Wittgenstein. . Neben gemeinnützigen Anbietern stellen zunehmend private Anbieter Container für gebrauchte Textilien auf. Auf städtischen Flächen brauchen sie dazu eine Sondernutzungserlaubnis. Für private Grundstücke gibt es jedoch keine rechtliche Grundlage.
Wer abgelegte Textilien zur Altkleidersammlung gibt, möchte Menschen unterstützen, denen es wirtschaftlich nicht gut geht. Das Prinzip ist einfach: Gut verpackt landen Kleidungsstücke in Altkleidercontainern, die regelmäßig geleert werden. Aber was geschieht danach mit den Textilien? Bei gemeinnützigen Sammlern wie dem DRK oder der AWO werden die Stücke veräußert – und der Erlös kommt Projekten zugute. Doch welche Ziele verfolgen private Aufsteller von Containern?
„Einige private Anbieter versuchen lukrative Geschäfte mit dem Aufstellen zu machen“, erklärt Regina Linde, Sprecherin der Stadt Bad Berleburg. „Da muss man wirklich aufpassen, dass kein Wildwuchs entsteht.“ Das Problem liege darin, dass die Kommune lediglich das Aufstellen auf städtischem Grund kontrollieren kann – nicht aber auf privaten Grundstücken. „Sammelwillige stellen bei uns eine Anfrage für eine Sondernutzungserlaubnis“, sagt Linde. „Dies gilt aber nur für öffentlichen Raum. Für private Grundstücke gibt es keine rechtliche Grundlage.“
DRK nimmt Kleiderspenden entgegen
Eine Vielzahl der genehmigten Altkleidercontainer in Wittgenstein stammen vom DRK. In Bad Laasphe gibt es 14, in Erndtebrück zwischen acht und zehn und in Bad Berleburg neun.
Wer seine Kleidungsstücke lieber persönlich abgeben möchte, kann dies bei Kleiderkammern oder Kleiderläden tun. Die Kleiderkammer des DRK, Ederstraße 70, in Bad Berleburg hat jeden ersten Mittwoch im Monat zwischen 17 und 18 Uhr geöffnet.
Zusätzliche Termine gibt es auf Anfrage bei Sabine Borchardt, 02751/445-0291 oder 02751/2007.
Offiziell stehen in Bad Berleburg 45 Altkleidercontainer auf städtischen Grundstücken. Einige zu Unrecht aufgestellte Container privater Anbieter ließ die Stadt bereits wieder entfernen. „Insgesamt gibt es sicherlich rund 300 Container auf privatem Grund“, schätzt Linde. „Bei Problemen können wir nur versuchen, direkt mit den Eigentümern zu sprechen.“ Dies gestalte sich jedoch häufig schwierig.
Konkurrenz durch private Anbieter
„Es ist jedes Mal das gleiche: Sobald die Preise besser sind, schießen private Kleidersammler wie Pilze aus dem Boden“, berichtet Bernd Günther, stellvertretender Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein. Zurzeit erhalten Sammler um die 30 Cent pro Kilogramm Kleidung. „Wenn der Preis wieder sinkt, lassen viele die Container einfach stehen und leeren sie nicht mehr." Ein weiteres Ärgernis sei, dass die Sammelbehältnisse anderer Anbieter oft denen des DRK sehr ähnlich seien. Die Bürger könnten dies kaum unterscheiden und gäben ihre Kleider häufig nicht in den gewünschten Container.
„Wir sortieren die Wäsche nach bestimmten Kriterien wie Sommer-/Winter- oder Kinder-/Erwachsenenkleidung.“ Was nicht mehr in Ordnung ist, wird geschreddert und beispielsweise zu Putzwolle für Betriebe verarbeitet. „Die privaten Sammler sind für uns ein Problem, da wir aus den Erlösen Projekte in der Sozial-, Jugend- und Behindertenarbeit fördern, die sonst nicht finanzierbar wären.“
Absichten schwer nachvollziehbar
Wohin die Gelder gehen, die private Anbieter mit dem Verkauf der gebrauchten Kleider erzielen, ist schwer nachvollziehbar. Im Internet-Auftritt eines Anbieters heißt es: „Tätigt ein Bürger eine Spende, so will er, dass seine eingeworfenen Textilien direkt und kostenfrei an Hilfsbedürftige gehen. Aber angesichts der Wirtschaftslage ist das gar nicht möglich.“ Weiter schreibt das Unternehmen: „Außerdem wollen Bedürftige meist gar nichts umsonst, da dies an ihrem Stolz kratzt.“ Anrufe ließ die Firma unbeantwortet, sodass nur Informationen aus dem Netz bleiben. Dort behaupten sie außerdem, dass in Deutschland mehr Kleidung gespendet wird, als benötigt.
Bernd Günther sieht das anders: „Gerade im Bereich Kinderkleidung erhalten wir viel zu wenig.“
In Bad Laasphe und Erndtebrück gab es bislang keine Probleme mit unrechtmäßig aufgestellten Altkleidercontainern. „In Erndtebrück gibt es zirka 20 Altkleider-Container-Standorte“, sagt Heinz-Adolf Stöcker vom Bauamt in Erndtebrück. Betreiber seien entweder das DRK oder die AWO. „Die Standorte sind öffentliche Flächen und deren Nutzung ist genehmigt. Auf privaten Flächen stehen meines Wissens keine Container.“
In Bad Laasphe bedarf es hingegen keiner gesonderten Genehmigung: „Überall, wo Glascontainer stehen, dürfen auch Kleidercontainer aufgestellt werden“, erklärt Werner Dieckhoff, Leiter des Fachbereichs Bauen und Planen. „Das haben wir so festgelegt. Probleme gab es mit dieser Regelung bislang keine.“ Lediglich ab und zu müssten Plätze rund um die Container-Ensemble gereinigt werden. „Das kommt aber eher selten vor.“ Ähnlich verhält es sich auch in den anderen Wittgensteiner Kommunen.
„Manchmal kommt es kurz nach Leerung zu einer erhöhten Abgabe etwa durch eine Haushaltsauflösung“, erklärt Bernd Günther. „Wenn wir darüber informiert werden, leeren wir schnellstmöglich.“