Nenkersdorf. .
Selber machen, dem Instrument eine Seele geben. Das war Onno Sparenborgs Ziel: Der 20-Jährige ist Metallblasinstrumentenbauer. Musiker und Handwerker zugleich – der fröhliche ostfriesische Hüne hat im Siegerland eine neue Heimat gefunden. Mit seinem Chef Armin Leyener, Inhaber der Firma Professional Brass in Nenkersdorf, stimmte von Anfang an die Chemie. „Wir sind ein eingespieltes Team, ich würde nie zu einem anderen Betrieb wechseln“, sagt Sparenborg.
Der junge Mann begann seine Karriere in einem Industriebetrieb in Sachsen. Nach einigen Monaten überlegte er sich: Das soll ich mein Leben lang machen – Stanze runter, Instrument fertig, „im Grunde ein besserer Automateneinrichter“, sagt Sparenborg. Zu der Zeit schaltete Armin Leyener eine Anzeige, der damals 17-jährige fuhr sofort zum Vorstellungsgespräch. „Normal war die Unterhaltung nicht“, grinst Sparenborg. Statt über Arbeitszeit und Bezahlung fachsimpelten die beiden stundenlang über Instrumente. „Es hat direkt gepasst und es passt immer noch“, sagt Sparenborg. Die Chemie stimmt.
Sparenborg war erst der zweite Lehrling Leyeners und der erste, der Geselle bei ihm wurde. Kleine Betriebe wie Professional Brass bilden nur selten aus, drei bis vier Stellen pro Jahr in ganz Deutschland, schätzt Sparenborg. Nicht nur beruflich, auch privat hat der Tubist im Siegerland eine Heimat gefunden. Als erstes ging er zum Musikverein. „Die Leute sind super nett hier und wenn man Menschen kennenlernen kann, dann über Musik“, sagt er. Musikalisch gebe es für ihn nichts besseres als das Siegerland – viele kleine Kapellen und Musikvereine auf durchaus hohem Niveau. Kein langes Vorspielen auf wenige Plätze im Ensemble, jeder kann sofort mitmachen.
50 Prozent Reparaturen
Damit nichts scheppert und klirrt, dafür ist auch die kleine Werkstatt im Kellergeschoss von Armin Leyener da: Trompeten, Posaunen, Hörner, Tubas; Rohre, Ventile, Mundstücke, überall liegen Teile und halbfertige Instrumente. 50 Prozent der Arbeit machen Reparaturen aus, 40 Prozent Handel mit fertigen Instrumenten, nur zehn Prozent der Neubau. Aber der hat es in sich. Onno Sparenborg selbst spielt Tuba – „Knochenarbeit in der Herstellung“ – und baut am liebsten Trompeten.
Aber wie baut man eine Trompete?
Alles fängt an mit dem Schallstück, dem „Endrohr“ der Trompete. Das wird um 180 Grad gebogen (flüssiges Blei in die Rohre, damit nichts knickt) und daran die Maschine angeschlossen, die Ventil-Apparatur.
Kleine Dellen glätten
Ist das Rohr gleichmäßig rund und jede noch so kleine Delle geglättet, wird das Blei wieder erwärmt und läuft heraus. Dann kommen Züge (an der Drehbank aufs Hundertstel genau gedreht) und der Hauptstimmbogen, der Teil zum Mundstück hin. Trompetenbau im Schnelldurchlauf. In der Werkstatt dauert’s natürlich. Die Posaunen von Armin Leyener erfreuen sich in Fachkreisen eines hervorragenden Rufs.
Es wird gefeilt und geschliffen, klappernde Ventile ausgetauscht, entlackt und poliert, mit Bürstchen oder dem nagelneuen Ultraschallbad gesäubert, Dellen mit dem Auspochstock geglättet bis eine alte Trompete wieder wie neu ist. „Nach einer Generalüberholung muss jedes Instrument gespielt werden“, erklärt Sparenborg, damit der Kunde zu Hause keine böse Überraschung erlebt. Ob er da gerade an einem höchstklassigen Instrument geschraubt hat, beeindruckt den 20-Jährigen nicht. „Ich freue mich eher bei den Schlechten, wenn ich das Beste aus ihnen rausgeholt habe.“
Er mag die Vielfalt seines Berufs. „Man muss sich mit allem gut auskennen“, sagt der Kammer- und Landeswettbewerbssieger 2013. Mit den Kunden können, verstehen was sie wollen, wissen, was auf Lager ist.
„Gerade Profis haben sehr genaue Vorstellungen vom Klang, den sie haben möchten“, sagt der Geselle. „Die perfekte Posaune gibt es nicht. Jeder hat andere Klangvorstellungen.“ Er vergleicht das mit Autos: Porsche, Mercedes, Ferrari – alles klasse Wagen. „Aber jeder mag was anderes. Wir müssen erkennen, was genau.“ Und solange an kleinsten Details feilen, bis sie genau sitzen.