäudes abzureißen, sieht sie eben nicht „als realistische Option“. Genau damit hatte wie berichtet erst kürzlich noch Landrat Paul Breuer argumentiert, um den Standort mit einer sanierten Bahnhofshalle plus neuer Anbauten attraktiver für Investoren und Mieter zu machen.

Kompletter Komplex historisch bedeutsam

Der komplette Erndtebrücker Bahnhofskomplex mit Empfangshalle und zwei Flügelbauten, erbaut zwischen 1914 und 1916, steht seit 1986 unter der laufenden Nummer 26 in der Denkmalliste der Gemeinde.

Das Gebäude – mit Ausnahme eines Anbaus an den Westflügel – sei historisch bedeutsam mit Blick auf „die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse“ vor Ort, aber auch aus künstlerischen, volkskundlichen und städtebaulichen Gründen.

Dr. Richard Vogel ist Fan der Eisenbahnen im Siegerland und der Rübelandbahn im Harz, die er gerne für den Personenverkehr reaktivieren möchte – samt der dazugehörigen Bahnhöfe.

Internet: www.siegerlandbahn.de, www.hexe-harzbahn.de

„Entweder alles oder nichts“, meint Vogel – zumal der komplette Bahnhof ja auch irgendwie zu Erndtebrück gehöre. Daran sei im Übrigen auch die Gemeinde interessiert. Offensichtlich könne aber selbst der Landrat derzeit nicht den gewünschten Investor aus der Region für den Bahnhof aus dem Hut zaubern. Sollte sich der auch weiterhin nicht finden, so Vogel, stehe er nach wie vor als „Kümmerer“ bereit. Heißt im Klartext: ein „Brainstorming“ mit ernsthaft interessierten Akteuren vor Ort als ersten Schritt, um „Ideen zu generieren“. Zu einem handfesten Konzept verdichtet, sei der zweite Schritt dann der hin zu einer gesicherten Projekt-Finanzierung.

Nur wenig Geld aus dem Fördertopf

Erst dann, so Vogel, stehe für ihn auch die Option für einen Kauf auf der Agenda – etwa als Übernahme für symbolisch einen Euro von Nils Geiser als einem der Noch-Eigentümer. Der hatte bekanntlich vor kurzem angekündigt, sich aus dem Projekt Bahnhof zurückzuziehen.

Interessant findet Vogel übrigens diese Frage: Hätte die Entwicklungsgesellschaft der Bahn (BEG) seinerzeit beim Verkauf des Bahnhofs nicht prüfen müssen, ob der Käufer eine Sanierung überhaupt stemmen kann?

Gastronomie, Ferienwohnungen, Appartements für Gäste heimischer Unternehmen – das und mehr ist für Vogel vorstellbar in einem runderneuerten Erndtebrücker Bahnhof. Ob es dafür auch einen Markt, einen Bedarf gebe, müsse man allerdings noch ausloten.

Gelder aus Denkmalpflege-Mitteln hat Imme Wittkamp vom LWL Vogel bereits für den Erndtebrücker Bahnhof in Aussicht gestellt – der Topf sei allerdings sehr klein. Bezuschusst werden könnten daraus „kleinere Restaurierungsmaßnahmen und Gutachten“. Außerdem verweist Wittkamp auf spezielle Fördermöglichkeiten für Denkmäler über günstige Darlehen.