Erndtebrück. . Mit großem Interesse verfolgt der gebürtiger Siegener Dr. Richard Vogel (61) die Entwicklung rund um den Erndtebrücker Bahnhof. Sollte er sich demnächst tatsächlich stärker für das Gebäude engagieren, möchte der Fan der Eisenbahn-Geschichte in Siegerland und Wittgenstein vor allem „Beteiligte an einen Tisch holen“.
Was wird aus dem Erndtebrücker Bahnhof? Diese Frage stellt sich einmal mehr, nachdem Nils Geiser, Mit-Inhaber des stark sanierungsbedürftigen Objekts, wie berichtet seine Absicht bekundet hat, aus dem Projekt auszusteigen. Und: Welche Perspektiven für den Erndtebrücker Bahnhof sieht die Politik?
Nachfrage bei Landrat Paul Breuer. Er ist überzeugt, dass der rechte und linke Teil des Gebäudes wohl nicht mehr zu retten seien. Da sei Abriss die realistische Option – auch aus Sicht der Denkmalbehörde in Münster. Die Bahnhofshalle in der Mitte dagegen sei durchaus erhaltenswert.
Hobby: Eisenbahn-Geschichte
Welche Rolle könnte der Kreis beim Erhalt der Halle spielen? Breuer verdeutlicht, dass ein finanzielles Engagement der Kommune die Voraussetzung für eine Förderung durch den Kreis sei. Er weist darauf hin, dass es dabei nicht um große Summen gehe, sondern um Zuschüsse „im vierstelligen Bereich“. Zuschüsse, die in einem Zusammenspiel flössen – etwa zwischen der Kommune als Untere Denkmalschutzbehörde, der Kreis als Oberer und dem Land NRW als Oberste.
Der Kreis könne beratend tätig werden, doch selbstverständlich müssten die Besitzer des Bahnhofs dann auch das Gespräch suchen, sagt Breuer, der den Verbandsversammlungen zweier Verkehrsverbünde vorsteht – der Zweckverbände Personennahverkehr Westfalen Süd (ZWS) und Nahverkehr Westfalen-Lippe.
Entstanden sei die jetzige Situation durch langes Zögern von Seiten der Bahn, so Breuer. Die Versäumnisse lägen in der Vergangenheit. Jetzt sei planerische Fantasie erforderlich. Die müsse ein Investor mitbringen. Breuer hofft auf einen Investor aus der Region und ist nach eigenen Angaben „verhalten optimistisch“, dass sich einer findet.
Erndtebrücks Bürgermeister Karl Ludwig Völkel betont, dass die Gemeinde generell dabei bleibe, jeden potenziellen Investor für das Bahnhofgebäude zu unterstützen – mit Kontakten zur Denkmalbehörde oder möglichen späteren Mietern und mit der Vermittlung von öffentlichen Fördertöpfen, aber keinesfalls mit Geld aus dem Erndtebrücker Gemeinde-Haushalt.
Mit großem Interesse verfolgt der gebürtige Siegener Dr. Richard Vogel die Entwicklung in der Edergemeinde. Der 61-jährige Biologe lebt seit rund 40 Jahren in Berlin, ist als Eigner und Geschäftsführer des „Berlin Toxicology Office“ für Chemikalien- und Produkt-Sicherheit tätig. Die Geschichte der Eisenbahn in Siegerland und Wittgenstein ist sein großes Hobby. Vogel ist grundsätzlich bereit, sich für das Bahnhofsgebäude zu engagieren. Das hat er Völkel und Breuer bereits signalisiert. Als Moderator würde er sich darum bemühen, „die Beteiligten an einen Tisch zu holen“, sagt Vogel im Gespräch mit unserer Zeitung.
Auch einen Erwerb des Gebäudes kann sich Vogel vorstellen – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen: Der Wille zum Erhalt des Bahnhofsgebäudes müsse vorhanden sein – auch von politischer Seite. Ihm sei bewusst, dass etwa die Gemeinde Erndtebrück keine Gelder zur Verfügung stellen könne. Doch könne man erwarten, dass eine Gemeinde zumindest eine Vorstellung davon habe, was aus einem historischen Gebäude auf ureigenem Gebiet werden solle.
Geldquellen gemeinsam suchen
Aus Sicht des Berliners ist es denkbar, in dem Empfangsgebäude Kleingewerbe, Läden und Wohnungen für Dauermieter oder auch Feriengäste anzusiedeln. Als Investor will Vogel nicht gesehen werden. Das sei er im Falle eines Kaufs zwar gewissermaßen, doch vorwiegend definiert er seine Rolle im Falle eines Erwerbs als die eines Moderators und Entwickler. Die Suche nach Finanzquellen sei eine Aufgabe, die an einem runden Tisch zu lösen sei. Und noch etwas ist Vogel wichtig: Kaufen würde er das Gebäude nur als Ganzes – nicht, wenn Gebäudeteile abgerissen würden.