Schwarzenau. . Die Waldbesitzervereinigung Wittgenstein hat eine Vorreiterrolle für das Land Nordrhein-Westfalen. Ihrem Beispiel sollen möglichst viele Forstbetriebsgemeinschaften und einzelne Waldbesitzer folgen und sich zusammenschließen.

Die Waldbesitzervereinigung Wittgenstein hat eine Vorreiterrolle für das Land Nordrhein-Westfalen. Ihrem Beispiel sollen möglichst viele Forstbetriebsgemeinschaften und einzelne Waldbesitzer folgen und sich zusammenschließen.

Warum? Das zeigte sich am gestrigen Freitagabend bei der Generalversammlung. Mit rund 640 Mitgliedern ist die WBV eine wirtschaftliche Größe, mit der die Holzindustrie in Zukunft rechnen muss. Ein Waldbesitzer allein ist ein kleiner Fisch. Und selbst Forstbetriebsgemeinschaften werden von den ebenfalls immer mehr zusammenwachsenden Holzindustrie immer weniger wahrgenommen. Je größer die Holzmengen, die geliefert werden können, desto bessere Preise können am Markt erzielt werden. Und im Umkehrschluss können größere Waldbesitzervereinigungen auch viel preisgünstiger Arbeiten im Wald, wie zum Beispiel Pflanzungen, Durchforstungen oder den Einschlag ausführen lassen – ganz zu schweigen von den kostenintensiven Infrastrukturmaßnahmen wie dem Waldwegbau.

Effizienter und günstiger

Ein schlagkräftiger Zusammenschluss

Die Waldbesitzervereinigung Wittgenstein wurde erst 2013 gegründet. Sie ist die erste Forstbetriebsgemeinschaft innerhalb des Landes NRW mit dieser neuen Struktur.

Die WBV umfasst die Forstbetriebsgemeinschaften Unteres Edertal, Heilige Holz und Sassenhausen und zählt rund 640 Waldbesitzer und ist offen für weitere Mitglieder.

Die Zahlen sind beeindruckend: Die bewirtschaftete Fläche beträgt 3490 Hektar. Der Umsatz mit Holz liegt bei rund 1,5 Millionen Euro jährlich. Vermarktet werden über das Regional-Forstamt Siegen-Wittgenstein in Hilchenbach rund 28 000 Festmeter.

Die Forstbetriebsgemeinschaften Sassenhausen, Unteres Edertal und Heilige Holz haben dies erkannt und sich bereits vor fünf Jahren zunächst eine gemeinsame Buchungsstelle geleistet. Dadurch wurden die einzelnen ehrenamtlichen Vorstände von Arbeit und Kosten entlastet. Effizienz ist das Stichwort. Doch bis zum hochoffiziellen Zusammenschluss unter dem Dach eines wirtschaftlichen Vereins dauerte es noch. Warum? Das weiß Klaus Daum: „Dieses Modell hat neben einigen Vorteilen auch den großen Nachteil, dass der Bezug der Waldbesitzer zueinander verloren geht“, mahnte der Revierförster. Der Berleburg hat den Zusammenschluss seiner FBG’s von Anfang an begleitet. „Es war mir eine Herzensangelegenheit“, sagte Daum. Gemeinsam mit den Vorsitzenden Helmut Zacharias (Unteres Edertal), Ludwig Benner (Heilige Holz), Ernst Hackler (Sassenhausen) und dem Geschäftsführer der Sassenhäuser, Timo Miss, wurde an einem Konzept gefeilt, das bewährte Strukturen der FBG mit Vorteilen einer professionellen Verwaltung verbinden kann. „Der föderalistische Aufbau ist durch die Schaffung regionaler Untergruppen gelungen. So bleibt der Bezug der Waldbesitzer zueinander erhalten“, erläuterte Daum. Die Struktur sieht beispielsweise Ortsvertrauensleute und auch Delegiertenversammlungen vor.

Durch Kyrill gelernt

WBV könnte ein Beispiel für alle Bundesländer sein

Welchen Stellenwert der Zusammenschluss der 640 Waldbesitzer in Bad Berleburg hat, das zeigte sich auch an der Gästeliste. Der Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz, Andreas Wiebe, lobte die Wittgensteiner für ihre „Waldgesinnung“ und nannte die Initiative „einen Schritt, der seinesgleichen in NRW sucht“. Dieser Tag, so Wiebe, „ist ein guter Tag für Wittgenstein, für das Land und vielleicht ein Musterbeispiel auch für andere Bundesländer“. Der Leiter des Regionalforstamtes Siegen-Wittgenstein in Hilchenbach, Diethard Altrogge, nannte den „Gedanken, ein föderalistisch geprägtes System mit einer Dachorganisation über ursprünglich drei FBGs zu etablieren [...] eine faszinierende Idee“. Und Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann lobte „den Mut und die Weitsicht, dass man gemeinsam über Ländergrenzen hinweg zusammenarbeitet“.

Der Weg zu immer mehr und immer größeren Zusammenschlüssen ist aber nicht neu. Seit 1970 das Landesforstgesetz erneuert wurde, haben sich allein in Wittgenstein sieben Forstbetriebsgemeinschaften gegründet, allesamt vom Regionalforstamt Hilchenbach betreut. Fast alle kleineren Waldbesitzer sind inzwischen organisiert. Welche Vorteile ein gemeinsames Auftreten am Markt hat, zeigte sich dann durch den Orkan Kyrill: „Wie so oft in der Geschichte führt eine Krise zur Innovation“, sagte Klaus Daum in seinem Vortag bei der Generalversammlung am Freitag und fuhr fort: „Die sehr guten Erfahrungen aus der Sturmholzbearbeitung zeigen, dass der eingeschlagene Weg richtig und erfolgreich war und weiter beschritten werden sollte.“ Deshalb haben sich die 640 Waldbesitzer zu einer neuen wirtschaftlichen Einheit mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer zusammengeschlossen. Für diesen Mut und diese Entschlossenheit erntete die neue Waldbesitzervereinigung gestern viel Lob von Politik und Landesbetrieb Wald und Holz.