Girkhausen. Sie sind unterschiedlich alt, haben unterschiedliche Erfahrungen aber allesamt ein Ziel. Eine 13-köpfige Arbeitsgruppe möchte ihr Heimatdorf retten. Girkhausen soll weiter lebens- und liebenswert bleiben. Eine Herkulesaufgabe angesichts von Landflucht und demografischem Wandel.
Noch ist es nicht zu spät, da sind sich die 13 engagierten Girkhäuser einig, die ihr Dorf nicht einfach so aufgeben wollen, schon gar nicht vor dem großen Jubiläum. 2020 wird Girkhausen 800 Jahre alt. Demografischer Wandel hin, Landflucht her: Zur 13-köpfigen Gruppe gehört auch Ortsvorsteher Eberhard Lauber. Sie will das Dorf wieder nach vorn bringen und vor allem so viele ihrer Mitbewohner wie möglich zum Mitmachen bewegen, sei es mit Taten oder auch Ideen. Aus den 13 sollen am Ende viele werden.
„Es muss etwas passieren“, sagt Christoph Nowack, er ist der Sprecher der Arbeitsgruppe. Der 34-jährige Ingenieur will nicht tatenlos zusehen, wie düstere Prognosen aus seinem Heimatdorf Girkhausen ein Nest ohne Zukunft machen. Zukunft ist auch das Stichwort. Girkhausen könnte sich nach neun Jahren Pause in diesem Jahr erstmals wieder am Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beteiligen.
Dorfwettbewerb als ein Anreiz
Damals, 2005, reichte es in der Kategorie B für Dörfer mit 600 bis 3000 Einwohnern für eine Silbermedaille und 300 Euro. Einen Sonderpreis des Touristikverbandes Siegerland-Wittgenstein erhielt außerdem die Gastronomie der ‘Girkhäuser Stube’. Das ist Geschichte, genauso wie die Kneipe im Ortskern, die es inzwischen nicht mehr gibt. Warum beteiligt sich das Dorf mit der Großbaustelle an der Ortsdurchfahrt und dem inzwischen im Ortskern völlig fehlenden gastronomischen Angebot?
„Es geht uns nicht darum, unbedingt eine Medaille zu holen“, erläutert Christoph Nowack. Der Arbeitskreis hofft viel mehr auf den anspornenden Effekt, des Wettbewerbs. Und schließlich hat der mit dem Begriff Zukunft im Namen auch die gleiche Zielsetzung, wie der Arbeitskreis. Der hat sich übrigens den Namen gegeben „Unser Dorf hat Zukunft, oder?“
Das Wort vom toten Dorf
Über dieses kleine Wörtchen mit dem Fragezeichen ist sehr lange diskutiert worden, weiß Ortsvorsteher Eberhard Lauber. Aber hinter der ganz offen formulierten Frage steht auch die Aufforderung an alle Girkhäuser, sich einzumischen, sich für die Zukunft zu engagieren. Den Anstoß für diese Entwicklung hat ein älterer Girkhäuser 2012 in einer von der Stadt initiierten Bürgerversammlung in der Schützenhalle gegeben. Damals machte Heinrich Dickel (Bau) Bürgermeister Bernd Fuhrmann klar: Girkhausen sei ein „totes Dorf“. Der Senior bezog dies aber hauptsächlich auf den Niedergang der früher starken Holzindustrie.
Zwei Kernprobleme
Eine große Stütze für die Bemühungen könnten die starken und aktiven Vereine und Institutionen sein, die durch Fördervereine und Kirchen ergänzt werden. Deshalb wurden die Ideen der Arbeitsgruppe auch bereits in verschiedenen Jahreshauptversammlungen vorgestellt: Im Fokus stehen dabei auch zwei Kernprobleme: Der aktuelle und der bevorstehende Leerstand von Gebäuden und die Neugestaltung der Internetpräsenz. Auch wenn die Zahl der Arbeitsplätze im Dorf massiv abgenommen hat und die Grundschule geschlossen wurde, gibt es mit einem Kindergarten, einem Lebensmittelgeschäft und einer Sparkassen-Niederlassung sowie Handwerksbetrieben und Pensionen immer noch Infrastruktur, die Girkhausen von anderen Ortsteilen Bad Berleburgs unterscheidet. Für die Arbeitsgruppe ist das aber kein Ruhekissen: „Wir müssen unser Dorf attraktiver machen“. Der werdende Vater Nowack hat dabei vor allem Familien im Blick.